Bayern München will noch mehr Geld: Gute Freunde kann was trennen

Der Bayerische Rundfunk hat die Double-Feier des FC Bayern München nicht live übertragen. Was ist da los im Freistaat?

Rumenigge und Guardiola feiern mit DFB-Pokal. Rumenigge hält ein Mikrophon in der Hand

„Cream! Get the money, dollar, dollar, bill, y'all!“, Rumenigge und Guardiola rezitieren aus aktuellem Anlass Wu-Tang Songs Foto: ap

Eigentlich läuft das in Bayern so: Da gibt es die CSU, den FC Bayern und den Bayerischen Rundfunk (BR). Auf diesen dicken Säulen ruht das Land.

Der BR ist ein Sender, in dessen Programm CSU-Söder auch schon mal in der Soap „Dahoam is dahoam“ Werbung für Partei und Regierung machen darf; dessen Intendant Ulrich Wilhelm beim Pokalfinale in Berlin mit rot-weißem Schal auf der Tribüne sitzt; dessen Dauer-Bayern-Reporter Markus Othmer am Ende eines Interviews „Merci Franck“ sagt und damit seine größte journalistische Leistung im Gespräch mit Ribéry abliefert.

Gute Freunde kann halt nichts und niemand trennen. Außer Geld. Denn seit dem vergangenen Wochenende steckt die Beziehung von FCB und BR in einer schlimmen Krise: Der Klub wollte von dem Sender eine Kostenbeteiligung an der vereinseigenen Doublefeier auf dem Marienplatz, die der BR eigentlich übertragen wollte.

150.000 Euro sollte der Sender zuschießen, weil die Veranstaltung „unglaublich viel Geld“ koste (Bayern-Vorstand Karl-Heinz Rummenigge in der Münchner tz). Genauer: 300.000 Euro. Hauptsächlich für die Sicherheitsvorkehrungen.

Weil sie es können

Die Forderung der Bayern soll am Freitag an den BR herangetragen worden sein. Doch der wollte nicht zahlen. Zu kurzfristig. Zu viel. Also durfte der Sender, der sonst immer live dabei ist, wenn die Roten feiern (oder das machen, was sie darunter verstehen) nicht senden.

„Es gibt keinen automatischen Anspruch, für niemanden“, giftete Rummenigge in der tz hinterher, und zeigte sich stolz darauf, dass man trotzdem „unsere Feierlichkeit in der ganzen Welt“ habe sehen können – via Livestream auf der Vereinsseite oder bei Bild.de oder in Live-Ausschnitten bei Sport1.

Dennoch fragt man sich: Was soll das? Warum verprellt der FC Bayern (Umsatz 2014/15: 523,7 Millionen Euro; Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen: 111,3 Millionen Euro) seinen Haus- und Hofsender (Verlust in den Jahren 2010 bis 2014: 100 Millionen Euro) wegen läppischer 150.000 Euro?

Kurze Antwort: Weil sie es können. Lange Antwort: Weil es ihnen mittlerweile egal zu sein scheint, welche Brücken abgebrochen werden. Die Zielgruppe des Klubs ist mittlerweile die ganze Welt. Nicht der gemeine Altfan in Bayern oder irgendwo in Deutschland, der seit Jahrzehnten die Feiern des Rekordmeisters und -pokalsiegers beim BR verfolgte. Je näher man am FC Bayern dran ist, desto schwerer fällt es, Fan zu bleiben. Das muss ein Verein erst mal schaffen.

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Ist heute: Redaktionsleiter bei Übermedien und freier Autor. War mal: Leiter des Ressorts tazzwei bei der taz. Davor: Journalistik und Politikwissenschaft in Leipzig studiert. Dazwischen: Gelernt an der Axel Springer Akademie in Berlin.

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