Crowdfunding via Kickstarter: Eine-Milliarde-Dollar-Marke geknackt

Viel Geld haben Kickstarter-Nutzer in den vergangenen zwölf Monaten investiert. Viele Künstler nutzen das Portal, um neue Fans zu gewinnen.

Die Masse macht's: beim Crowdfunding und bei diesem Festival. Bild: dpa

BERLIN taz | Ein Grund zu feiern für das Unternehmen Kickstarter mit Sitz in New York: Knapp über eine Milliarde US-Dollar haben Unterstützer seit der Gründung der Plattform vor fast fünf Jahren insgesamt zugesagt. Mehr als die Hälfte des Betrags ist allein in den letzten zwölf Monaten zusammengekommen.

Ob Weltraum-Satellit oder Oscar-prämierter Dokumentarfilm: Kickstarter hat schon manch hochfliegendem Vorhaben zur Realisierung verholfen. Möglich wird das durch 5,7 Millionen Nutzer, die über das Portal Geld an Projekte verteilen, die sie gerne realisiert sehen möchten. Den Erfolg des Unternehmens erklärt Karsten Wenzlaff, Geschäftsführer des Instituts für Kommunikation in sozialen Medien, mit der Aufmachung der Webseite. „Das Design von Kickstarter ist sehr simpel und sehr einfach. Dadurch war es auch visuell für viele Künstler und Kreative ansprechend.“

Eine wichtige Rolle spiele auch der Versandhändler Amazon, der in Werbung und Personal der Plattform investiert habe. „Bei Kickstarter arbeitet ein Riesenteam von 30 bis 40 Leuten, die die Projekte betreuen, und bei denen die Nutzer anrufen können. Diese intensive Betreuung halte ich für entscheidend“, sagt Wenzlaff.

Die Investition sei für Amazon von strategischer Bedeutung. „Amazon ist in erster Linie als Versandhändler erfolgreich. Aber dort wird auch über neue Sachen nachgedacht, unter anderem in Richtung Vorfinanzierung von Projekten.“

Nur erfolgreiche Projekte bekommen Geld

Tatsächlich ausgezahlt hat Kickstarter allerdings nur 859 Millionen US-Dollar (626 Millionen Euro) an erfolgreich finanzierte Projekte. Der Rest der Milliarde, die Unterstützer zur Verfügung gestellt haben, war für Vorhaben bestimmt, bei denen das Crowdfunding nicht funktioniert hat. In diesem Fall bleibt das Geld bei den Spendern.

Das Prinzip von Kickstarter: Wer für sein Projekt in einem bestimmten Zeitraum einen anfangs festgelegten Betrag zusammenbekommt, dem wird das Geld der Unterstützer überwiesen. Eine Folksängerin aus dem US-Bundesstaat Ohio etwa wollte innerhalb von 30 Tagen 5.000 Dollar sammeln, um ihre CD in einem Studio in New Orleans aufzunehmen. Sie hatte Erfolg: An Tag 30 stand der Zähler auf ihrer Projektseite bei 5.628 Dollar Spenden, die ihr ausgezahlt wurden.

Bei Projekten, für die die zugesagten Spenden am Stichtag nicht ausreichen, scheitert die gesamte Finanzierung. Kickstarter gibt als aktuelle Erfolgsquote 43,55 Prozent an. Mehr als die Hälfte der Projekte, die auf der Plattform vorgestellt werden, können also nicht realisiert werden.

Die meisten Spender sind US-AmerikanerInnen. Sie haben mit gut 663 Millionen US-Dollar (483 Millionen Euro) den Großteil des Milliardenbetrags zur Verfügung gestellt. Ihnen folgen BritInnen, KanadierInnen und AustralierInnen. Unterstützer aus Deutschland liegen mit gut 21,6 Millionen Dollar (15,7 Millionen Euro) auf Rang fünf.

Großzügige Spender bekommen Prämien

Kickstarter gilt als weltweit bekannteste Crowdfunding-Plattform. Nach Angaben des Unternehmens haben die Nutzer 2013 durchschnittlich 913 Dollar pro Minute gespendet. Am erfolgreichsten sind Vorhaben, die ein Budget zwischen 1.000 und 10.000 Dollar veranschlagt haben: In dieser Preisklasse liegen mehr als die Hälfte der insgesamt 57.171 erfolgreichen Projekte.

Aber auch höhere Beträge können erreicht werden: Für 58 Projekte sind je über eine Million Dollar zusammen gekommen. Wenn einer der Spender besonders viel Geld in eine Geschäftsidee investiert, kann er in der Regel mit einer besonderen Prämie rechnen. Wer etwa bereit war, 5.000 Dollar für den Filmdreh „Veronica Mars“ auszugeben, bekommt eine Privatvorführung für 50 Freunde. Und für eine 50 Dollar-Spende gibt es immerhin noch eine Kopie des Drehbuchs frei Haus.

In solchen Aktionen stecke ein gewaltiges Marketingpotenzial, das viele Kreative für sich entdeckt hätten, sagt Wenzlaff. „Musiker wie Amanda Palmer oder Filmemacher wie Spike Lee versuchten mehr oder weniger erfolgreich, Crowdfunding zum Aufbau einer Fangemeinde zu nutzen. Kickstarter wird auch im Spielebereich zunehmend genutzt, um Nutzer zu erreichen, weniger um Spiele zu finanzieren.“

Ob das Geld am Ende wirklich benötigt wird, oder nicht – Kickstarter verdient an jedem erfolgreich umgesetzten Projekt mit: Fünf Prozent der Einnahmen gehen als Provision an das Unternehmen.

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