Belästigung bei Breminale: Übergriffe in der Festival-Sauna

Nach Beschwerden mehrerer Besucherinnen der mobilen Sauna über verbale Belästigungen suchen die Veranstalter des Festivals das Gespräch

Menschen in der Sauna

Nicht überall so entspannt wie hier: Besuch in der Sauna. Foto: dpa

BREMEN taz | Mehrere BesucherInnen der mobilen Sauna auf der Breminale haben sich über verbale Belästigungen beschwert. „Wenn hier jetzt eine Frau drin wäre, würde ich ihr auf den Arsch hauen“, soll einer der Gäste gesagt haben. Auch folgendes Gespräch wird kolportiert: „Sind noch Frauen in der Sauna?“ „Nein, nur noch Kerle. Ist nichts mehr zum Vergewaltigen da.“

Die mobile Sauna wird von den Künstlern vom Berliner Kollektiv „Fluchtkunst“ betrieben. Sie ist ein fahrbares Kunstlabor, in welchem das Saunieren im öffentlichen Raum im Fokus steht. Seit mehreren Jahren sind sie auch auf der Breminale vertreten, in diesem Jahr auf der „Himmlischen Wiese“.

Auf der Website der Breminale wird das Projekt als „Wellness im öffentlichen Raum“ beschrieben, jedoch erleben nicht alle BesucherInnen die dortigen Erfahrungen als erholsam. Die belästigten BesucherInnen suchten das Gespräch mit Susanne von Essen, der Organisatorin der Breminale. Sie war vor Ort, um, wie jeden Abend, gegen Mitternacht das Ende des Saunabetriebs einzuläuten. Später baten die belästigten Frauen die VeranstalterInnen per E-Mail, sich um das Problem zu kümmern – damit solche Vorfälle auf der Breminale nicht wieder vorkommen.

„Das war ein absoluter Einzelfall“, sagt Susanne von Essen der taz auf Nachfrage. Auch die Betreiber der Sauna berichten, dass es bisher noch nie Probleme mit Belästigungen gegeben habe. Die Person, die für die Belästigungen verantwortlich war, sei bekannt – und würde seit Jahren regelmäßig die Sauna nutzen. Nun wollen die Betreiber der Sauna nach eigenen Angaben den betreffenden Gast mit den Vorwürfen konfrontieren und eine Lösung suchen.

Die Fluchtkunst-Sauna hat ihre Wurzeln in der Sauna­tradition Skandinaviens, wo das Saunieren auf Festen durchaus üblich ist. Es solle ein Ort der Begegnung geschaffen werden, so die Künstler, in dem unterschiedliche Menschen zufällig zusammentreffen und miteinander ins Gespräch kommen. Seit rund zehn Jahren steht die mobile Sauna immer wieder an verschiedenen Orten Europas – mal werden sie auf Festivals eingeladen, mal stehen sie unangemeldet auf öffentlichen Plätzen.

Die Kombination von alkoholisierten FestivalgängerInnen und nacktem Saunagang sei an sich kein Problem, sagen die Künstler. Alkohol gehöre auch nicht zwingend zum „hedonistischen Bild“, das die Künstler mit der mobilen Sauna erzeugen wollten. Nach Angaben der Festivalleitung darf an der Sauna und in ihrer ganz unmittelbaren Nähe kein Alkohol verkauft werden.

Dass solche Belästigungen durchaus kein Einzelfall sind, erfuhr die taz von einem Gast der letztjährigen Breminale. 2015 war der Alkohol demzufolge eher ein „fester Bestandteil des Saunagangs“. So seien alle Gäste in der Sauna stark alkoholisiert gewesen, unter anderem auch einer der Künstler. Insgesamt sei die Stimmung in der Sauna damals „sehr sexualisiert“ gewesen, so die Frau, die anonym bleiben will.

Ein älterer Mann mit erigiertem Penis habe wiederholt versucht, eine junge Frau an den Beinen und der Brust zu berühren. Die Frau habe die Versuche zurückgewiesen. Jedoch sei es damals zu keiner Intervention von Seiten anderer Saunagäste oder des Betreibers gekommen.„Manchmal kriegt man nicht mit, was passiert“, sagt der Saunabetreiber Hamster Damm. Grundsätzlich seien die Künstler aber immer ansprechbar und auch stets vor Ort.

Sowohl die Künstler als auch die VeranstalterInnen der Breminale setzen nun auf Schlichtung. Susanne von Essen hat die Frauen, die sich nun beschwert haben, zu einem persönlichen Gespräch eingeladen. Bisher hätten diese jedoch noch nicht auf die Einladung reagiert, sagte von Essen der taz.

Niels Kurvin, Mit-Betreiber der Sauna, will mit einem Schild Abhilfe schaffen: Darauf soll stehen, dass man sich bei Belästigung jederzeit an ihn oder Hamster Damm wenden könne. Auf dem Fusion-Festival in Mecklenburg-Vorpommern gebe es solche Schilder. Von Essen findet so einen Hinweis jedoch unnötig: „Die Sauna ist ein sehr sicherer Ort.“

Kurvin stimmt dem zu: „Hier ist noch nie jemand gegen seinen Willen angegrabscht worden.“ Mit einem derartigen Schild würde man möglicherweise sexuelle Übergriffe erst mit der mobilen Sauna in Verbindung bringen, sagt Kurvin. „Und dann fahre ich lieber nach Hause.“ Susanne von Essen befürchtet außerdem, dass Warnhinweise die künstlerische Freiheit einschränken könnten. Generell gelte in der mobilen Sauna das „Prinzip Eigenverantwortung“.

Auch anderswo war die Fluchtkunst-Sauna schon umstritten: Auf einem Volksfest in Berlin saunierten Minderjährige mit den Künstlern, ohne ihre Eltern darüber zu informieren. Danach hätten die Jugendlichen viel Ärger von ihren Eltern bekommen, sagt Hamster Damm.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.