Das EM-Aus der U21-Fußballnationalelf: Gescheitert an der hohen Schule

Die deutsche U21-Auswahl ist bei der EM bereits nach zwei Spielen ausgeschieden. Nun muss der DFB über den Wert seiner Nachwuchsteams diskutieren.

Vorrundenaus: Deutschlands Nachwuchs nach der Niederlage gegen Spanien. Bild: ap

NETANYA taz | Gedanken über seine Zukunft wollte sich Rainer Adrion, der Trainer der U21-Nationalmannschaft, in der Nacht zum Montag nicht machen. Doch es war unvermeidlich, sich damit auseinanderzusetzen. Wie es weitergehen könne, jetzt, nachdem das deutsche Team gescheitert ist in der Vorrunde der Europameisterschaft? Adrion tat, was nahelag. Er suchte Schutz hinter Formalitäten: „Ich habe einen Vertrag, der noch über ein Jahr läuft, der erst vor Kurzem verlängert wurde.“

0:1 hatte seine Mannschaft in Netanya gegen Spanien verloren und die 11.000 Zuschauer waren durchaus beeindruckt vom Kombinationsspiel der Spanier, denen die Deutschen am Ende nichts entgegenzusetzen hatten. „Fix und fertig“ waren sie nach 90 Minuten, wie Verteidiger Stefan Thesker bekannte. Schon zur Halbzeit war die Mannschaft mit den Kräften am Ende.

Einmal mehr hatte sich die Überlegenheit des spanischen Modells gezeigt, das darauf ausgelegt ist, Überzahl in jeder Situation zu schaffen. Die Deutschen, voran Captain Lewis Holtby, stemmten sich dem entgegen, versuchten sogar, den Favoriten in der ersten Hälfte unter Druck zu setzen. Am Ende stand allerdings das Eingeständnis einer verdienten Niederlage, durch ein spätes Tor von Alvaro Morata. Nur noch statistischen Wert hat nun die Partie gegen die ebenfalls ausgeschiedenen Russen.

Von einer Blamage wollte auch gegen Spanien niemand sprechen. Was soll man schon tun gegen einen Spieler wie Isco aus Malaga, das vielleicht größte Talent des spanischen Fußballs, wenn er auf der linken Seite auftaucht? Geradezu heroisch stemmten sich die beiden Innenverteidiger Thesker und Ginter gegen die Niederlage.

Der hohe Wert der Fußballschule

In der Überlegenheit der Iberer zeigte sich, dass eine eigenständige Fußballschule einen hohen Wert hat, dass die Spieler, wenn sie aus ihren Klubs kommen, auf eine Spielidee zurückkommen können. Den Rhythmus eines solch exzellenten Teams zu stören, das ist nur schwer möglich. Dazu bedarf es intensiver Detailarbeit. In der Turniervorbereitung ist so etwas nur schwer zu erarbeiten.

All das könnte Rainer Adrion mildernd ins Feld führen, wenn über seine Person gesprochen wird. Doch noch immer ist die Erinnerung an die Niederlage in der Qualifikation für 2011 gegen Island sehr lebendig – das 1:4 der deutschen Junioren, die als Titelverteidiger in die Qualifikation gingen. Und wer mit dem Ziel Titelgewinn antritt und nach der Vorrunde mit zwei Niederlagen die Heimreise antritt, der hat schlechte Argumente, wenn es um die eigene Position geht.

Doch die Bedingungen, die Adrion vorfindet, sind nicht ideal: Anders als die Spanier und die Holländer, die die besten Spieler in den Wettbewerb schicken, müssen die Deutschen auf Dortmunds Ilkay Gündogan, André Schürrle, den es zum FC Chelsea zieht, und Schalkes Julian Draxler verzichten. Draxler reiste mit der A-Mannschaft in die USA. Und so lag die Frage auf der Hand, welchen Wert ein solcher Trip für einen jungen, hoch veranlagten Fußballer hat.

Löws eigene Vorstellungen

Doch Adrion wich der Frage aus, erklärte, dass Löw eigene Vorstellungen mit dem A-Team habe. Auf vielfache Nachfrage wurde er doch noch konkret: „Junge Spieler bringt natürlich am meisten weiter, wenn sie sich mit den Besten messen, auf ganz, ganz hohem Niveau. Und sicherlich ist für jeden jungen Spieler so ein Turnier ein Highlight.“ Der Hoffenheimer Stefan Thesker bestätigte die Ansicht seines Trainers: „So ein Turnier bringt mich zwei, drei Schritte weiter. Ich verbuche es als Erfahrung. Ein Erfolg war es ja nicht.“

Das letzte Wort über den Kader des U21-Trainer hat also der Bundestrainer – und ob dies dem deutschen Nachwuchs dauerhaft guttun wird, ist fraglich. Lehren aus dem positiven Beispiel von 2009 hat der DFB nicht gezogen. Die Europameister von damals bilden heute den Kern des A-Teams.

Die Warnungen des damaligen DFB-Sportchefs Matthias Sammer verhallten ungehört, wonach nur Wettbewerbe die Spieler auf eine erfolgreiche Zeit im A-Bereich vorbereiten. Doch Sammer warf den Job als DFB-Sportchef entnervt hin, zog zu den Bayern. Und auch Nachfolger Dutt hat schon das Weite gesucht. Dem DFB stehen sehr wahrscheinlich ein paar turbulente Diskussionen ins Haus.

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