Corona-Impfstrategie vorgestellt: Zuerst alle ab 80

Die Corona-Impfungen beginnen am 27. Dezember für die Ältesten und ihre Betreuer*innen. Der Gesundheitsminister hat zudem eigene Pläne.

Gesundheitsminister Jens Spahn hinter einem Weihnachtsbaum in Berlin

Unter Druck: Gesundheitsminister Jens Spahn soll für schnelle Corona-Impfungen sorgen Foto: Tobias Schwarz/Pool/reuters

BERLIN taz | Die Corona-Impfungen mit dem Impfstoff der Firma Biontech starten in Deutschland voraussichtlich unmittelbar nach Weihnachten am 27. Dezember. Und seit Freitag steht nun auch endgültig fest, in welcher Reihenfolge die verschiedenen Bevölkerungsgruppen geimpft werden sollen. Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) hat am Freitag die Verordnung vorgestellt, die das regelt.

Darin weicht Spahn etwas von der Empfehlung der Ständigen Impfkommission (Stiko) ab. Statt sechs verschiedene Prioritätsgruppen sind bei Spahn nur vier vorgesehen. Im Wesentlichen werden jeweils zwei Gruppen aus der Stiko-Einteilung zu einer zusammengelegt. Das solle „mehr Flexibilität“ ermöglichen, sagte Spahn.

Eine Veränderung ergibt sich durch die neue Einteilung vor allem für Personen mit Vorerkrankungen, die ein hohes Risiko für einen schweren Covid-19-Verlauf aufweisen. Diese waren von der Stiko in die dritte der sechs Gruppen eingeordnet worden; in der Verordnung sind sie jetzt in der dritten der vier Gruppen, kommen also erst später dran.

Als Erstes können unmittelbar nach Weihnachten alle geimpft werden, die 80 Jahre oder älter sind oder in einem Alten- oder Pflegeheim leben. Damit wolle man „die Schwächsten schützen“, sagte Spahn. Schließlich betreffe jeder zweite Coronatodesfall einen über 80-Jährigen. Ebenfalls zur ersten Impfgruppe gehören Personen, die ältere oder pflegebedürftige Menschen ambulant oder stationär betreuen, sowie medizinisches Personal mit hohem Coronarisiko – etwa Beschäftigte in Intensivstationen, Notaufnahmen oder Impfzentren.

Bundesländer legen Termine fest

Zu dieser Gruppe gehören nach Schätzung der Stiko insgesamt 8,6 Millionen Menschen. Weil jede*r Geimpfte zwei Impfdosen im Abstand von drei Wochen benötigt, werden die 11 bis 13 Millionen Impfdosen, die laut Gesundheitsministerium im ersten Quartal in Deutschland zur Verfügung stehen werden, lediglich für diese Gruppe ausreichen, sofern sich dort ein Großteil impfen lässt.

Die Impfung ist freiwillig; wie genau die Berechtigten informiert werden und wie die Termine vergeben werden, legen die Bundesländer fest. In Niedersachsen etwa gibt es eine telefonische Hotline, die aber derzeit noch keine Termine vergibt. In vielen Ländern sollen die Betroffenen zudem angeschrieben werden. Die Impfung ist für alle in Deutschland lebenden Menschen kostenlos, die Kosten für den Impfstoff trägt der Bund.

„Alle anderen bitte ich um Geduld“, sagte Spahn. Denn weitere Bevölkerungsgruppen kommen voraussichtlich erst im Frühjahr zum Zug, wenn Biontech mehr Impfstoff liefern kann oder die Impfstoffe von Moderna und AstraZeneca zugelassen werden. Bei Moderna ist die Zulassung laut Spahn im Januar möglich. Gegebenenfalls wird die Impfverordnung dann an die neue Situation angepasst.

Zur zweiten Gruppe gehören alle über 70 sowie Menschen mit Trisomie 21, Demenz oder Organtransplationen, enge Kontaktpersonen von Pflegebedürftigen und Schwangeren; außerdem medizinisches Personal mit Patientenkontakt, Teile der Polizei und Menschen, die in Gemeinschaftsunterkünften leben.

Zur dritten Gruppe gehören schließlich alle ab 60 sowie Menschen mit Vorerkrankungen und alle mit wichtigen Aufgaben in Politik, Verwaltung oder bestimmten Wirtschaftsbereichen sowie Lehrer*innen und Er­zie­her*innen und Personen mit prekären Wohn- und Arbeitsbedingungen, etwa Saison­arbeiter*innen. Die vierte Gruppe umfasst dann alle übrigen Personen.

Eine Sonderbehandlung für Geimpfte soll es nicht geben, sagte Spahn. Die Menschen sollten sich weiterhin an die geltende Maskenpflicht und Abstandsregeln halten. „Es kann nicht die erste Frage sein: Was darf ich jetzt wieder“, mahnte der Minister. „Das ist auch eine Frage der Solidarität.“

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