Die Woche: Wie geht es uns, Herr Küppersbusch?

In der Botschaft des FC Bayern, in den Umfragen zur Hessenwahl und im Kopf der Stiftung Bauhaus geht es rund. Bei der SPD nicht so sehr.

Doppelporträt Karl Heinz Rummenigge und Uli Hoeneß

Über Bayern macht man keine Witze, da lacht man direkt Foto: ap

taz: Herr Küppersbusch, was war schlecht in der vergangenen Woche?

Friedrich Küppersbusch: „Geht ein Journalist in die Botschaft des FC Bayern München.“

Und was wird besser in dieser?

Über Bayern macht man keine Witze, da lacht man direkt.

Die Bayern-Bosse Uli Hoeneß und Karl-Heinz Rummenigge schießen gegen Journalisten und fordern, dass auch für ihre Spieler Artikel 1 Grundgesetz, der mit der Würde des Menschen, gelte. Gilt Artikel 1 auch für Mesut Özil?

Krise und Niederlage bieten die Chance, sich als schlechter Charakter zu zeigen. Die Chancenverwertung der Bayern liegt bei 100 Prozent. Richtig, auf den taumelnden Özil hatte Hoeneß noch mal draufgetreten, der habe „einen Dreck gespielt“, seine Follower existieren „in der wirklichen Welt nicht“ und er verberge „seine Mistleistung hinter diesem Foto“ mit Erdoğan. Das Motiv, mit einer Publikation vom eigenen Elend ablenken zu wollen, muss Hoeneß erkennen. Horst Seehofer: „Jeder, der es sehen will, sieht, dass hier eine Kampagne gefahren wird, gegen mich …“ VW-Chef Müller: „Die gegen den Dieselmotor laufende Kampagne ist heftig.“ Die Öffentlichkeitsarbeit der AfD besteht wesentlich aus der Behauptung, die Öffentlichkeitsarbeit der AfD werde behindert. Kurz: aggressive Wehleidigkeit ist der aktuelle Tumormarker für Versagen. Das ist doch ganz nützlich.

Rot-Rot-Grün hat Chancen auf eine Mehrheit in Hessen, sagen Umfragen. Würden Sie ein solches Bündnis begrüßen?

Nu aber fix! Die SPD deliriert dem Endstadium entgegen, in dem Eheveteranen ätzen, „was hätte ich damals für gute Partien haben können“. ’05 bis ’09 und ’13 bis ’17 hatte R2G im Bund eine Mehrheit. Die Wähler wurden dafür mit mehr Merkel abgestraft und rächten sich mit AfD. Damals hätte Rot-Rot-Grün eine Machtperspektive geboten, derzeit nur eine Wutadresse, immerhin eine demokratische. Insgeheim hofft die Union darauf, sich an einer satisfaktionsfähigen Linken wieder hochziehen zu können. Also, Sozis, tut, was ihr immer tut: Macht wenigstens der Union eine Freude. Und R2G. Außerdem könnte man aus Jürgen Trittin und Bodo Ramelow eine ziemlich coole SPD machen. Wagenknecht müsste sich dann in der AfD um einen Linksruck kümmern.

In Bayern soll bald eine schwarz-orange „Spezi-Koalition“ regieren. Hat die Wahl sonst noch was verändert?

65 Prozent zu 30 Prozent – also rechts CSU, FW, AfD und FDP, links Grüne, SPD und Linke. Es ist, wie es in Bayern immer war. Wenn sich alle um die „Mitte“ balgen, erfindet der Wähler die Ränder neu.

Chinas Wirtschaft wächst langsamer. Dürfen die Chinesen das, wo doch an ihrer Kauflaune unser Exporterfolg hängt?

Heikler ist der Crash hinterm Crash: wenn die chinesische Überschuldung implodiert. Noch juxen die Banken Kredite raus, und der kommunistischen Wirtschaft Banken unterzujubeln, das ist immerhin wie Opium nach China zu verkaufen.

Die niedersächsische Landesregierung will ihr Programm gegen Rechtsextremismus ausweiten: auf Islamismus und Linksextremismus. Das richtige Zeichen?

Dem Linksextremismus attestiert der Verfassungsschutz „weitgehend hierarchiefreie Netzwerke mit themen- oder aktionsbezogener Ausrichtung; das Internet funktioniert als offenes Kontaktmedium“. Nachdem der neue Unions-Fraktionschef seiner Partei Greenpeace als Vorbild empfohlen hat, wollen die halt jetzt mal nachgucken wie so was geht.

Die Stiftung Bauhaus in Dessau hat dem ZDF die Austragung eines Konzerts mit der Band Feine Sahne Fischfilet in ihren Räumen untersagt. Eine nachvollziehbare Entscheidung?

Das ZDF produziert gerade auch einen historischen Sechsteiler über das Bauhaus. Erzählt werden auch die Kapitel, als Weimarer Rechte, Nazis und später die SED das Haus drangsalierten, schlossen und die geistige Blüte ins Ausland trieben. Natürlich nur, wenn das für’s Bauhaus okay ist.

Seit 20 Jahren ist die italienische Wirtschaft kaum gewachsen. Nun will die Regierung die Wirtschaft ankurbeln und dazu mehr Schulden machen, als die EU erlaubt. Wer soll den Kampf gewinnen?

Italienische Tradition und Folklore ist es, so lange Schulden zu machen, bis man hinten an der Lira drei Nullen streicht und von vorn anfängt. Da wird der Euro aber gucken.

Brückenteilzeit, Rückkehr zur paritätischen Finanzierung in der gesetzlichen Krankenversicherung, „Gute-Kita-Gesetz“ – als soziales Gewissen der Bundesregierung liefert die SPD gerade gut ab – oder?

Na, dann ab damit in die Fußgängerzonen und erleben, wie die klassische SPD-Zielgruppe bei diesen machtvollen Claims („Arbeitslosengeld Q“) hilflos zum Dolmetscher blinzelt. Die SPD hält das Land regierbar, dafür hält das Land die Sozis nicht für regierungsfähig, feiner Deal. Sie haben die Wahl zwischen einem Staatsbegräbnis und einem Neustart aus der Opposition.

Und was machen die Borussen?

Wenn Hoeneß so weitermacht, wird man Watzke dermaleinst „die Angela Merkel der Bundesliga“ nennen.

Fragen: AW

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.