Cohens Aussage zum US-Präsidenten: Trump ist „Rassist“ und „Betrüger“

Einem bei „Politico“ veröffentlichten Redemanuskript zufolge soll Trumps Ex-Anwalt ihn als Hochstapler bezeichnen und Beweise für Fehlverhalten vorlegen.

Trumps Ex-Anwalt Michael Cohen verlässt in Begleitung eines Polizisten eine Anhörung vor Senatsmitgliedern

Cohen nach der Anhörung vor dem Geheimdienstausschuss des Senats Foto: dpa

BERLIN taz/dpa | In einer mit Spannung erwarteten Anhörung vor den Abgeordneten im US-Kongress will Michael Cohen, der langjährige Anwalt von US-Präsident Donald Trump, am Mittwoch offenbar mehrere Dokumente vorlegen, die ein rechtswidriges Verhalten Trumps beweisen sollen. Das zeigt ein vom US-Nachrichtenmagazin „Politico“ veröffentlichtes Redemanuskript Cohens. Demnach will Cohen etwa einen Check vorlegen, mit dem Trump ihm das Schweigegeld an den Pornostar Stormy Daniels zurückgezahlt habe. Das Geld soll vom Privataccount des US-Präsidenten gekommen sein.

Cohen, der mehr als ein Jahrzehnt für Trump gearbeitet hat, ist eine zentrale Figur in mehreren Affären um den Präsidenten. Trumps Ex-Anwalt sagt, er habe im Auftrag Trumps etwa Schweigegeld an Daniels sowie an das ehemalige Playmate Karen McDougal gezahlt, um im Wahlkampf Schaden von Trump abzuwenden. Daniels sagt, sie habe 2006 Sex mit Trump gehabt. McDougal behauptet, sie habe eine Affäre mit ihm gehabt. Der Präsident räumte nach mehreren Dementis eine der Zahlungen ein, bestreitet aber, etwas mit den Frauen gehabt zu haben.

Cohen sagt in dieser Woche in mehreren Anhörungen vor dem US-Kongress aus. Besonders viel Aufmerksamkeit richtet sich aber auf seine öffentliche Aussage an diesem Mittwoch vor dem Kontrollausschuss des Repräsentantenhauses. Die Sitzung beginnt um 16.00 Uhr deutscher Zeit.

Nach dem von „Politico“ veröffentlichten Dokument wird er dabei Reue für sein eigenes Handeln zeigen. Er schäme sich dafür, an der Vertuschung von Trumps „rechtswidrigen Taten“ mitgearbeitet zu haben, „anstatt auf mein eigenes Gewissen zu hören“, heißt es darin. „Ich schäme mich, weil ich weiß, was Trump ist. Er ist ein Rassist. Er ist ein Hochstapler. Er ist ein Betrüger.“ In Cohens Statement heißt es zudem, Trump habe vorab von der Veröffentlichung gehackter E-Mails der Demokraten durch Wikileaks im Wahlkampf 2016 gewusst.

Trumps „Ausputzer“

Cohen sagte am Dienstagabend nach seinem ersten Auftritt hinter verschlossenen Türen, er freue sich auf die öffentliche Anhörung am Mittwoch. Es sei dann an der Öffentlichkeit, selbst zu entscheiden, wer die Wahrheit sage.

Cohen hatte 2006 bei der Trump-Organisation angefangen, zuletzt war er dort Vizepräsident. Der 52-Jährige wurde oft als Trumps „Ausputzer“ beschrieben. Aber er hat sich von seinem früheren Boss abgewendet und ihn mehr als einmal in Bedrängnis gebracht.

Im August bekannte er sich vor Gericht wegen Verstößen gegen Gesetze zur Wahlkampffinanzierung und anderer Anklagepunkte schuldig. Im November bekannte sich Cohen zudem schuldig, den Kongress belogen zu haben. Dabei ging es um den geplanten Bau eines Trump-Towers in Moskau, der letztlich nicht zustande kam. Zu dem Trump-Tower-Projekt hatte Cohen zunächst erklärt, die Pläne seien im Januar 2016 aufgegeben worden – also noch vor der ersten Abstimmung im Vorwahlkampf der Republikaner. Später räumte er unter anderem ein, noch bis ungefähr Juni 2016 versucht zu haben, eine Genehmigung der russischen Behörden für das Projekt zu erhalten. Seine Bemühungen liefen also in der kritischen Phase von Trumps Wahlkampf weiter.

Cohen war im Dezember zu drei Jahren Haft verurteilt worden und soll seine Strafe im Mai antreten. Trump und das Weiße Haus sind seit Monaten bemüht, Cohen als Lügner zu diskreditieren. Er steht bei der Anhörung unter Eid.

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