Bezirksversammlung für Naturschutz: Stauden statt Container

Die Harburger Bezirksversammlung beantragt, die Vollhöfner Weiden vom Hafen zu verschonen: In der Nähe gebe es leer stehende Ausweichflächen.

Der Vollhöfner Wald

Jagdrevier für Fledermäuse: der Vollhöfner Wald Foto: Lukas Schulze

HAMBURG taz | Die Bezirksversammlung Harburg wehrt sich gegen eine geplante Hafenerweiterung in Altenwerder. Ihr Hauptausschuss hat beantragt, den Vollhöfner Wald südlich des Aluminiumwerks „aus der Hafennutzung und der Hafenerweiterung herauszunehmen“. Dass diese Bitte an den Senat in der nächsten Sitzung der Bezirksversammlung beschlossen werde, sei Formsache, versichert die Bezirksabgeordnete Gudrun Schittek von den Grünen.

In der Begründung des Antrages heißt es, die Prognose für die Hafenentwicklung sei längst überholt. Auf der angrenzenden Straße Vollhöfner Weiden stünden seit Jahren Logistikhallen leer. „Es handelt sich offensichtlich um reine Spekulationsobjekte“, vermuten die Abgeordneten. „Ich fahre da öfter vorbei“, sagt Schittek. „Da stehen Schilder, dass freie Flächen zu vermieten sind.“

Mit seinem Vorstoß schlägt sich der Bezirk auf die Seite der Naturschutzverbände, die seit 2016 gegen die Zerstörung des Waldes klagen. Die Verbände, namentlich der Nabu und der BUND kritisieren, dass mit dem Gebiet ein ökologischer Trittstein zwischen dem Moorgürtel und der Alten Süderelbe zerstört würde.

Die Vollhöfner Weiden bestehen aus einem Wald mit 23.000 Bäumen und einer sandigen Fläche. Der Wald ist der einzige in diesem Teil der Marsch und liegt in einer Landschaftsachse. Hier jagen sechs geschützte Fledermausarten. Hier brüten die Rote-Liste-Vögel Gelbspötter, Neuntöter und Trauerschnäpper. Hier gibt es Biotope wie Trockenrasen und Hochstaudensäume.

„Der Wald soll als Biotopfläche und Teil des Grünen Ringes erhalten bleiben“, fordern die Bezirkspolitiker deshalb. Das gelte umso mehr, als es im Hafen noch genug freie Flächen gebe. Eine Alternativfläche hatte die Hafenbehörde HPA 2015 erst gar nicht herangezogen, weil für diese erst ein Planfeststellungsverfahren hätte gemacht werden müssen.

Das Gebiet heißt offiziell Altenwerder-West und liegt unweit des Bahnhofs Alte Süderelbe.

Mit 45 Hektar ist es doppelt so groß wie die Binnenalster.

Die HPA will hier Gewerbe­betriebe und Logistikfirmen ansiedeln.

Die Prognose für den Containerumschlag, die dem Hafenentwicklungsplan zugrunde liegt, geht von 25,3 Millionen Standardcontainern (TEU) im Jahr 2025 aus – eine Prognose als hätte es die Finanzkrise nicht gegeben und auch nicht die aktuellen Verwerfungen im Welthandel. Für 2015 waren 12,4 Millionen TEU prognostiziert. Tatsächlich waren es im vergangenen Jahr 8,7 Millionen.

Nichtsdestotrotz beruft sich die HPA bei ihrem Vorhaben auf eben diesen Hafenentwicklungsplan. Außerdem, erinnert die Behörde, stehe die Planierung des Waldes im 2015er Koalitionsvertrag zwischen der SPD und den Grünen.

Leerstände, teilt die HPA mit, könnten bei einem so großen Logistikareal wie dem Hamburger Hafen „immer mal wieder auftreten“. Vor dem Hintergrund der langen Planungs- und Realisierungszeiträume seien sie aber „kein Indikator für einen nicht vorhandenen langfristig bestehenden Bedarf“.

Der Sorge vor Grundstücksspekulation im Hafen begegnet die HPA mit dem Hinweis, sie sei Eigentümerin der Flächen. „Es ist ausschließlich eine Vermietung durch die HPA angedacht.“

Im Februar hat die Behörde damit begonnen, den Baugrund im Vollhöfner Wald zu erkunden. Vom Verwaltungsgericht, wo die Umweltverbände gegen das Projekt geklagt haben, hat der BUND-Landesgeschäftsführer Manfred Braasch nichts weiter gehört.

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