Die Wahrheit: Häschen hoppelt weiter

Peinliche Panne in Sachen Boris: Wie aus „F OFF“ ein Posten als Chef des „Foreign Office“ wurde – und andere Neuigkeiten á la „englischer Humor“.

Die Brexit-Berichterstattung findet ab jetzt auf der Wahrheit-Seite statt, denn was Großbritanniens Politiker treiben, ist Realsatire. Manche nennen es „englischen Humor“.

Die Sache mit Londons Exbürgermeister Boris Johnson hat sich als Missverständnis entpuppt: Die neue Premierministerin Theresa May hatte eine Liste mit den Namen prominenter Tories aufgestellt, um einige davon in ihr Kabinett zu holen. Hinter Johnsons Namen schrieb sie „F OFF“, doch ihr Sekretär interpretierte das als „Foreign Office“ statt als „Fuck off“, wie es gemeint war. So wurde Johnson Außenminister, und er genoss seine Rache kalt.

Als der frühere Justizminister Michael Gove vorige Woche angekrochen kam, um sich bei ihm zu entschuldigen, weil er ihm das Amt des Premierministers durch einen Dolchstoß vermasselt hatte, hörte Johnson zwanzig Minuten zu, ohne ein Wort zu sagen. Ein Zeuge sagte, er habe Gove nicht mal angesehen.

Mays Vorgänger David Cameron war in den letzten Tagen ebenfalls damit beschäftigt, Namenslisten aufzustellen. Er hat seinen ehemaligen Mitarbeitern nicht nur sechs Monatsgehälter zugeschanzt, nachdem sie von May aus dem Amt gejagt worden sind, sondern die Queen soll sie obendrein als Lords ins Oberhaus schicken.

Die Labour Party kann aus dem Zwist bei den Tories, der im Hintergrund heftig schwelt, keinen Vorteil ziehen, weil die Mehrheit der Abgeordneten aus Sorge um ihre erbärmlichen politischen Existenzen damit beschäftigt ist, Parteichef Jeremy Corbyn zu bekämpfen. Sie arbeiten mit allen Mitteln. Der erwachsene Labour-Abgeordnete Conor McGinn bezeichnete Corbyn als Superpetze: Nachdem McGinn ihn kritisiert hatte, soll Corbyn gedroht haben, alles dem Vater zu erzählen. Der ist Sinn-Féin-Stadtrat in Nordirland. Owen Smith möchte Corbyn als Labour-Chef ablösen. „Ich bin nicht Teil eines Komplotts, um Corbyn loszuwerden“, radebrechte er. „Ich versuche, ihn loszuwerden, aber ich habe bis vor ein paar Wochen nicht geplant, das zu versuchen.“

Smith und mehr als die Hälfte der Labour-Abgeordneten stimmten vorige Woche dafür, die britische Atom-U-Boot-Flotte für 40 Milliarden Pfund zu erneuern. Vorsichtshalber stellt die Regierung auch fünf Millionen Pfund bereit, um die „Mary Rose“ zu restaurieren. Dieses Schiff hat Heinrich VIII. gute Dienste im Kampf gegen die Franzosen geleistet, bis es vor der Küste Südenglands versenkt wurde. Die Froschfresser hatten nicht damit gerechnet, dass der Kahn nach mehr als 400 Jahren wieder gehoben werden und wegen Frankreichs starrer Haltung beim Brexit wieder zum Einsatz kommen könnte.

Smith hat früher für den Pharma-Konzern Pfizer gearbeitet, aber von dessen Produkten habe er nie genascht. Er beteuerte im BBC-Frühstücksfernsehen, dass er noch nie Viagra nehmen musste. Er sei wie das Duracell-Häschen, das dank der leistungsstarken Batterien weiter hoppeln kann als andere Häschen. Corbyn sollte ihm ein paar Möhren zustecken und ihn in die Wildnis schicken.

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Geboren 1954 in Berlin. 1976 bis 1977 Aufenthalt in Belfast als Deutschlehrer. 1984 nach 22 Semestern Studium an der Freien Universität Berlin Diplom als Wirtschaftspädagoge ohne Aussicht auf einen Job. Deshalb 1985 Umzug nach Dublin und erste Versuche als Irland-Korrespondent für die taz, zwei Jahre später auch für Großbritannien zuständig. Und dabei ist es bisher geblieben. Verfasser unzähliger Bücher und Reiseführer über Irland, England und Schottland. U.a.: „Irland. Tückische Insel“, „In Schlucken zwei Spechte“ (mit Harry Rowohlt), „Nichts gegen Iren“, „Der gläserne Trinker“, "Türzwerge schlägt man nicht", "Zocken mit Jesus" (alle Edition Tiamat), „Dublin Blues“ (Rotbuch), "Mein Irland" (Mare) etc. www.sotscheck.net

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kari
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