Deutsche Eiskunstlauf-Meisterschaft: Kür für Olympia, Olympia als Kür

Aljona Savchenko und Robin Szolkowy wollen zum Karrieausklang Gold in Sotschi gewinnen. Vorher laufen sie ein letztes Mal um einen deutschen Titel.

Aljona Savchenko und Robin Szolkowy, siegreich im Grand-Prix-Finale Bild: dpa

BERLIN taz | Für die Chemnitzer Eiskunstläufer Aljona Savchenko (29) und Robin Szolkowy (34) schließt sich ein Kreis. Im Berliner Erika-Hess-Eisstadion feierten sie vor zehn Jahren ihren ersten gemeinsamen Sieg. Nach nur sieben Monaten gemeinsamen Trainings wurden sie in der Saison 2003/2004 hier auf Anhieb deutsche Meister im Paarlaufen und setzten mit ihrer Leistung ein dickes Ausrufezeichen. Und das soll sich am Wochenende am gleichen Ort wiederholen. Nach dieser Saison werden sich die Ausnahmesportler vom Leistungssport verabschieden.

„Es waren keine Überredungskünste nötig, Aljona und Robin zum Start in Berlin zu bewegen“, sagt der Berliner Landestrainer Reinhard Ketterer, der die Deutschen Meisterschaften vermarktet und sich dank der beiden Zugpferde eine ausverkaufte Eishalle erhofft. Aljona und Robin haben in den letzten Jahren die Deutschen Meisterschaften ausgelassen. Doch der Start in Berlin sei ihnen „emotional wichtig gewesen“, so Ketterer.

Dass sie mit ihrer Kür zu „Nussknacker“, dem ersten Programm nach klassischer Musik in ihrer Karriere überhaupt, in der Hauptstadt zum siebenten und letzten Mal deutscher Meister werden, ist keine Frage. Neben ihnen sind nur noch zwei weitere Paare am Start. Die noch blutjungen Vorjahressieger Annabelle Proelß und Ruben Blommaert aus Oberstdorf mussten ihren Start wegen einer Angina der 14-jährigen Annabelle absagen. Das junge Paar, das im Herbst einen internationalen Wettkampf in Nizza gewonnen hat, gilt aber als riesige Hoffnung für die Jahre nach Sotschi.

Ob die vierfachen Weltmeister aus Chemnitz ihre Laufbahn wie geplant in der russischen Schwarzmeerstadt mit dem Olympiatitel krönen können, ist fraglich. Derzeit haben die aktuellen Weltmeister Tatjana Wolosozhar und Maxim Trankov klar die Nase vorn. In zwei Grand-Prix-Wettbewerben haben sie schöne und sichere Programme aufs Eis gezaubert, die die Preisrichter mit schier uneinholbaren Wertungen belohnten.

Savchenko und Szolkowy hingegen haben ihre Grand-Prix-Wettbewerbe zwar gewonnen, aber ohne Glanz. Vor allem der dreifache Wurfaxsel ging daneben, eine Höchstschwierigkeit, den die Chemnitzer als einziges Paar der Welt beherrschen. Die Stürze waren für die gebürtige Ukrainerin Savchenko so schmerzhaft, dass der Wurf derzeit gar nicht trainiert wird.

Beim Grand-Prix-Finale letzte Woche in Japan trafen beide Paare erstmals in dieser Saison aufeinander. Die Russen, sie müssen mit dem Druck klarkommen, einzige Goldhoffnung im Eiskunstlauf bei Olympia im eigenen Land zu sein, waren unsicher und stürzten. Die Chemnitzer hingegen hatten den Druck nicht, den schwierigen dreifachen Wurfaxel zeigen zu müssen. Ohne den Angstwurf liefen sie befreiter. Der alte Glanz war wieder da, und sie gewannen – was dem nicht mehr ganz jungen Paar in der Fachwelt niemand mehr zugetraut hatte.

Nach Olympia planen Savchenko und Szolkowy gemeinsam mit ihrem Trainer Ingo Steuer ein Geschenk an ihre Heimatstadt Chemnitz: Im April wollen sie 5.000 Zuschauer in die Chemnitz-Halle zu einer Show mit Eiskunstlauf, Artistik, Akrobatik und Musik locken. Doch der stasibelastete Trainer, dem der Sportverband keine öffentlichen Gelder für seine Trainertätigkeit zahlen darf, sieht seine berufliche Zukunft nicht im Showgeschäft. „Das können wir gelegentlich wiederholen, wenn es ein Erfolg wird. Aber ich bin Eiskunstlauftrainer und kann dort etwas leisten“, sagt er selbstbewusst.

Ob er nach Sotschi weiterhin in Deutschland Paare trainieren will oder lukrativen Angeboten aus dem Ausland, wo seine Stasitätigkeit weniger von Interesse ist, den Vorrang gibt, ließ er offen. Steuer hat bereits Paare aus Kanada, der Ukraine, Frankreich und der Schweiz trainiert.

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