Die Woche: Wie geht es uns, Herr Küppersbusch?

Die NSA und die CDU-Spendenaffäre, Guardiolas Abschiedsrunde, ein Parteigründer ohne Partei und ein Bundespräsident ohne Courage.

Gründet vielleicht bald die „Alternative zur Alternative für Deutschland“ (AZAFD): Bernd Lucke Foto: dpa

taz: Herr Küppersbusch, was war schlecht letzte Woche?

Friedrich Küppersbusch: Wenn der Grieche schon einknickt, müssen wir demnächst selber Opposition gegen die Bundesregierung machen.

Was wird besser in dieser?

Neuwahl der Regierung alle vier, der Opposition alle zwei Jahre.

Bernd Lucke ist aus der AfD ausgetreten. Treten Sie nach?

Bin gespannt auf die „Alternative zur Alternative für Deutschland“ (AZAFD). Am Ende sah Lucke in seiner Partei seine Meinung unterdrückt, sich von irren Minderheiten majorisiert, von Gewalt bedroht. Kurz: So, wie er uns vorher Deutschland schilderte. Wie viel von seinen Lehren ist also schlau, und wie viel hingegen ist sein Psychomodus, der über kurz oder lang aus jedem Umfeld das gleiche Paranoia-Gebilde macht? Es war Kalter Krieg, und Kommunisten durften nicht Briefträger noch Zugschaffner werden. Heute ist einer Bestallung als staatlich alimentierter Professor zuträglich, eine Partei zu führen, von der man nach Jahren merkt, es sei “eine NPD im Schafspelz“.

Der Dalai Lama ist 80. Ja?

Na ja, der Körper, in den Bodhisattva vor 80 Jahren herabstieg aus Mitgefühl den Wiedergeborenen gegenüber. Zwei Jahre lebte er als Sohn einer armen Bauernfamilie, dann wurde ihm eine umfassende Bildung und Förderung im Potala zuteil. Kurz – lassen wir mal alle Religionskritik und tibetisch-chinesische Tragödie weg: Sein Leben und Weltruhm sind ein fast laborsauberer Beweis dafür, was es bedeutet, allen anderen Bildung zu verweigern.

Der Bundesgerichtshof hat entschieden: Rocker dürfen ihre Kutten tragen. Ein Sieg für den gesunden Menschenverstand?

Ein Freund bei der Dortmunder Kriminalpolizei, der mit seiner Kritik am obersten Dienstvorgesetzten nicht namentlich zitiert werden möchte, sagte zum Kuttenverbot: „Da haben wir einmal eine Täterzielgruppe, die sich freiwillig durch Berufskleidung kenntlich macht und uns so die Arbeit erleichtert – da verbietet der Innenminister das!“

Und noch eine Entscheidung des BGH: Nivea darf sein Blau vorerst behalten. Also dieses spezielle „Pantone 280 C“. Alles andere wäre ja auch vermessen, oder?

Tja nun. Wenn Farbe so behandelt würde wie zum Beispiel Saatgut, wäre Monsanto jederzeit in der Lage, einem Dieb wie Mondrian das Handwerk zu legen.

Die NSA belauscht die deutschen Kanzler schon mindestens seit Kohl. Dann können die Amis doch jetzt endlich die Spendenaffäre aufklären, oder?

Kohl wollte schon die Stasi-Protokolle seiner Telefonate „am liebsten verbrennen lassen“ und wird gewusst haben, warum. Der Ermittlungsarbeit des Generalbundesanwaltes zur NSA forderte „Unterlagen von Snowden“ – die beiden großen Parteien taten alles, dessen Mitwirkung zu verhindern. Nun deutet Exjustizminister Holden an, es könne einen Deal für Snowdens Rückkehr in die USA geben. Die Europäer haben es in zwei Jahren offensiv vergeigt, hier eine Art Asyl für Snowden einzurichten. Also: „Wenn ihr den human zurücknehmt, müssen wir auch gar nichts wissen“. Als Mitmensch Snowdens könnte man das nur schwer kritisieren.

Bastian Schweinsteiger auf dem Sprung Richtung Manchester United, Thomas Müller hat Zoff mit Trainer Guardiola. Hat Bayern schon vor Saisonstart fertig?

Abschiedsrunde. Guardiola hat einen Dreijahresvertrag und die ersten beiden Anläufe unterperformed: 2014 zwei Titel, 2015 gar nur einen. Danach braucht er einen Siegerclub, sonst wird er bis 2020 nicht Nationaltrainer von Katar. Also: Er räumt da jetzt mal um, und dann muss es passen.

Am vergangenen Donnerstag hat Bundespräsident Joachim Gauck die jüngsten Angriffe auf Flüchtlingsunterkünfte als „widerwärtig“ und „unerträglich“ kritisiert. Und der Bundesrat hat am Freitag beschlossen, dass Menschen, die keinerlei Aussicht auf ein Aufenthaltsrecht hätten, schneller als bisher abgeschoben werden. Politik aus einem Guss?

Gauck ist seit seiner One-Man-Außenpolitik gegen Russland deutlich vorsichtiger geworden und kommentiert hinter anderen, Mutigeren her. Er ist als Bundespräsident mal schädlich, mal nutzlos. Natürlich haben Sie recht: Er müsste sich mit der politisch handelnden Ebene auseinandersetzen. Das wäre Courage.

Der YouTuber LeFloid hat die Kanzlerin interviewt. Was würden Sie gern von ihr wissen?

Ob sie froh ist, dass es nicht Tilo Jung ist.

Und was machen die Borussen?

Schlägerei zwischen Ultras und Nazis beim Testspiel der Zweiten in Lünen. Wohlgemerkt: BVB-Ultras GEGEN Nazis. Fürs Protokoll.

FRAGEN: AFRO und AW

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Jahrgang: gut. Deutscher Journalist, Autor und Fernsehproduzent. Seit 2003 schreibt Friedrich Küppersbusch die wöchentliche Interview-Kolumne der taz „Wie geht es uns, Herr Küppersbusch?".

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.