Bauprojekt in Köln: Oper ganz oben dabei

Kölns neuer Bauskandal ist amtlich: Die Opernsanierung wird mehr als doppelt so teuer und zieht sich noch Jahre hin.

Die Kölner Oper und der Vorplatz vor den Sanierungsarbeiten im Jahr 2016.

Das Bürgerbegehren verhinderte den Abriss im Jahr 2010, doch um Schuldzuweisungen geht es nicht Foto: dpa

Als wenn das Desaster um die Kölner Oper nicht schon dramatisch genug wäre! Ganz ins Dunkel getaucht ist das sogenannte Kleine Haus auf der Baustelle der Kölner Bühnen am Offenbachplatz, nur die städtischen Vertreter sind von oben hart angestrahlt. In Köln hat man offenbar Sinn für theatralische Effekte. Wenn schon Desaster, dann soll es auch was hermachen.

Die Verkünder des Skandals sind Henriette Reker, ihre Kulturdezernentin Susanne Laugwitz-Aulbach, der geschäftsführende Direktor der Bühnen Patrick Wasserbauer und Bernd Streitberger. Er gilt zugleich als Retter und Schreckensbote. Als man vergangenes Jahr zugeben musste, dass gar nichts mehr ging, wurde der einstige Kölner Baudezernent zum Technischen Betriebsleiter der Bühnen ernannt. Nur noch ihm traute man zu, das Chaos zu bändigen.

Ein halbes Jahr brauchte er, sich einen Überblick zu verschaffen. Die Sanierung des gesamten Architektur-Ensembles mit Oper und Schauspielhaus, dazu die neue Kinderoper und die Opernterrassen werden mehr als doppelt so teurer wie geplant: bis zu 570 Mio. Euro. Eine Eröffnung wird es frühestens 2023 geben – wenn ab jetzt alles glattläuft. Bis dahin bleibt der Offenbachplatz eine Dauerbaustelle. Jedes Jahr fallen Millionen an, um die Ersatzspielstätten zu finanzieren.

Reker erzählt von ihrer letzten Besichtigung der Baustelle, von den „gravierenden Mängeln in Planung und Ausführung“, und dass sie auch „zornig“ sei. Die Zahlen seien eine große Bürde, doch sie seien das Ergebnis der neuen Transparenz in der Stadtverwaltung. So lässt sich der Skandal als Neuanfang umdeuten. Doch jeder fragt sich: Wer ist eigentlich schuld am Desaster? Wer die Baustelle gesehen hat, weiß: eine vernunftgesteuerte Projektleitung kann es nicht gegeben haben.

Kölscher Katastrophenstolz

Ins Visier ist nun Kulturdezernentin Laugwitz-Aulbach geraten. Sie hat 2015 wenige Monate vor der geplanten Eröffnung den Termin absagen müssen. Ihre Krisen-PR gilt als miserabel, ihr Ton ist oft schnodderig. Ihre Rede liest sie steif ab, sie spricht von der Zukunft, die Frage nach ihrer Rolle in dem Desaster klammert sie aus.

Irgendwie schmeichelt das alles aber auch dem kölschen Katastrophen-Stolz. Wenn hier schon nichts klappt, dann aber auch mit Schmackes! Hauptstadtflughafen? Elbphilharmonie? Jetzt wissen wir: Köln kann durchaus mithalten, wenn es um desaströse Großprojekte geht.

Eigentlich sollte die Oper saniert und das benachbarte Schauspielhaus abgerissen und neu gebaut werden. Doch ein Bürgerbegehren verhinderte den Abriss 2010. Die »Initiative Mut zu Kultur« rechnete damals sogar vor, das käme billiger. 50.000 Kölner unterschrieben das.

Streitbergers Rechnung und Prognosen mögen seriös sein, aber niemand wird darauf wetten, dass es nicht doch noch länger dauert und teurer wird. Eine Aufarbeitung des Skandals hat bislang nicht stattgefunden. Der Kölner Rechnungsprüfungsausschuss hat zwar ein Gutachten in Auftrag gegeben. Doch das kommt nicht wie angekündigt am Donnerstag, sondern erst nach der Sommerpause. Und schon jetzt wird betont, es gehe nicht um Schuldzuweisungen.

Unterdessen plant Köln munter weiter: Vor dem Dom soll es eine neue Historische Mitte geben mit drei Neubauten – darunter fährt die Kölner U-Bahn.

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