Boddinale statt Berlinale: No- und Low-Budget in Neukölln

Die „Boddinale“ – die kleine, dreckige Schwester der Berlinale – startete ebenfalls am Donnerstag. Neben Filmen gibt es dort auch Workshops.

Still aus dem Film "Ninas Farbfilm"

In „Ninas Farbfilm“ kann Nina nichts mit der für sie vorgesehenen Rolle als Junge anfangen Foto: Boddinale

Am Donnerstag beginnt die diesjährige Boddinale. Richtig gelesen: Boddinale, nicht Berlinale. Denn parallel zu Deutschlands größtem Filmfest findet nun zum fünften Mal dieses Underground-Filmfestival in Neukölln statt, das überwiegend Kurzfilme zeigt. Der Name leitet sich dabei wie bei der großen Schwester auch vom Veranstaltungsort ab: In der Boddinstraße werden an zwei Standorten 80 Wettbewerbsfilme gezeigt. Im Loophole sowie in der Film-KunstBar sind an zehn Abenden No- und Low-Budget-Produktionen zu sehen.

Seit 2013, als die Boddinale in Form eines spontan improvisierten Festivals befreundeter Künstler startete, ist die Veranstaltung gewachsen. Mittlerweile finden in fünf Vorführungsräumen bis zu 230 Menschen Platz. In allen Locations laufen die gleichen Filme parallel. Den familiären Festivalcharakter will man unbedingt erhalten – auch wenn das Festival nicht mehr, wie zu Beginn, in einem verrauchten Raum mit alten Sofas stattfindet.

Im Anschluss an die Filme können die Besucher bei einem Bier verweilen und quatschen. Schließlich wurde das Festival als eine Alternative zum Berlinale-Rummel ins Leben gerufen. Parallelen gibt es aber auch: Die Boddinale ist ebenfalls ein Wettbewerbsfestival – sieben Gewinnerfilme werden gegen Ende ein zweites Mal gezeigt.

Boddinale-Gründer Gianluca Baccanico erklärt, dass Berliner Produktionen gezeigt werden, die in normalen Kinos keine Chance hätten: „Niemand würde eine Kinokarte für einen 50-Minuten-Film kaufen“, sagt Baccanico. Wichtig ist den Veranstaltern, dass die teilnehmenden – oft internationalen – Regisseure aus Berlin kommen oder zurzeit hier leben. Eine Besonderheit: Produktionen dürfen nur dann mitmachen, wenn die Regisseure auch im Anschluss an die Vorführungen mit dem Publikum diskutieren. Baccanico begreift das für junge Filmemacher auch als Chance, bekannter zu werden und vielleicht sogar Förderer und Mäzene zu gewinnen.

Wenig Geld, wenig Glamour

Mit dem Festival wollen die Veranstalter kein Geld verdienen, der Eintritt ist frei. Aufwändig produzierte Filme stammen meist aus Crowdfunding-Projekten – so etwa der von 400 Menschen unterstützte Film „Nothing to hide“ von Marc Meillassoux und Mihaela Gladovic. Die Journalisten drehten eine Dokumentation über die Überwachung im Alltag.

Genremäßig ist die Boddinale gut durchmischt. Dokumentar-, Animations-, Spielfilme und Musikclips werden aufgeführt. Der kürzeste Beitrag dauert zwei, der längste 111 Minuten. Zehn Spielfilme laufen bei der Boddinale, darunter etwa das Porträt „Ninas Farbfilm“ über eine schillernde Transgender-Persönlichkeit.

Erstmalig finden im Rahmen der Boddinale an allen zehn Tage Workshops statt, bei denen der Animationsfilm im Fokus steht. Die Teilnehmer kreieren gemeinsam mit Künstlern einen Animationsfilm, der dann im Festivalprogramm gezeigt wird.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.