Die Wahrheit: Gerechtigkeit für Helene Fischer

Das sind die Folgen der Gerüchte: Die tendenziöse Berichterstattung der Medien über die große Sängerin fällt auf sie selbst zurück.

Bild: Dorthe Landschulz

Der Journalismus durchlebt eine schwere Glaubwürdigkeitskrise. Einer der wichtigsten Auslöser: Es wird sehr einseitig über Helene Fischer berichtet. „Seelenlose Hochglanzmaschine“, „tumbe Tusslanddeutsche“, „böse Hexe“ – das sind nur einige der vielen Verbalinjurien, auf die man stößt, wenn man bei Google News nach der Sängerin sucht. Ziel der uniformen Berichterstattung ist offenbar: Man soll Helene Fischer hassen, ihre Lieder nur noch mit voreingenommenen oder fest zugehaltenen Ohren hören.

Eine andere Sichtweise findet in den Medien nicht statt, wird gar nicht erst zugelassen. Dass Helene Fischer für ihre Fans alles gibt, wird totgeschwiegen, was sie Unglaubliches für die deutsche Musiklandschaft leistet, mit keinem Wort gewürdigt.

Wenn sie dagegen mal beschwipst aus dem Autoscooter fällt, wird es gleich zum Riesenskandal aufgeblasen. Nichts soll die Vorstellung stören, die die sogenannte Qualitätspresse im Verbund mit Funk und Fernsehen von ihr entwirft: Helene Fischer als eiskalte Schlagertante, als jähzorniger Kontrollfreak, als Pulverfass, das in Wirklichkeit gar nicht singen, aber jederzeit in die Luft gehen kann.

Dabei gibt es durchaus alternative Informationsquellen. Man muss nur im Internet danach suchen. Dann erschließt sich einem auch besser, was für ein Zerrbild der Mainstream-Journalismus von Helene Fischer zeichnet: Ihre Auftritte seien nur müdes Halbplayback, die Beziehung zu ihrem Freund Florian ein Fake, und Backstage am Buffet müsse immer eine Hilfskraft die gelben Gummibärchen aussortieren, sonst verwüste Fischer wieder die Garderobe. All diese rufschädigenden Legenden werden im Netz Stück für Stück demontiert und als reine Meinungsmache entlarvt.

Bösartige Gerüchte über

Kein Wunder, dass sich immer mehr Menschen von den etablierten Medien abwenden. Sie haben Helene Fischer vielfach anders kennengelernt: als Kumpeltyp, als zuverlässige Kollegin bei der Nachtschicht, als Zimmernachbarin in der Schönheitsklinik. Oft mögen diese Leute ihre Musik vielleicht gar nicht so gern.

Sie können nur all die Lügengeschichten nicht glauben, die über die Sängerin verbreitet werden: dass ihre Platten von minderjährigen Straffälligen eingespielt werden, denen man vormacht, die Aufnahmen seien Teil eines sozialen Projekts; dass ihre Beine viel zu dick sind und live nur durch Rückprojektion und andere optische Tricks in Szene gesetzt werden; dass sie das Publikum bei Wohltätigkeitsveranstaltungen mit bösartigen Gerüchten über gutartige Tumoren erpresst.

Wer gegen solche offensichtliche Propaganda seine Stimme erhebt, sich in Leserbriefen oder Onlinekommentaren beschwert, gilt den gleichgeschalteten Medien schnell als Spinner, als Troll, als frühverrentnerter Homunkulus. Wer gar eine andere Sicht einfordert, kriegt sofort den Stempel „oller Verschwörungstheodor“ aufgedrückt. Die unbequeme Wahrheit wird dabei von der tendenziösen Presse einfach verschwiegen: Helene Fischer ist eine großartige Künstlerin, verdient den allergrößten Respekt. Sie und ihre Anhänger endlich ernstzunehmen, könnte ein wichtiges Fanal wider die grassierende Medienverdrossenheit sein.

Dazu müssten die Damen und Herren von der Systempresse allerdings von ihrem hohen Ross herabsteigen und Fehler zugeben. Nicht alle von ihnen beteiligen sich ja mit ganzem Herzen an der Hetzkampagne gegen Helene Fischer. Manche heulen einfach nur mit den Wölfen, weil sie so nah am Wasser gebaut sind; andere drehen verlegen an der Schweigespirale ihrer Kollegen mit, weil sie selber nichts zu sagen haben.

So kommt es zu der fast unheimlichen Geschlossenheit an der Medienfront, die auch dann nicht bröckelt, wenn offenkundige Falschmeldungen verbreitet werden, zum Beispiel die, dass Helene Fischer große Teile ihrer Seele an einen Kaffeefilialisten verkauft habe und nur noch eine Sperrminorität daran halte. Oder die, dass ihre neuen Zahnimplantate von politischen Gefangenen in Nordkorea hätten hergestellt werden müssen – auf ihren ausdrücklichen Wunsch hin.

Doch die Selbstgerechtigkeit und Abgehobenheit der Journaille ist viel zu groß für solche Eingeständnisse des eigenen Scheiterns. In dieser Welt ist kein Platz für Widerspruch, für Selbstkritik, für das Staunen eines Kindes oder die kleinen Fluchten aus dem liebenswerten Alltag, die viele hart arbeitende Menschen in die Arme der Sängerin treiben. Diese machen sich ihren eigenen Reim darauf, dass ihre berechtigten Fragen und Einwände stets arrogant beiseitegewischt werden, dass sie mit ihren Erfahrungen im Einheitsbrei der manipulierten Öffentlichkeit kein Gehör finden.

Frei reden können die Zweifler, die Skeptiker und Die-hard-Fans nur in ihren Internetforen, auf eigenen Websites und bei Konzerten, in den Pausen zwischen den Stücken, wenn Helene Fischer dazu auffordert, der gesteuerten Mehrheitsmeinung den Zeige- oder Ringfinger zu zeigen. Darüber liest man dann selbstverständlich nichts im Radio oder Fernsehen. Stattdessen wieder nur die ganze Zeit dieselbe Leier: Helene Fischers goldener Catsuit steht ihr nicht; die neue Single ist einfach eine alte Single von Sting, nur neu und noch schlechter abgemischt; sie kommt regelmäßig zu spät zur Schwangerschaftsgymnastik.

Vor diesem Hintergrund ist es beinahe ein Wunder, dass sich der Deutsche Presserat jüngst zu einer Rüge gegen ein großes Nachrichtenmagazin durchringen konnte. Dieses hatte auf seiner Titelseite mit der Forderung aufgemacht: „Stopft Helene Fischer das Maul!“ Darin sah das Selbstkontrollorgan eine "erschreckende Aufstachelung zur Selbstjustiz" und rügte: „Könnte man auch subtiler ausdrücken.“ Selbstverständlich wurde der Vorgang von allen maßgeblichen Medien verheimlicht und vertuscht. Anderntags verbreitete man allerorten wieder Dutzende von neuen Lügen über Frau Fischer, als sei nichts geschehen.

Man kann lediglich darüber spekulieren, welche politischen und wirtschaftlichen Interessen hinter diesem eklatanten Meinungskartell stecken. Wer direkt oder indirekt davon profitieren soll, Helene Fischer skrupellos eine Mitgliedschaft bei McFit, der Gewerkschaft Ver.di oder dem sunnitischen Zweig der Hutterer anzudichten, ist noch gar nicht auszumachen. Ein Journalismus jedoch, der ein Eigeninteresse daran haben müsste, seinen letzten Kredit bei den Rezipienten nicht zu verspielen, sollte einmal ernsthaft prüfen, ob er in puncto Helene Fischer den Bogen nicht überspannt hat.

Gegebenenfalls käme dieser Journalismus zu der Einsicht, dass er allen Grund hätte, sich zu entschuldigen und einiges richtigzustellen: Selbstverständlich zahlt Helene Fischer ihre Spielschulden zurück, sie hat es doch versprochen. Niemals jobbte sie während ihres Studiums als Heiratsschwindlerin, sie hat ja überhaupt nicht studiert. Schon seit Jahren hat sie keine Lippenbläschen mehr, daran arbeitet sie hart. Und an den Gesangsspuren von „Atemlos“ hat sie einen ganz gewichtigen Anteil gehabt!

Und schon käme vielleicht das Vertrauen zu den Medien zurück.

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