Aufsichtsrat der Deutschen Bank: Neuer Chef gesucht

Der Brite John Cryan soll nach nur knapp drei Jahren als Deutsche-Bank-Chef zurücktreten. Potenzielle Kandidaten für die Nachfolge winken ab.

Eine Statue mit drei Männern vor einer Filiale der Deutschen Bank

Wer wird neue Chefin bei der Deutschen Bank? Die drei Herren wahrscheinlich nicht Foto: reuters

BERLIN/FRANKFURT taz/rtr | Die Deutsche Bank verliert wahrscheinlich ihren Chef: Der Brite John Cryan soll nach nur knapp drei Jahren abgelöst werden. Wie die englische Zeitung Times und die Nachrichtenagentur Reuters berichten, sucht Aufsichtsratschef Paul Achleitner nach einem neuen Vorstandsvorsitzenden für das größte deutsche Geldinstitut. Cryan sollte die Bank sanieren, doch die Geschäfte laufen unverändert schlecht. In den vergangenen drei Jahren wurden nur Verluste geschrieben – die Aktie brach um 60 Prozent ein.

Vor allem das Investmentbanking fährt nicht die geplanten Erträge ein. In der vergangenen Woche gab es erneut eine Hiobsbotschaft: Finanzchef James von Moltke kündigte an, dass es beim Investmentbanking „Belastungen“ von 450 Millionen Euro gebe, weil der Eurokurs und die Zinsen gestiegen seien. Die Anleger waren so schockiert, dass der Aktienkurs der Bank um bis zu 7 Prozent nachgab.

Cryan und Achleitner können sich offenbar nicht auf eine gemeinsame Strategie einigen, wie die Bank in Zukunft auszurichten ist. Die Times zitiert einen Insider: „Es ist klar, dass das Verhältnis zwischen Vorstandschef und Aufsichtsratschef zerbrochen ist.“

Bisher soll Achleitner jedoch daran gescheitert sein, einen Nachfolger für Cryan zu finden. Unter anderem habe Richard Gnodde abgewunken, der das Europageschäft der Investmentbank Goldman Sachs leitet. Der Chef der italienischen Großbank Unicredit, Jean ­Pierre Mustier, wollte ebenfalls nicht zur Deutschen Bank wechseln. Auch Bill Winters, bisher Chef des britischen Finanzhauses Standard Chartered, soll abgesagt haben.

Deutsche Bank, Unicredit und Standard Chartered wollten keinen Kommentar abgeben. Mustier hatte bereits im Januar ausgeschlossen, dass er zur Deutschen Bank geht. Die Deutsche-Bank-Aktie reagierte erleichtert auf das Gerücht, Cryan könnte gefeuert werden: Sie stieg zunächst um drei Prozent.

Cryan verfolgte ein „3-Säulen-Modell“, das aus Investmentbanking, Vermögensverwaltung und Privatkundengeschäft bestand. Doch nicht nur beim Investmentbanking gibt es Probleme. Die Integration der Postbank soll noch einmal 1,9 Milliarden Euro kosten – und auch der Börsengang der Vermögensverwaltungstochter DWS verlief zuletzt enttäuschend. Eigentlich wollte die Bank dadurch 2 Milliarden Euro einsammeln, am Ende waren es nur rund 1,4 Milliarden. Falls die Deutsche Bank einen neuen Chef bekommt, wird er es also alles andere als leicht haben.

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