Debatte über Olympia: Schöner die Spiele nie waren

In der Bürgerschaft suchen Rote und Grüne den breiten Konsens. Nur Die Linke will da nicht mitspielen. Initiative (N)Olympia rechnet mit versteckten Milliarden-Kosten.

Bisher sind die Olympia-Gegner in der Minderheit: Protestler säen Zweifel Bild: dpa

Andreas Dressel schöpfte aus dem Vollen: „Kompakte Olympische Spiele mitten in der Stadt, die in einzigartiger Weise Nachhaltigkeit, Transparenz und Umweltschutz verbinden“, versprach der SPD-Fraktionschef in der Debatte der Bürgerschaft am Mittwochnachmittag. Und als ob das noch nicht reiche, schwärmte er gleich auch noch von „autofreien und CO2-neutralen Spielen im Herzen der Stadt“.

Und um auch die Herzen und Köpfe der Skeptiker zu erreichen, versicherte Dressel, dass deren Fragen „ordentlich beantwortet“ werden sollen: „Kein Risiko soll kleingeredet, keine Kostenposition kleingerechnet werden.“ Dafür wolle die SPD einen breiten Konsens in der Bürgerschaft herstellen, um anschließend auch eine breite Mehrheit der Bevölkerung beim geplanten Volksentscheid zu erreichen.

Der Unterstützung des künftigen Regierungspartners kann Dressel sich sicher sein. Die Grünen würden „darauf achten, dass die Bedingungen stimmen“, versicherte Parteichefin Katharina Fegebank. Die Grünen seien bereit, auf die Kritiker zuzugehen, „um sie zu überzeugen“. Auch auf die Oppositionsfraktionen der CDU und FDP wird Rot-Grün zählen können, wie deren Vorsitzende André Trepoll und Katja Suding zusicherten – sofern das Konzept „finanziell seriös“ und „einfach Weltklasse“ sei.

Lediglich Die Linke macht auf der Suche nach dem goldenen Konsens nicht mit. Rote und Grüne wollten die Kosten verschleiern, kritisierte der Abgeordnete Mehmet Yildiz. Olympische Spiele seien „eine Gefahr für den sozialen Frieden“: „Wer sich in die Hände des Internationalen Olympischen Komitees begibt, öffnet Gigantomanie und Korruption Tür und Tor.“

Die nächsten Schritte der Hamburger Olympia-Bewerbung:

April 2015: Gründung einer Bewerbungsgesellschaft mit dem Deutschen Olympischen Sportbund (DOSB) und der Bundesregierung.

9./10. April 2015: Auswahl der Stadt für die Segelregatten: Rostock-Warnemünde, Lübeck-Travemünde oder Kiel.

15. September 2015: Der DOSB und die Stadt melden beim Internationalen Olympischen Komitee (IOC) die Hamburger Kandidatur offiziell an.

Herbst 2015: Bürgerentscheide in Hamburg und der Segelstadt.

8. Januar 2016: Abgabe erster Bewerbungsunterlagen beim IOC.

April/Mai 2016: Das IOC wählt bis zu fünf Kandidatenstädte aus.

Januar 2017: Bewerber reichen vollständige Unterlagen ein.

Sommer 2017: Das IOC wählt in Lima/Peru die Stadt für die XXXIII. Olympischen Spiele 2024.

Der Senat kenne Kosten, über die er bislang schweige, kritisierte die Initiative (N)Olympia in einer Mitteilung. Er habe der Hafenwirtschaft zugesagt, die Kosten für den Umzug von Unternehmen vom geplanten Olympiagelände Kleiner Grasbrook auf andere Flächen zu tragen. Eine Summe habe der Senat bislang nicht genannt, aber (N)Olympia nennt eine: „fünf bis sieben Milliarden Euro“. Woher diese Rechnung stammt, sagt (N)Olympia indes nicht, fordert aber Klarheit und Transparenz vom Senat.

Die werde es geben, versprach Sportsenator Michael Neumann (SPD). Nach dem Zuschlag des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB) würden jetzt Gutachten in Auftrag gegeben. „Der erste Finanzreport wird im Sommer vorgelegt werden, wir werden Schritt für Schritt alles veröffentlichen“, sagte Neumann. Im Herbst werde „das Volk das letzte Wort haben“.

Das werde negativ ausfallen, versicherte Norbert Hackbusch (Die Linke): „Wir werden dafür sorgen, dass es keine Mehrheit in dieser Stadt für Olympia gibt.“

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