Auf dem Prüfstand: Die Wasserblase von Osterholz

Wahrscheinlich befindet sich unter der Osterholzer Feldmark Trinkwasser. Um ihren Schutzstatus zu verbessern, wird das kaum reichen.

Baumreihe auf der Wiese

Unter der grünen Wiese der Osterholzer Feldmark könnte Trinkwasser sein. Foto: Ann-Kathrin Just

BREMEN taz | Die Trinkwasserfrage steht Bremen noch bevor: Noch sieben Jahre liefern die Verdener. Aber danach beendet der Landkreis seine Förderung. Bremen braucht also neue Bezugsquellen: Wichtig wäre, die eigenen Vorkommen nicht nur in Blumenthal, sondern auch in Vegesack besser zu schützen. Manche vermuten, es wäre möglich, in der Osterholzer Feldmark ein neues zu erschließen. Lothar Dräger zum Beispiel, der Vorsitzende des Vereins der Kuhkamp-Siedler.

Schon vergangenen Sommer hat er deshalb beim Beirat Osterholz einen Bürgerantrag gestellt, mit dem der den Umweltsenator auffordern soll, „umgehend alles Notwendige zu veranlassen, damit die Feldmark zum Wasserschutzgebiet erklärt wird“.

Ein Beschluss darüber ist noch immer nicht gefällt. Dräger hat deshalb Sorge, dass die Sache unter den Teppich gekehrt wird. Zu Unrecht, versichert das Ortsamt auf Nachfrage. „Was wir nicht machen konnten, war, uns ein Gutachten zu besorgen“, erläutert Hans-Georg Schlodtmann vom Ortsamtsteam.

Kein Geld für Gutachten

Zwar habe Dräger sogar einen Gutachter benannt, „aber der wollte ein veritables Honorar“. Das sei zwar völlig okay, „hätte aber unseren Rahmen gesprengt“. Also habe man beim Umweltressort um Amtshilfe gebeten. Und Mitte März wird das nun den Bauausschuss des Beirats informieren: „Danach kann es dann eine Beschlussfassung geben“, so Schlodtmann.

Aber man ist halt ein bisschen skeptisch geworden, da draußen, am Rand der grünen Lunge von Bremens dicht besiedeltem Osten. Die ewige Bebauungsdiskussion, die immer wieder aufflackert, das macht mürbe. Diese Unruhe haben SPD und Grüne gleichsam festgeschrieben: Laut Koalitionsvertrag besteht „über die weitere Bebauung in Randbereichen der Osterholzer Feldmark Dissens“.

Manche befeuern sie noch: Erst am Montag hat Radio Bremen Umweltsenator Joachim Lohse (Grüne) angedichtet, er würde sich jetzt doch nicht mehr gegen die Bebauung der Feldmark sperren. „Das ist einfach nicht korrekt“, rückt Lohses Sprecher Jens Tittmann auf Nachfrage gerade.

Ein Zufallsfund

Rechts vom Ehlerdamm beginnt die naturnahe Fläche: Große Lachen haben sich gebildet, manche überzieht eine dünne Eisschicht, an einer hat sich ein Stockentenpärchen niedergelassen. Wasser ist also wirklich da. Aber Trinkwasser? Eher beiläufig hatte Dräger von dem Reservoir erfahren: Der Hydrogeologe Dieter Ortlam, früher Leiter des Landesamtes für Bodenforschung, hatte in den 1980ern die Bremer Grundwasservorkommen komplett kartiert, allerdings unter qualitativen Gesichtspunkten: Erforscht wurde der Grad der Belastung des Grundwassers. Dabei beprobte er auch die Feldmark – unter der sich eine Wasserblase zu befinden scheint.

Keine Rolle spielte dabei die Größe der betesteten Reservoirs. Dräger nennt eine mögliche Jahresfördermenge von zehn Millionen Kubikmetern, was einem Drittel der per anno in der Stadt Bremen konsumierten Menge entspräche. Woher der Wert stammt, ist unklar. „Uns fehlen verlässliche Zahlen über das Dargebot“, so die Auskunft von Tittmann.

Unter Dargebot versteht man den Süßwassergehalt, der in einem bestimmten Gebiet für eine bestimmte Zeit als Grund- oder Oberflächenwasser auftritt. Im Ressort sei man allerdings angesichts der geringen Größe der Fläche eher skeptisch, „ob die Osterholzer Feldmark für Bremens Trinkwasser-Thema eine wichtige Rolle spielen kann“, so Tittmann. „Aber wir prüfen das.“

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