Aus dem Mitgliederinfo Nr. 27: taz vor der Wahl

Der Sommer vor der Wahl ist ein taz-Sommer – mit taz-typischen Themen.

Liebe Genossinnen und Genossen,

ich schreibe diese Zeilen unter dem Eindruck des G20-Gipfels. Der Sommer vor der Wahl ist ein taz-Sommer. Denn in diesem Sommer geht es tatsächlich um die großen Themen, wie wir in Zukunft leben wollen. Um die Frage, was dies alles konkret mit Politik zu tun hat. Und um die Frage, welche politischen Mittel zulässig sind. Um die Lebensfragen der taz. G20 ist die wichtigste Chiffre dafür, aber auch die Ehe für alle, das Ende des Diesels und das seltsame Verschwinden der AfD aus dem politischen Diskurs.

In Hamburg haben sich anlässlich des G20-Gipfels Anfang Juli Zehntausende Menschen versammelt, haben friedlich und fantasievoll demonstriert – so sagt man doch – für eine bessere Welt, für eine andere Politik. Die Regierenden sind mit ihren 747 eingeflogen, haben sie auf dem Hamburger Flughafen geparkt wie wir Bürger unsere Autos parken, haben geredet und Sinfonien gelauscht und sind wieder nach Hause gefahren – ohne greifbares Ergebnis. Die Protestierenden präsentierten Alternativen für eine bessere Welt, abgeschirmt von der Politik. Und die Gewalttäter zeigen nicht nur den Regierenden, sondern auch den Protestierenden ihre Verachtung. Der verbrannte Twingo in einer Seitenstraße ist das neue Logo des Schwarzen Blocks.

Hermann-Josef Tenhagen, Jahrgang 1963, ist Diplom-Politologe und war über 15 Jahre Chefredakteur der Zeitschrift Finanztest und ist seit 2004 Aufsichtsrat der taz Genossenschaft.

Unsere taz hat mit ihrer Berichterstattung zum G20-Gipfel gezeigt, wozu sie da ist, wozu sie fähig ist – online auf Facebook und Twitter und in der gedruckten Zeitung. Sie zeigt die Facetten und das Scheitern der schwarz-roten Bundesregierung in Hamburg. Sie zeigt das Scheitern des Protestes und erklärt die Verachtung des Schwarzen Blocks für den Rest der Menschheit. Sie tut es in einer Form, dass doppelt so viele LeserInnen wie normal der taz online und in den sozialen Medien folgen und dass die taz von anderen JournalistInnen zum Leitmedium erklärt wird. Wann gab es das zuletzt? Danke unserem hervorragenden Kollegen Martin Kaul und Gratulation den übrigen RedakteurInnen bei der G20-Berichterstattung.

Lamentieren über die Weltläufe lag der taz immer fern. Während in Hamburg noch Stillstand zelebriert wurde, hat sich die Gesellschaft nach vorn bewegt. Wir können in der taz beschreiben, dass die Ehe für alle nach 27 Jahren kommt, dass die Stickoxide aus unseren Diesel- Autos jährlich mehr Menschen umbringen als die Stoßfänger. Und dass diese Autos verschwinden. Volvo will 2019 als erster Hersteller keine Autos mehr (ausschließlich) mit Verbrennungsmotor anbieten. Wir freuen uns in der Berichterstattung, dass die AfD keine Lösung hat (alt) und dass das selbst ihre Sympathisanten erkennen (neu). Das haben Sie mit Ihrer Priorität möglich gemacht. Diese Berichterstattung, diese Highlights sind der kleine Dank. Weiter voran für das wichtigste Medienprojekt der Jetztzeit – das ist der große Dank.

Ach so, und was die Wahl angeht, müssen Sie jetzt natürlich selbst die Schlüsse ziehen, wen wir im Kanzleramt und im Parlament brauchen, damit dem Lernen der Gesellschaft ein Lernen der Politik folgt. Und das Leben für uns alle besser wird … Am Anfang der taz stand auch eine Abwandlung des berühmten Spruchs der Bremer Stadtmusikanten: Etwas Besseres als das Hier und Jetzt finden wir überall. Helfen Sie uns beim Suchen.

Hermann-Josef Tenhagen