Die taz auf dem Kirchentag: Ist Yoga das neue Beten?

NachwuchsjournalistInnen aus ganz Deutschland bekommen in der taz die Chance, ihre ganz eigene Sicht auf Religion zu zeigen.

Ist das eine Yogaklasse oder schon der Kirchentag? Bild: Chris Wattie/reuters

von ANNABELLE SEUBERT und PAUL WRUSCH

Schon beim letzten Evangelischen Kirchentag, 2015 in Stuttgart, hatte die taz-Panter-Stiftung NachwuchsjournalistInnen ein­geladen, die täglichen Sonderseiten zum Kirchentag zu bestücken. Es war das heißeste Wochenende des Jahres, die Luft im kleinen Konferenzraum auf dem Cannstatter Wasen war stickig, die Wasservorräte mussten fast stündlich aufgefüllt werden.

In Redaktionskonferenzen diskutierten sie: Sollen wir Sex auf dem Kirchentag zum Thema machen? Warum nicht mal zu McDonald’s gehen, gucken, wer da so alles Burger kauft? Kann eine Bibelarbeit mit Manuela Schwesig gewinnbringend sein? Was erzählt Kofi Annan?

Mit unverstelltem, stets neugierigem Blick begleiteten die elf jungen ReporterInnen aus ganz Deutschland den Kirchentag. Sie hatten größtmögliche Freiheiten. Nur eines war uns wichtig: ernst nehmen, was dort verhandelt wird.

Wer schaut auf uns?

Die Zeit ist, so scheint es, eine noch politischere geworden, als sie vor zwei Jahren war: Flüchtlingskrise, Trump, Brexit, Rechtspopulismus. Wo sollen wir zuerst hinschauen? Und wer schaut eigentlich auf uns?

„Du siehst mich“ lautet das Motto des diesjährigen Kirchentags, der anlässlich des Reformationsjubiläums nicht nur in Berlin und Wittenberg, sondern auch in Leipzig, Magdeburg, Erfurt, Jena/Weimar, Dessau-Roßlau und Halle/Eisleben stattfindet. Auf knallorangen Plakaten steht die Losung aus dem 1. Buch Mose dieses Jahr geschrieben – „Du siehst mich“, darüber ein Augenpaar, das aussieht wie von Bert aus der Sesamstraße geklaut.

Es geht ums Wahrgenommen- und Angenommen-Werden, inmitten einer Zeit, in der sich unser Selbstversicherungsdrang auf Facebook, Twitter und Instagram äußert und Selfies zu einer Art Kunstform geworden sind. „Ist die Vernunft noch zu retten?“ heißt eine Diskussion, der sich Frank-Walter Steinmeier stellt.

Man wird darüber streiten, ob es richtig war, die AfD-Politikerin Anette Schultner zum Kirchentag einzuladen. Es wird einen Väter-Kinder-Gottesdienst geben und einen auf Plattdeutsch, eine Keltische Messe und eine mit dem Titel: „Da guckst du!“

Wie ist Kirche 2017?

Und wie schon vor zwei Jahren in Stuttgart wird es wohl wieder heiß werden, wenn acht junge JournalistInnen diese und andere Veranstaltungen des Kirchentags besuchen, um über sie zu berichten.

Wir haben zum zweiten Mal TeilnehmerInnen ehemaliger taz-Panterworkshops eingeladen, ihre Art des Journalismus mit ihrer Sicht auf Religion zusammenzubringen. Wie ist Kirche 2017? Ist Yoga das neue Beten? Einige von ihnen sind Atheisten, andere gläubig.

Alle sind sie gespannt auf den Besuch aus den USA: Barack Oba­ma wird mit Angela Merkel vor dem Brandenburger Tor über Demokratie sprechen: wie „Zuhause und in der Welt Verantwortung“ zu übernehmen ist.

Wir freuen uns, mit einem Team aus taz-RedakteurInnen und jungen Nachwuchs­reporterInnen dabei zu sein. Am Mittwoch, Freitag und Samstag erscheint eine vierseitige Beilage in der taz.