Banker zehn Jahre nach Lehman-Crash: „Die Krise betraf alle Banken“

Die Life Oak Bank aus North Carolina wurde 2008, mitten in der Krise, gegründet. Der Chef erzählt, wie sie überleben konnte.

Trader an der Wall Street

An der Wall Street hatten es Banken in der Krise schwer Foto: ap

taz: Die Live Oak Bank nahm ihre Geschäfte auf, als die Subprime-Krise anfing. Wie haben Sie in einer so schwierigen Zeit eine Bank gegründet?

Neil Underwood: Wir haben 2008 unsere Bankkonzession beantragt und sie im Mai erhalten. Die Finanzkrise begann im September. Unser Fokus war von Anfang an, Geld an Kleinunternehmer zu verleihen. Nach der Krise brauchten diese Leute das mehr denn je. Wir haben zuerst nur Kapital in Form von teilweise von der Regierung abgesicherten Krediten (SBA) vergeben. Anfangs waren es Veterinäre, dann auch Zahnärzte. Heute versorgen wie mehr als 20 verschiedene Branchen mit Krediten.

Wie fühlte es sich an, als Bank an den Start zu gehen, während große Institute wie Lehman Brothers zusammenbrachen?

Niemand konnte die Krise vorhersehen. Sie betraf jeden, ganz egal, ob man wie Live Oak gerade erst anfing oder schon lange am Markt etabliert war. Wir hatten das Glück, dass keine anderen Banken in unseren Sektoren Geld verliehen.

Wie beeinflusste die Finanzkrise ihr Geschäft?

Die Banken verliehen einfach kein Geld mehr. Aber kleine Unternehmen brauchten immer noch Kapital, um zu wachsen. Weil sich die Regierung teilweise für die SBA-Kredite verbürgt, konnten wir Kredite an andere Institute verkaufen und so mehr Kapital freisetzen, um weiterhin Geld verleihen zu können.

Neil Underwood ist Chef der Life Oak Bank in Wilmington, North Carolina. Mit knapp 500 Angestellten steht sie nach eigenen Angaben auf Platz 290 der größten Banken der USA.

Wenn Sie zurückblicken: Hat die Krise die Entwicklung der Live Oak Bank eher behindert oder gefördert?

In manchen Bereichen war die Krise hinderlich, in anderen war sie hilfreich. Sie erschwerte das Geschäft, weil sich die Gesetze verschärften. Keine Bank konnte das Dodd-Frank-Gesetz voraussehen und die Auswirkungen, die es auf den Sektor haben würde.

Spüren Sie heute noch Auswirkungen der Krise?

Ulrike Herrmann im taz-Pod­cast zum Jahrestag der Lehman-Pleite. Ab Freitagmittag auf www.taz.de/podcast.

Absolut. Der regulatorische Effekt wird noch jahrzehntelang Wellen schlagen. Wir hoffen aber auch, dass diese Regeln noch verfeinert werden.

Wie minimieren Sie heute Risiken und stellen sicher, dass eine solche Krise nicht erneut auftreten kann?

Transparenz. Neue Technologien werden eine große Rolle dabei spielen, wie Banken operieren und ein klares Verständnis davon haben, wo die realen Risiken liegen. Nur so kann man eine Wiederholung vermeiden. Big data, Datensätze und andere Technologien erlauben uns, die zugrunde liegenden Informationen zu analysieren, sodass Risiken effektiv reduziert werden können.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.