Amerika tankt künftig in der Pfalz

Militär Die USA verlegen Tankflugzeuge nach Ramstein. Was sagen die Anwohner?

Drehkreuz Ramstein: US-Soldaten entladen einen Militärtransporter Foto: Martin Goldhahn/dpa

RAMSTEIN taz | Die Airbase in Ramstein wächst: 15 Tankflugzeuge will die U. S. Army bis 2021 aus England in die Westpfalz verlegen. Auswirken wird sich das auch auf die Region. „Es werden 750 neue Dienstposten geschaffen. Zusammen mit Familienangehörigen werden hier etwa 2.000 neue Menschen leben“, sagte Ralf Hechler (CDU), Bürgermeister von Ramstein-Miesenbach, während einer Diskussion mit taz.meinland am Donnerstag.

Erst zwei Tage zuvor war die geplante Verlegung publik geworden. Die Airbase scheint damit fester Bestandteil der US-Verteidigungspolitik zu bleiben. Wie das Zusammenleben mit den Soldaten läuft, welche Wünsche die Anwohner haben und wie sie sich ihre Zukunft vorstellen – darüber diskutierte taz.meinland in Ramstein. Knapp sechzig Menschen folgten der Einladung ins „Haus des Bürgers“. Nicht alle sind von den US-Plänen begeistert.

Der Friedensaktivist Wolfgang Jung beklagte, dass die Tankflugzeuge im Schnitt sechzig Jahre alt und entsprechend riskant seien. Hinzu käme, dass die US-Luftwaffe den gefährlichen Treibstoff JP8 nutze. „Stellen Sie sich einmal vor, so ein Flugzeug stürzt ab und landet in einem der Munitionslager“, sagte Jung.

Auch ohne eine solche Katastrophe könnte die Umwelt unter den zusätzlichen Flugzeugen leiden. Dagegen können Naturschützer und Kommunalpolitiker nach eigenen Angaben wenig unternehmen. „Es gibt kaum Mitspracherecht. Wir werden meistens erst informiert, wenn die Entscheidung getroffen ist“, bemängelte Kreisrätin Freia Jung-Klein (Grüne). Hinzu käme die ethische Frage: Die Airbase dient als Drehkreuz für Kampfeinsätze und spielt im Drohnenkrieg eine zentrale Rolle.

Eine Alternative zur US-Präsenz gibt es aber zumindest für den Bürgermeister kurzfristig nicht. „Ich bin nicht hier, um die Amerikaner heiligzusprechen“, sagte Hechler. Aber etliche Einheimische seien auf der Airbase angestellt oder verdienten ihr Geld indirekt mit der Armee. Die Situation habe man sich nicht ausgesucht. Man habe sich aber damit arrangiert.

Besteht aber tatsächliche eine wirtschaftliche Abhängigkeit? Auf diese Frage gibt es gegensätzliche Antworten. Meike Schubert, Aktivistin aus Kaiserslautern, glaubt nicht daran. „Das wird uns vorgemacht“, sagte sie. Seit die Amerikaner neue Unterkünfte und Läden innerhalb der Airbase errichtet haben, so Kritiker, geben die Armeeangehörigen weniger Geld im Umland aus. Von etlichen Steuern sind die US- und Nato-Soldaten ohnehin befreit.

Viele der Anwesenden am Donnerstag – in der Mehrheit sehen sie die Airbase zumindest skeptisch – fordern auch deshalb: Statt einer Erweiterung des Stützpunkts sollten die Verantwortlichen lieber wirtschaftliche Alternativen ausloten. „Wann fangen wir endlich an, über Konversion nachzudenken?“, fragte zum Beispiel Detlev Besier. Er wünsche sich erste Schritte in diese Richtung, sagte der Friedenspfarrer der evangelischen Kirche – und erhielt dafür aus dem Publikum zustimmendes Nicken.

Paul Toetzke,
Tobias Schulze