Berliner NSU-Hinweise: Henkel und Koppers verteidigen sich

Berlins Innensenator Henkel und Polizeipräsidentin Koppers wird Vertuschung von NSU-Hinweisen eines V-Manns vorgeworfen. Im Innenausschuss weisen sie dies zurück.

Notwendige Sensibilität: Polizeipräsidentin Koppers und Innensenator Henkel wurden von Abgeordneten befragt. Bild: dapd

BERLIN dapd/dpa | Die Berliner Polizeivizepräsidentin Margarete Koppers hat einen Medienbericht über neue Vorwürfe im Zusammenhang mit den Berliner Verwicklungen in die NSU-Affäre zurückgewiesen. Das Schreiben über die angebliche Zurückhaltung von Akten, das dem Magazin Der Spiegel vorliege, sei nicht von ihr selbst oder Kriminaldirektor Oliver Stepien unterzeichnet worden, sagte Koppers am Montag im Innenausschuss des Abgeordnetenhauses.

Der Spiegel zitiert in seiner aktuellen Ausgabe aus einem Schreiben, das dem Kriminaldirektor zugeordnet wurde, demzufolge das LKA dem Untersuchungsausschuss des Bundestages die Akten gezielt vorenthalten wollte.

In dem Schreiben an die Bundesanwaltschaft verweigert der Staatsschutzmann die Übersendung der Berichte des V-Manns an die Bundesanwälte. Als Grund führt er an, dass mit einer Übersendung „die Einsicht durch den Untersuchungsausschuss nicht ausgeschlossen werden“ könnte.

Die Opposition griff Innensenator Frank Henkel (CDU) im Ausschuss scharf an. Der Berliner Linksfraktionschef Udo Wolf sprach von einem Rosenkrieg zwischen Henkel und dem Generalbundesanwalt, der das Niveau einer peinlichen Seifenoper erreicht habe. Der Grünen-Politiker Benedikt Lux warf dem Innensenator mangelnde Sachaufklärung vor.

Henkel verteidigte sich gegen Kritik und Vertuschungsvorwürfe. Er sei nicht immer mit der „notwendigen Sensibilität“ vorgegangen, sagte Henkel im Innenausschuss mit Blick darauf, dass der NSU-Untersuchungsausschuss im Bundestag erst spät über den Berliner V-Mann Thomas S. informiert wurde. Der Informant gab im Jahr 2002 Hinweise auf das gesuchte NSU-Terrortrio. Gleichwohl werde er eine „sachliche und seriöse Nachforschung“ durch einen Sonderermittler veranlassen, was mit den Informationen damals passierte, sagte Henkel. Bei der Polizei untersucht bereits eine Sonderkommission den Vorgang.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Mit der taz Bewegung bleibst Du auf dem Laufenden über Demos, Diskussionen und Aktionen gegen rechts.

Hier erfährst du mehr

Rechtsextreme Terroranschläge haben Tradition in Deutschland.

■ Beim Oktoberfest-Attentat im Jahr 1980 starben 13 Menschen in München.

■ Der Nationalsozialistische Untergrund (NSU) um Beate Zschäpe verübte bis 2011 zehn Morde und drei Anschläge.

■ Als Rechtsterroristen verurteilt wurde zuletzt die sächsische „Gruppe Freital“, ebenso die „Oldschool Society“ und die Gruppe „Revolution Chemnitz“.

■ Gegen den Bundeswehrsoldaten Franco A. wird wegen Rechtsterrorverdachts ermittelt.

■ Ein Attentäter erschoss in München im Jahr 2016 auch aus rassistischen Gründen neun Menschen.

■ Der CDU-Politiker Walter Lübcke wurde 2019 getötet. Der Rechtsextremist Stephan Ernst gilt als dringend tatverdächtig.

■ In die Synagoge in Halle versuchte Stephan B. am 9. Oktober 2019 zu stürmen und ermordete zwei Menschen.

■ In Hanau erschoss ein Mann am 19. Februar 2020 in Shisha-Bars neun Menschen und dann seine Mutter und sich selbst. Er hinterließ rassistische Pamphlete.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.