Botschaftssturm in Libyen: US-Botschafter unter den Opfern

Demonstranten haben die US-Botschaften in Kairo und Bengasi attackiert. Al-Dschasira und die BBC berichten, dass in Bengasi der Botschafter getötet wurde.

Brennende Botschaft in Bengasi, Lybien. Bild: reuters

WASHINGTON dapd | Aus Protest gegen einen mutmaßlich islamfeindlichen Film haben Demonstranten in Ägypten und Libyen US-Konsulate gestürmt. In der libyschen Stadt Bengasi sollen nach Berichten des Senders Al-Dschasira der US-Botschafter und drei weitere US-Diplomaten ums Leben gekommen sein, als Demonstranten Schüsse abgaben und die US-Vertretung niederbrannten.

Inzwischen berichtet die BBC, dass libysche Regierungsstellen die Opferangaben bestätigen. Das US-Außenministerium hatte nach dem Angriff in der Nacht zum Mittwoch noch von einem getöteten Mitarbeiter des Konsulats gesprochen.

In Kairo stürmten Demonstranten auf das Botschaftsgelände, rissen die US-Flagge herunter und hissten eine schwarze Fahne mit einer islamischen Inschrift.

US-Außenministerin Hillary Clinton bestätigte den Tod eines Mitarbeiters in Bengasi. Sie verurteilte den Angriff und erklärte, sie habe mit dem libyschen Präsidenten Mohammed el Megarif telefoniert, um den Schutz von Amerikanern in Libyen zu koordinieren.

Clinton zeigte sich besorgt, dass die Proteste sich auf andere Länder ausweiten könnten. Die USA arbeiteten mit Partnern in der ganzen Welt zusammen, „um unsere Mitarbeiter, unsere Missionen und amerikanische Bürger weltweit zu schützen“.

Die Proteste entzündeten sich an einem Film über den Propheten Mohammed, den ein Amerikaner in Kalifornien produzierte. In dem Film, von dem Ausschnitte im Internet bei Youtube zu sehen sind, wird der Prophet beim Sex gezeigt und seine Rolle als Überbringer von Gottes Wort angezweifelt. Das Video wird von einem ägyptischen Christen in den USA beworben.

US-Mission niedergebrannt

In Bengasi feuerten die Angreifer nach Angaben von Augenzeugen automatische Waffen und Granaten auf das Konsulat ab. Die libyschen Wachleute zogen sich angesichts der zahlreichen Demonstranten zurück. Ein Großteil des US-Konsulats brannte nieder. Die Ausschreitungen hätten etwa drei Stunden gedauert, danach habe sich die Lage beruhigt.

Stunden zuvor waren Hunderte Demonstranten vor die US-Botschaft in Kairo gezogen. Die meisten Mitarbeiter hatten das Gebäude bereits verlassen, weil es zuvor Warnungen vor den Protesten gegeben hatte. Die Demonstranten, bei denen es sich mehrheitlich um Islamisten handelte, holten die amerikanische Flagge ein und zerrissen sie. Die Menge wuchs im Verlauf des Abends immer mehr an, bis schließlich Tausende vor der Botschaft versammelt waren. Das ägyptische Außenministerium versicherte in einer Stellungnahme, es werde die diplomatischen Vertretungen sichern.

Video wird vorerst nicht entfernt

Ein Sprecher von YouTube erklärte, die Website werde das Video nicht entfernen. Sam Bacile, der Amerikaner, der nach eigenen Angaben das Drehbuch für den zweistündigen Film schrieb, ihn produzierte und auch Regie führte, sagte, er habe mit solch einer Reaktion nicht gerechnet. „Es tut mir leid für die Botschaft“, erklärte er . „Ich bin wütend.“ Er sei Jude und kenne die Region. Der vollständige Film sei noch nicht gezeigt worden. Angebote für einen Vertrieb habe er bisher abgelehnt.

Der in Ägypten geborene Christ Morris Sadek bewarb das Video auf seiner Website und in diversen Fernsehsendern, wie er erklärte. Beide betonten, der Film zeige, wie koptische Christen in Ägypten unterdrückt würden. Die ägyptischen Medien berichten seit mehreren Tagen über den Film und zeigten Ausschnitte. Konservative Geistliche verurteilten das Video.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.