Bergbau in Guinea: Milliardendeal? Milliardenpleite

Ein schillernder Diamanthändler muss wegen korrupten Erwerbs von Bergbaurechten in Guinea in Haft. Es geht um eine der größten Eisenerzminen der Welt.

Nebelige Gebirgslandschaft in Guinea

Birgt Eisenerz im Wert von 140 Mrd. US-Dollar: das Simandou-Bergmassiv in Guinea Foto: reuters

BERLIN taz | Einer der weltweit spektakulärsten Prozesse wegen Korruption im internationalen Bergbau ist mit einem harten Urteil zu Ende gegangen. Ein Gericht in Genf verurteilte den israelischen Unternehmer Beny Steinmetz am Freitag zu fünf Jahren Haft wegen Korruption in Guinea.

Kampagnen für mehr Transparenz im Rohstoffsektor feiern einen ihrer größten Siege – Steinmetz selbst sprach in einer ersten Reaktion von „zehn Jahren Manipulation und Lüge“.

Es geht um eines der größten bekannten Eisenerzvorkommen der Welt in einer der ärmsten Gegenden der Welt: Simandou, am südlichen Ende einer Bergkette in den Regenwäldern von Guinea nahe der Grenze zu Liberia. Die Eisenerzreserven von Simandou werden auf rund 2 Milliarden Tonnen geschätzt – das entspricht in etwa dem Jahresverbrauch der gesamten Welt – mit einem Marktwert von 140 Milliarden US-Dollar.

Im Jahr 2006 vergab der damalige gui­neische Diktator Lansana Conté die Rechte an Simandou an den Bergbaumulti Rio Tinto.

Doch kurz vor seinem Tod im Dezember 2008 machte der greise Conté einen Rückzieher. Der Nordteil von Simandou, Blocks 1 und 2, wurde Rio Tinto entzogen und dem Diamanthändler Beny Steinmetz und seinem Unternehmen BSGR (Beny Steinmetz Group Resources) zugeschanzt. Rio Tinto behielt nur die Südhälfte, Blocks 3 und 4.

Milliardengewinn im Handumdrehen

Für Steinmetz war es das Geschäft seines Lebens. Er musste nicht einmal zahlen – Conté gab sich mit der Zusage von Investitionen in Höhe von 170 Millio­nen US-Dollar zufrieden.

Und mit Simandou war BSGR plötzlich ein globaler Player. 2010 stieg der brasilianische Bergbauriese Vale bei BSGR ein und kaufte 51 Prozent seiner Siman­dou-Rechte für 2,5 Milliarden US-Dollar. Steinmetz hatte im Handumdrehen einen Milliardengewinn gemacht.

Doch als nach einer Zeit der Wirren Guinea 2010 seine ersten freien Wahlen erlebte und der bisherige Exiloppositionelle Alpha Condé Präsident wurde, kamen alle Bergbauverträge auf den Prüfstand – auch Simandou.

Rio Tinto verlangte die Blocks 1 und 2 zurück. Vale stoppte nach den ersten 500 Millionen US-Dollar die weitere Bedienung seiner Schulden gegenüber BSGR. Und als Whistleblower auspackten, war der Skandal perfekt.

US-Dollar für die Präsidentengattin

Steinmetz, so die von Ermittlungen bestätigten Enthüllungen, hatte eine der vier Ehefrauen des greisen Diktators Conté mit Millionenwerten schmieren lassen. Mal gab es für Mamadie Touré eine Million US-Dollar in bar, mal eine Diamanthalskette.

Ein französischer BSGR-Vertreter zog gemeinsam mit Guineas Sportminister durch das Land und versprach allen, die beim Erwerb von Bergbaurechten helfen, 12 Millionen US-Dollar Schmiergelder – so gibt die britische Rohstofftransparenzorganisation Global Witness FBI-Ermittlungsergebnisse wieder, die ein Untersuchungsausschuss des guineischen Parlaments veröffentlichte, als er Präsident Condé im Jahr 2014 die Annullierung des BSGR-Vertrags empfahl.

Steinmetz wehrte sich vehement, und im Jahr 2019 einigte er sich mit Guineas Staat außergerichtlich: Er verzichtete auf Simandou, im Gegenzug verzichtete Guinea auf eine Klage.

Stattdessen aber klagte ihn die Staatsanwaltschaft von Genf an – denn er hatte immer zu seinem Schutz vorgebracht, in Genf zu leben und zu arbeiten.

Die Genfer Richter sind jetzt der Darstellung der Anklage gefolgt. Zusätzlich schuldet Steinmetz seinen ehemaligen Partnern von Vale 1,25 Milliarden US-Dollar – so urteilte 2019 ein Londoner Gericht.

Und Guinea wartet immer noch auf das erste Eisenerz aus Simandou.

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