Club-WM in Japan: Real Madrid erobert die Welt

Bei der Klub-WM schießt sich der Champions-League-Sieger aus Madrid mit einem 2:0 über Club América ins Endspiel.

Real-Fans in Japan

Real-Fans gibt es überall, auch in Japan Foto: reuters

BARCELONA taz |Auch Florentino Pérez ist mit in Japan, wo die Klub-WM gespielt wird. Seinen Spielern redete Real Madrids Präsident vor dem Halbfinale des Champions-League-Siegers am Donnerstag gegen das mexikanische América noch mal persönlich ins Gewissen: „Dieser Titel ist sehr wichtig für uns.“

Mit 2:0 gewann Real Madrid am Donnerstag gegen den mexikanischen Vertreter Club América, und nun geht es am Sonntag gegen den japanischen Meister Kashima Antlers – der das Finale durch Videobeweis erreichte. Ein Novum. Beim 3:0 über Atlético Nacional aus Kolumbien erst nach Betrachten der Videobilder einen Elfmeter verhängt.

Für Real Madrid geht es bei dem Auftritt in Japan um Prestige und um Strategie. Wer seinen Verein so gern als „universales Gefühl“ verkauft wie Real-Präsident Pérez, der kann es natürlich gar nicht erwarten, wieder den Weltpokal auf sein Trikot nähen zu dürfen. Nach dem Gewinn der Champions League und der Auszeichnung von Cristiano Ronaldo mit dem Ballon d’Or steht Real gewissermaßen vor dem planetarischen Triple.

Dieses gelang zwar schon 2014, doch in der Zwischenzeit ist so viel passiert, dass der möglichen Neuauflage fast schon etwas Irreales anhaftet. Im Dezember vor einem Jahr forderten viele Anhänger den Rücktritt des Präsidenten. Universalheilsbringer Pérez hatte einen desaströsen Trainerwechsel von Carlo Ancelotti auf Rafael Benítez zu verantworten, in der Folge unter anderem ein 0:4 zu Hause gegen Barcelona sowie generell eine Mannschaft, die den Namen kaum verdiente.

Die Erfolge fallen nur so vom Baum

Doch dann machte Pérez auf einmal etwas richtig: Am 4. Januar berief er Zinédine Zidane zum Chefcoach. Und es wurde Licht. Klar, administrative Probleme kann auch Zidane nicht lösen. Am Mittwoch beriet der Internationale Sportgerichtshof erstmals über den Einspruch Reals gegen die Transfersperre, der ihr Einsetzen bisher aufschob; noch vor Jahresende soll es eine Entscheidung geben, zu rechnen ist mit einer Bestätigung des Embargos, das dann bis Sommer 2017 gelten würde.

Derweil bleiben dem Trainer auch in der Steuerdebatte um Modric, Pepe und insbesondere Ronaldo nicht viel mehr als Phrasen („Jeder Spieler weiß, was er tut“) und die Bitte an seine Spieler, das Thema auszublenden.

Real-Präsident Florentino Pérez

„Dieser Titel ist sehr wichtig für uns“

Dafür ist der Fußballplatz bei Real ja momentan ein Schlaraffenland: Die Erfolge scheinen nur so vom Baum zu fallen. Mit aktuell 35 Spielen ohne Niederlage wurde ein Klubrekord aufgestellt. Zwar sind die Darbietungen oft medioker, taktisch gehen von Zidane gewiss keine bahnbrechenden Impulse aus und Schlüsselpartien wie das Champions-League-Finale wurden mit zweifelhaften Meriten gewonnen (Abseitstor und Elfmeterschießen) – aber als am Samstag nach dem letzten Ligaspiel des Kalenderjahres derselbe Gast Deportivo La Coruña das Bernabéu verließ, gegen den die Ära Zidane im Januar begonnen hatte, da war natürlich wieder gewonnen worden: 3:2, nach 1:2 zehn Minuten vor Schluss.

Der gefürchtete Star-Egoismus

Zu Zidanes Qualitäten gehört indes, dass sich auch von maliziösesten Fragen nie angegriffen fühlt, das hat er sich nicht zuletzt von seinem ehemaligen Chef Ancelotti abgeschaut. „Ja, ich bin ein Glückspilz“, entgegnet er also etwa, und lächelt sein charismatisches Lächeln, das bei Real inzwischen alle Detailanalysen ersetzt.

Den Spielern scheint er mit dieser Haltung ein Beispiel zu geben, das alle Kollateraleffekte einer Anstellung am Königshof bändigt: den Stress, die Paranoias, die Überhöhungen, auch aus der eigenen Führungsetage, selbst den gefürchteten Star-Egoismus. Nicht mal 80-Millionen-Euro-Einkauf James Rodríguez traut sich eine Rebellion, obwohl er fast nur auf der Bank sitzt.

Trotz akuter Devaluationsgefahr findet sich Pérez damit ab – und der Präsident machte sogar noch etwas richtig: Er verzichtete im Sommer ausnahmsweise auf die übliche Shoppingtour. Auch das nahm viel heiße Luft aus dem Betrieb. „Das Feeling unter uns Spielern ist jetzt besser, wir sind auf einer Wellenlänge“, benennt Kapitän Sergio Ramos den zentralen Unterschied zu Lage vor einem Jahr.

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