Christian Wulff feiert 60. Geburtstag: Mit der Bild nach oben und zurück

Erst Schwiegermutterfänger und CDU-Hoffnung, dannn Ex-Bundespräsident und Scheidung. Christian Wulff hatte es nicht leicht. Jetzt hat er Geburtstag.

Christian Wulff am Telefon mit lila Hemd

Christian Wulff hat endlich mal wieder einen Grund zum Feiern: Seinen Geburtstag Foto: dpa

BERLIN taz | Er war so schlau, so smart, seine Bettsi und er so blond. Er hatte ein Helmut-Kohl-Poster im Kinderzimmer hängen und seine Partei würde heute nicht mal über AKK diskutieren, wenn sie einen so blitzgescheiten Schwiegermutterfänger griffbereit hätte. Christian Wulff galt immer als Klassenbester, ist heute aber ein höchsttragischer Altbundespräsident mit Büro in Berlin, der zum Beispiel anlässlich des Deutsch-Katarischen Kulturjahrs in Doha Gespräche mit dem Vize-Emir führt. Oder in Ehningen, Kreis Böblingen, zum Tag der Deutschen Einheit redet.

Es ging ihm wie Ronald Schill oder Gerhard Schröder: „Wer mit der Bild-Zeitung im Aufzug nach oben fährt, der fährt auch mit ihr im Aufzug nach unten“. So formulierte es Springer-Chef Mathias Döpfner zu der Zeit, als die Bild begann, den damaligen Ministerpräsidenten Niedersachsens zum beliebtesten Politiker des Weltalls aufzubauen.

Für einen aktenfressenden Regionalpolitiker und Anwalt aus Osnabrück ist das eigentlich unmöglich. Aber Wulffs Spindoctor hatte das Boulevardblatt zum Public Viewing des legendären WM-Spiels gegen Polen (1:0, Oliver Neuville in der Nachspielzeit) auf den Waterlooplatz nach Hannover gelotst.

Hier knipsten Reporter den angeblich supersoliden Wulff mit seiner neuen Flamme Bettina Körner, die er einmal heiraten und zweimal verlassen sollte. Es war der Beginn einer amour fou mit den Medien, zu deren Höhepunkt der hochtalentierte, leicht näselnde Wulff 2010 zum Bundespräsident aufsteigen sollte. Es bleibt der Satz „Der Islam gehört zu Deutschland“. Aber schon im Dezember 2011 berichtete Bild, die Wulffs hätten sich bei Unternehmern 500.000 Euro für ihr Privathaus geliehen.

Gesponsertes Bobbycar

Das hatte Wulff aber bei einer Befragung im Landtag so nicht gesagt. Dann ging es um fremdbezahlte Urlaubsreisen nach Sylt oder ein gesponsertes Bobbycar im Schloss Bellevue, 21-mal sollte sich Wulff Vorteile erschlichen haben. 2014 endete ein Verfahren gegen ihn mit einem Freispruch.

Und heute? Er ist Vorsitzender des Deutschen Chorverbands. Im Januar redete er in einem Einkaufszentrum in Langenhagen über die Demokratie und sang „Die Gedanken sind frei“. „Es heißt, Helene Fischer rettet das deutsche Liedgut. Bei ihrer Geburt hieß sie aber Jelena Petrowna Fischer“, sagte Wulff. Es ging um die russischen Wurzeln der Schlagersängerin. Am 19. Juni wird Wulff 60. Glückwunsch, altes Haus!

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.