Bericht über Rohstoffimporte: Die Nachfrage sinkt

Rohstoffe werden günstiger: Für die deutsche Industrie ist das eine gute Nachricht, für Länder des globalen Südens häufig nicht.

Ein Mitarbeiter der Salzgitter AG arbeitet iim Hauptwerk in Salzgitter an einem Hochofen.

Die verarbeitende Industrie freut sich über sinkenden Rohstoffpreise. Foto: dpa

BERLIN taz | Die deutsche Industrie profitiert von günstigen Rohstoffpreisen. Das ist das Ergebnis des jährlichen Berichts zur Rohstoffsituation in Deutschland, den die Bundesanstalt für Rohstoffe (BGR) am Dienstag veröffentlicht hat. Zwar sind die Importe mineralischer und Energierohstoffe im vergangenen Jahr um 4 Prozent von 336 auf 322 Millionen Tonnen gesunken, der Wert der importierten Rohstoffe ging aber wesentlich stärker zurück – um 15 Prozent von 144 auf 123 Milliarden Euro.

Die Gründe für den Preisverfall liegen laut der Studie vor allem im chinesischen Markt. Seit 2000 ist das Land auf den Weltmärkten für die wichtigsten Metalle, seltenen Erden und Steinkohle zum mit Abstand größten Nachfrager aufgestiegen.

Einzig beim Erdöl sind die USA noch Spitzenreiter. Doch die Wachstumsraten in China sinken, im letzten Quartal erstmals auf unter 7 Prozent. Im Jahr 2014 waren es noch 7,7 Prozent.

In der Folge sinkt deshalb auch die Nachfrage nach Rohstoffen. „Wir beobachten seit geraumer Zeit bei fast allen Rohstoffen einen zunehmenden Preisverfall, vor allem bei Kupfer und Gold“, sagt Michael Reckrodt, Koordinator des Arbeitskreises Rohstoffe. Das NGO-Netzwerk setzt sich für eine faire globale Rohstoffpolitik ein.

Was eine gute Nachricht für die deutsche Wirtschaft ist, führt aber dort, wo Rohstoffe abgebaut werden, zu massiven Probleme – vor allem in Ländern des globalen Südens. „Bei sinkenden Weltmarktpreisen geraten die Bergbauunternehmen unter Druck und senken Sozial- und Umweltstandards“, sagt Reckrodt. Das heißt: schlechtere Arbeitsbedingungen, ein höheres Risiko von Umweltschäden und Arbeitslosigkeit dort, wo etwa Minen geschlossen werden.

Doch es gibt auch einen gegenläufigen Effekt: Bei niedrigen Preisen investieren Bergbauunternehmen oftmals erst gar nicht in neue Projekte. Metalle, seltene Erden oder Steinkohle werden dann nicht gefördert, weil die Gewinne zu gering sind.

„Global operierende Unternehmen wie Glencore haben in den vergangenen Jahren viele Projekte auf Eis gelegt“, so Reckrodt weiter. Davon profitieren auch die Menschen, die von neuen Projekten bedroht wären: durch Umsiedlungen oder weil sie Flächen für die Landwirtschaft verlieren.

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