Ausstellung über Redensarten in Berlin: Krokodile weinen wirklich

Das Museum für Kommunikation zeigt eine Ausstellung über Sprichwörter. Wir nutzen 100 davon täglich, wissen aber selten, was wir da sagen.

Ein Krokodil mit einer dicken Träne

Und sie sind doch echt: Die Krokodilstränen Foto: Museum für Kommunikation

Es ist, als würde man von Blitzen der Erkenntnis geradezu erschlagen in dieser kleinen Ausstellung im Museum für Kommunikation mit dem Titel „Mein Name ist Hase“, die am Mittwoch eröffnet. Zum Beispiel diesem: Krokodile weinen immer, wenn sie fressen. Ihr Oberkiefer drückt beim Kauen auf die Tränendrüse.

Den Tieren deshalb Scheinheiligkeit zu unterstellen, weil sie weinens kleine Kinder verspeisen, sei daher haltlos, findet Kurator und Sprichwort-Experte Rolf-Bernhard Essig und nimmt damit die Redewendung der Krokodilstränen aufs Korn, die nicht echt sind.

Bei der Führung durch die neun Stationen kann man erfahren, woher 144 der 300.000 Redensarten stammen, die wir in Deutschland haben: aus dem Militär, dem Handwerk, der Welt des Theaters beispielsweise. Denn wer weiß schon, warum wir etwas auf der Pfanne haben oder was man genau tut, wenn man sich verhaspelt?

Die Ausstellung weiß es: Mit Pfannen sind die Pulverpfannen alter Gewehre gemeint. Eine Haspel diente beim Spinnen dazu, dünnes Garn zu dickerem Faden zu verarbeiten – wer sich verhaspelt, produziert Wirrwarr. Über hundert Redewendungen verwendet der Deutsche am Tag, schätzt Essig – und wer seine Ausstellung einmal durchlaufen hat, der kann sich der Emphase ihres Machers kaum erwehren: Redensarten und Sprichwörter sind keine hohlen Phrasen, keine bürgerliche Dressur, wie die Kritiker der Rhetorik um 1968 herum oft propagierten – sie erzählen vielmehr Geschichten, machen Sprache lebendig.

Eine der Stationen ganz am Ende übrigens widmet sich unter anderem Redensarten aus Berlin, denn diese gehören bundesweit zu den beliebtesten, weiß Essig. Jeder Schwabe versteht etwa, was mit blümerant gemeint ist. Was er nicht weiß: Das Ausgangswort des berlinerischen blümerant war das französische „bleu mourant“, eine Modefarbe, die wörtlich „sterbensblau“ meint – eine anschauliche Bezeichnung für elende Blässe.

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