Argentiniens Ökonomie nach Trump-Sieg: Wenn der Dollarregen ausbleibt

Wenn sich der US-Markt abschottet, wird für Südamerika alles noch schlimmer. Warum vor allem Argentinien unter Trumps Politik leiden könnte.

Argentiniens Präsident Mauricio Macri winkt fröhlich

Macri winkt glücklich vom Balkon des Präsidentenpalastes. Hat er etwa Investoren gesehen? Foto: AP

BUENOS AIRES taz | Seit Donald Trumps Wahlsieg scheinen die Sorgenfalten im Gesicht von Argentiniens Präsident Mauricio Macri noch tiefer. Seit Monaten rutscht Südamerika, allen voran Brasilien, Argentinien und Peru, politisch nach rechts, wirtschaftlich in Richtung Neoliberalismus und Weltmarkt.

Unter Trump könnte sich nicht nur der US-Markt gegen Importe aus Südamerika abschotten. Ein Investitionsprogramm in den USA könnte auch Kapital gen Norden lenken, zudem hat die US-Notenbank bereits höhere Zinsen angekündigt, was ebenfalls Geldgeber in Richtung Washington lockt.

Macris Wirtschaftspolitik ähnelt eigentlich der von Trump im Wahlkampf angekündigten Richtung. Ein großes Investitionsprogramm soll die marode Infrastruktur zum Wohl der Agrarwirtschaft und Industrie verbessern. Macri will es durch eine höhere Verschuldung und private Investoren finanzieren.

Einen „Dollarregen“ hatte der frisch gekürte Präsident von knapp einem Jahr seinen Landsleuten versprochen. Gekommen ist bisher vor allem Spekulationskapital, angelockt von über 35 Prozent Zinsen für kurzfristige Anleihen der argentinischen Zentralbank.

Trump: „Eine großartige Familie“

Zudem haben sich Staat, Provinzen und Privatbanken im Ausland in den vergangenen elf Monaten rund 50 Milliarden Dollar verschuldet, dazu kommen inländische Kredite, was sich laut der Nachrichtenagentur DyN seit Macris Amtsantritt auf 75 Milliarden Dollar summiert. 30 Milliarden davon flossen in den Schuldendienst, auch bei den Nachbarländern. Mit dem Rest wurde vor allem das Haushaltsdefizit ausgeglichen.

Nun könnte der Dollarstrom bald in Richtung Norden fließen und die Region von frischem Kapital abschneiden. Noch negativ in Erinnerung ist in den südlichen Ländern die Hochzinspolitik des damalige US-Präsidenten Ronald Reagan in den 1980er Jahren. Die lenkte den Dollarstrom ebenfalls Richtung Norden, trieb die Zahlungsfähigkeit der südlichen Nachbarn in den Keller und half, die damalige Schuldenkrise auszulösen, die viele lateinamerikanische Staaten in die Zahlungsunfähigkeit trieb.

Die Wirtschaftspolitik Argentiniens ähnelt der von Trump

Deshalb hatte sich Macri offen für Hillary Clinton und gegen Trump ausgesprochen, obgleich es in Macris Ministerriege von ehemaligen Unternehmern wimmelt und er persönlich schon Geschäfte mit Trump machte. Vor laufender Kamera erzählte Macri, wie er als 24-Jähriger im Auftrag seines Vaters Franco mit Trump in New York einen Immobiliendeal abschloss.

Von 1979 bis 1984 versuchten beide Firmengruppen, ein 150-Stockwerk-Gebäude auf einem Grundstück der Macri-Familie in Manhattan zu bauen. Sohn Mauricio traf sich häufig mit Trump. Das gemeinsame Projekt wurde nicht realisiert, schließlich verkauften die Macris das Grundstück an Trump.

Das war jedoch nicht das Ende der Freundschaft. Trump besuchte die Macris in Buenos Aires und logierte bei ihnen. „Ich kenne Vater und Sohn Macri. Sie gefallen mir, es ist eine großartige Familie,“ sagte Trump 2012 in einem Interview der argentinischen Tageszeitung La Nación.

Die Beziehung scheint inzwischen eingeschlafen zu sein. Nach Trumps Wahl musste sich Mauricio Macri über fünf Ecken mit seinem ehemaligen Geschäftspartner verbinden lassen, um seinem nun designierten Amtskollegen zu gratulieren. Ob ihm Trump dabei übelnahm, dass Macri ihn während des Wahlkampfs als „Ausgeflippten, der Präsident werden will“, bezeichnete, ist nicht bekannt.

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