Crowdfunding für Fotojournalismus: Vom Libanon in die Uckermark

Für ihren Fotojournalismus hat die Online-Plattform Emerģe Preise bekommen. Nun sucht sie Unterstützer für ein Printmagazin.

Die spanische Exklave Melilla in Nordafrika. Für 200 Euro erhalten Spender einen Print dieser oder einen von drei anderen Fotografien. Bild: Piero Chiussi

Gedruckte Bildreportagen werden anders wahrgenommen als online, meint Chefredakteur Kevin Mertens von der Online-Plattform Emerģe. Künftig wollen er und sein Team deshalb zusätzlich ein monothematisches Printmagazin veröffentlichen. Es soll im Offset gedruckt werden und halbjährlich in einer Auflage von 500 Exemplaren erscheinen.

Für die erste Nummer, die dem Thema Migration gewidmet ist, begleitete unter anderem Jonas Ludwig Walter einen Landarzt in der Uckermark, der aus dem Libanon geflüchtet ist, Piero Chiussi dokumentierte das Leben in der spanischen Exklave Melilla und Antonia Zannaro verlassene Grenzposten in der libyschen Wüste. Und damit es nicht bei einem reinen Fotomagazin bleibt, sind außerdem Hintergrundberichte, Interviews, Kommentare und Glossen geplant.

Um die Startausgabe zu realisieren, bittet Emerģe nun über Crowdfunding um Unterstützung. 5000 Euro sind für den Druck und Vertrieb notwendig. Kommen 8000 Euro zusammen, erhalten auch die Fotografen, Autoren und Grafiker ein Honorar. Kampagenschluss ist Sonntagnacht am 14. Dezember.

Längst sind die goldenen Zeiten vorbei, in denen die auflagenstarken Publikumsblätter regelmäßig große Fotoreportagen veröffentlichten. Vielen Redaktionen steht kein Budget mehr zur Verfügung, um zeitintensive Bildstrecken in Auftrag zu geben, die zudem mit hohen Reisekosten verbunden sind. Aufwändige Foto-Essays mit mehreren Doppelseiten sind die Ausnahme und finden meist nur noch in Special-Interest-Zeitschriften ihren Platz.

Bildreporter wie Thomas Hoepker und Michael Wolf haben sich deshalb dem Kunstmarkt zugewandt. Statt in Zeitungen und Magazinen und publizieren sie ihre Arbeiten in Fotobüchern und stellen in Galerien aus. Den schlechten Bedingungen zum Trotz sind die Macher von Emerģe überzeugt, dass es weiterhin Geschichten mit gesellschaftlicher Relevanz gibt, die bildjournalistisch erzählt werden müssen.

Im Süden Libyens sind die Grenzen fließend. Bild: Antonia Zennaro

So gründeten die Absolventen der Ostkreuzschule für Fotografie 2010 in Berlin eine werbefreie Online-Plattform, die Fotostudenten und jungen Freiberuflern aus dem deutschsprachigen Raum ein Forum bietet. Da es sich bei Emerģe um eine nichtkommerzielle Initiative handelt, nehmen die Bildautoren in Kauf, dass ihre Beiträge nicht honoriert werden. Eine bessere Möglichkeit, um sich erstmals einem breiten Publikum vorzustellen, das an sozialkritischem Fotojournalismus interessiert ist, gibt es wohl nicht.

Das inhaltliche Spektrum ist vielfältig. Es umfasst persönliche und globale Geschichten, Begebenheiten aus dem Alltag ebenso wie Reportagen aus Kriegs- und Krisengebieten. Inzwischen stellt Emerģe über 100 Bildstrecken und kurze Filmessays vor. Einige wurden mit Preisen ausgezeichnet, in Magazinen nachgedruckt oder als Fotobuch veröffentlicht. Andere wiederum, etwa der Fotobericht von Felix Seuffert über einen ehemaligen Profifußballer aus dem Kongo oder der Fotofilm von Plutonia Plarre und Jannis Keil über einen Berliner Obdachlosen, entstanden in Kooperation mit taz.de.

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