Das norwegische Militär: Antreten zum Unisex

Norwegen will sexuelle Belästigungen von Soldatinnen verhindern. Deshalb sollen sich männliche und weibliche Kameraden näher kommen.

Gemeinsam stark: Norwegische Soldaten beim Minenlegen. Bild: dpa

BERLIN taz | Das norwegische Militär testet im Norden des Landes Unisex-Schlafräume für seine Soldatinnen und Soldaten. Damit reagiert Oslo auf Berichte von Soldatinnen über sexuelle Belästigungen und Geschlechtervorurteile in der Truppe.

Anstatt die Soldaten zu trennen, teilen sich auf der Militärbasis je vier Männer und zwei Frauen ein Zimmer. Durch die Nähe sollen Geschlechtervorurteile abgebaut und das Gemeinschaftsgefühl in der Truppe gestärkt werden. Norwegische Forscher haben die Soldatinnen und Soldaten nach einer ersten Testphase befragt. Die Reaktionen sind durchweg positiv.

Die Soldatinnen sagten, das Gemeinschaftsgefühl in der Einheit sei durch die gemischten Räume viel stärker geworden. Die Frauen fühlten sich mehr der Truppe zugehörig, sexuelle Übergriffe oder sexistische Beleidigungen hätten abgenommen. Kam es doch einmal zu Belästigungen, hätten sich die Männer mit ihren Kameradinnen solidarisiert.

Zum Vergleich beobachteten die Forscher auch das Truppengefüge in Einheiten mit getrennten Schlafräumen. Dort fühlten sich die Frauen nicht nur isoliert. Sie stritten auch untereinander wesentlich häufiger und mussten in stärkerem Maß sexistische Beleidigungen oder Ausgrenzungen durch ihre männlichen Kameraden erfahren.

Der Test mit den Unisex-Räumen ist nur eine von mehreren ungewöhnlichen Maßnahmen des norwegischen Militärs. So dürfen Soldaten seit vergangenem Sommer ihr Haar ebenso lang wachsen lassen wie ihre weiblichen Kolleginnen und einen Zopf tragen. Im November wurde außerdem ein wöchentlicher „Veggie-Day“ eingeführt. Der Fleischverzicht der Soldatinnen und Soldaten soll ein Beitrag gegen den Klimawandel sein.

In Norwegen melden sich Frauen bislang freiwillig zum Dienst. Oslo plant jedoch, die Wehrpflicht künftig auch auf Frauen auszuweiten.

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