Demonstrationen am Frauentag: Zehntausende gehen auf die Straße

Weltweit protestieren Frauen gegen ungleiche Bezahlung, sexuelle Übergriffe und Gewalt. Die Demonstrationen verlaufen weitgehend friedlich.

Demonstrantinnen rufen und halten Leuchtfeuerwerk in den Händen

In der Türkei fand eine der größten Frauendemonstrationen der letzten Jahre statt Foto: reuters

MANILA/ISTANBUL ap/taz | Am Weltfrauentag haben in Asien und Europa Frauen für ihre Rechte demonstriert. Zehntausende gingen am Donnerstag auf den Philippinen, in Indien, in Myanmar, in Südkorea und in China auf die Straßen, wie AP-Korrespondenten berichteten. Auch in Spanien gab es Proteste.

In Istanbul fand trotz Regen eine der größten Frauendemos der letzten Jahre statt. Die Fußgängerzone Istiklal Caddesi war vom Taksim Platz ausgehend rappelvoll. „Wir haben keine Angst“ riefen die Demonstrantinnen. Der Marsch zum 8. März war in diesem Jahr im Gegensatz zum Vorjahr nicht verboten worden. Es ist eine der größten Demonstrationen seit im Juli 2016 nach dem Putschversuch der Ausnahezustand verhängt wurde. Auch in vielen anderen Städten der Türkei gab es Frauenmärsche ohne das zu Übergriffen durch die Polizei kam. In einer Rede räumte Präsident Erdogan sogar ein, dass der Islam sich modernisieren müsse und gesellschaftliche Fragen nicht mehr nach den Normen von vor 1.400 Jahren beantwortet werden können.

In der philippinischen Hauptstadt Manila protestierten Aktivistinnen gegen Präsident Rodrigo Duterte und nannten ihn den größten Verbrecher an Frauenrechten in ganz Asien. Unter anderem verurteilten sie ihn für seine Aufforderung, Soldaten sollten kommunistische Rebellinnen in die Genitalien schießen.

Mit Schlachtrufen wie „Vereinigt euch gegen Gewalt an Frauen“ marschierten auch in der indischen Hauptstadt Neu Delhi Hunderte Frauen. Sie machten auf Themen wie häusliche Gewalt, Diskriminierung am Arbeitsplatz und ungleiche Löhne aufmerksam.

Asien und Spanien

Die ungleiche Bezahlung von Männern und Frauen war auch bei den Protesten in Südkorea ein Thema. Hunderte Frauen und Männer trugen Schilder mit dem Slogan #MeToo durch Seouls Straßen.

In Myanmar hielt die De-facto-Staatschefin Aung San Suu Kyi anlässlich des Weltfrauentags eine Rede. „Der Stellenwert der Menschenrechte in einem Land wird verstärkt, wenn Frauen ihre Rechte zugestanden bekommen“, sagte sie.

Auch in Afghanistan versammelten sich die Frauen und forderten die Politiker des Landes auf, mehr für ihre Rechte zu tun. Zu Zeiten der Taliban-Herrschaft wäre das undenkbar gewesen.

In China nutzten Studierende den Weltfrauentag, um eine bevorstehende Verfassungsänderung zu kritisieren. Diese würde es Staatspräsident Xi Jinping erlauben, unbegrenzt im Amt zu bleiben. Fotos von dem Protest, die in sozialen Netzwerken kursierten, wurden von der Regierung gelöscht.

In Spanien protestierten Frauen im ganzen Land gegen ungleiche Bezahlung und Gewalt gegen Frauen. In Barcelona kam es wegen der Demonstrationen zu Verkehrsbehinderungen. Die Polizei griff ein. Für den Abend war auch eine Kundgebung in Madrid geplant.

Italien, Russland, Frankreich, Uganda

Die italienische Schauspielerin Asia Argento rief zum Weltfrauentag eine neue Bewegung mit dem Namen #WeToo ins Leben. Sie solle Frauen vereinen, um gemeinsam gegen das Ungleichgewicht von Macht zugunsten der Männer vorzugehen, sagte Argento dem Sender Radio 24. Sie war bereits Mitgründerin der #MeToo-Bewegung.

In Russland hielt Präsidentschaftskandidatin Xenia Sobtschak vor dem Parlament eine Mahnwache gegen sexuelles Fehlverhalten ab und forderte den Rücktritt des Abgeordneten Leonid Sluzki, dem Journalistinnen Übergriffe vorwerfen. Parlamentspräsident Wjatscheslaw Wolodin hatte dies mit den Worten zurückgewiesen, Journalistinnen, die sich in der Duma nicht sicher fühlten, sollten sich einen anderen Beruf suchen. In Moskau gingen nur wenige für Sobtschaks Anliegen auf die Straßen, obwohl der Frauentag in Russland ein Feiertag ist.

In Frankreich verlangte die linksliberale Tageszeitung „Libération“ von Männern am Donnerstag für ein Exemplar 50 Cent mehr als von Frauen. Das solle darauf hinweisen, dass Französinnen durchschnittlich 25 Prozent weniger verdienten als Männer, schrieb das Blatt. Präsident Emmanuel Macron kündigte an, die Regierung werde Unternehmen anprangern, die sich nicht an das Gleichstellungsgesetz halten. Dieses sieht unter anderem Geldstrafen für Unternehmen vor, die Frauen weniger zahlen als Männern.

Ugandas Präsident Yoweri Museveni forderte ein Ende häuslicher Gewalt gegen Frauen. Wer seine Frau schlage, sei ein Feigling. „Wenn Ihr prügeln wollt, warum sucht Ihr nicht einen anderen Mann und schlagt Euch?“, fragte er.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Dieser Text ist Teil der Sonderausgabe zum feministischen Kampftag am 8. März 2024, in der wir uns mit den Themen Schönheit und Selbstbestimmung beschäftigen. Weitere Texte finden Sie hier in unserem Schwerpunkt Feministischer Kapmpftag.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.