Die zeozwei-Buchliste: Was lesen in diesem Winter?

zeozwei listet Bücher mit Gedanken und Ideen, die Zukunft haben und Zukunft ermöglichen.

Bild: Maria Kracikova

JAMES LOVELOCK ET AL.: DIE ERDE UND ICH

 

Es geht nicht darum, den Planeten zu retten. Der Mensch kann das gar nicht. Und der Planet rettet sich eh selbst. Es geht darum, die wirklich wichtigen Informationen der Menschheit zu bewahren. In diesem gedruckten Buch, das die neue Bibel für jeden Haushalt sein will.

Taschenverlag, 2016 – 168 Seiten, 29,99 Euro

EDWARD O. WILSON: DIE HÄLFTE DER ERDE. EIN PLANET KÄMPFT UM SEIN LEBEN

 

Seit etlichen Jahrzehnten forscht und lehrt der Biologe und Pulitzerpreisträger Wilson, 89, über Umwelt, Evolution und Artenvielfalt – und schreibt gegen die Anmaßungen des Anthropozäns an. In seinem »Testament« fordert er nicht nur, den halben Planeten für Wildnis freizugeben. Er zeigt auch, wo die Hoffnungen liegen, die Umweltkrisen zu lösen, ohne Geoengineering – aber mit den Methoden der Hirnforschung und künstlicher Intelligenz. (Beate Willms)

C.H. Beck, 2016 – 256 Seiten, 22,95 Euro

JORGEN RANDERS, GRAEME MAXTON: EIN PROZENT IST GENUG: MIT WENIG WACHSTUM SOZIALE UNGLEICHHEIT, ARBEITSLOSIGKEIT UND KLIMAWANDEL BEKÄMPFEN

 

Die zwei Autoren des Club of Rome schlagen vor, dass jede Frau, die nur ein Kind bekommt, mit fünfzig Jahren eine 80.000-Dollar-Prämie erhalten soll. Kam nicht so gut an. Kurz nach Veröffentlichung des Buchs stürzten sich alle darauf. Die zwölf anderen Forderungen gingen so leider unter. Dabei sind alle diskussionswürdig.

oekom verlag, 2016 – 272 Seiten, 22,95 Euro

ZEINA ABIRACHED: PIANO ORIENTAL

 

Eine Graphic Novel aus dem alten Beirut: Westliches Klavierspiel trifft auf die Viertelton-Tradition orientalischer Musik. Toll gezeichnet und vor dem Hintergrund der eigenen Biografie und Familiengeschichte spannend erzählt. Mittendrin in den heutigen Identitätsdiskursen – ohne selber dabei identitär zu wirken. (Andreas Fanizadeh)

avant-verlag, 2016 – 212 Seiten, 29,95 Euro

CARSTEN BUCK: ZOMBIEDESIGN

 

Sozialökologischer Fortschritt geht nicht mit den Ökoprodukten, die nach Öko aussehen, aber auch nicht, wenn Öko »stylish« daherkommt. Es geht im Kern gar nicht um das Verhältnis vom Produkt zum Konsumenten (das ist die derzeitige Fixierung). Es geht um die Veränderung der Produktion (durch Politik) hin zu einer sozialökologischen. Das ist Design im 21. Jahrhundert. Genial.

Mutter, 2016, kein Preis

TANSY E. HOSKINS: DAS ANTIKAPITALISTISCHE BUCH DER MODE

 

Mode ist Business, Ideologie und Spaß, und man muss sie lieben, um sie produktiv zu kritisieren. Das kann die Guardian-Journalistin Tansy E. Hoskins ziemlich gut und überlegt, wie faire Produktion und Umweltschutz die Mode noch schöner machen würden. (Tania Martini)

Rotpunktverlag, 2016 – 320 Seiten, 34,00 Euro

PETER MÖRTENBÖCK, HELGE MOOSHAMMER: ANDERE MÄRKTE. ZUR ARCHITEKTUR DER INFORMELLEN ÖKONOMIE

 

»Die Märkte« – das schien spätestens seit der jüngsten Finanzkrise ein diskreditierter Begriff. Fast vergessen dabei, dass Märkte Orte des Austauschs sind, Treffpunkt für einen fluktuierenden Kreis von Personen. Mörtenböck und Mooshammer arbeiten sich durch die informellen Marktwelten der Jetztzeit: Post-Konflikt-Märkte, Grenzmärkte, Containermärkte, Recyclingmärkte, Untergrundmärkte. Orte für Mobilisierungen und innovative Taktiken des Widerstands. Anregung en masse. (Beate Willms)

transcript, 2016 – 196 Seiten, 27,99 Euro

RICHARD DAVID PRECHT: TIERE DENKEN. VOM RECHT DER TIERE UND DEN GRENZEN DES MENSCHEN

 

Die neue Mensch-Tier-Beziehung. Mehr dazu im zeozwei-Gespräch mit Precht in der aktuellen Ausgabe.

Goldmann, 2016 – 512 Seiten, 22,99 Euro

LEINFELDER/HAMANN/KIRSTEIN/SCHLEUNITZ (HRSG.): DIE ANTHROPOZÄN-KÜCHE. MATOOKE, BIENENSTICH UND EINE PRISE PHOSPHOR – IN ZEHN SPEISEN UM DIE WELT. EIN COMIC

 

Ein Wissenschafts-Comic über die Art, wie wir uns ernähren, und welche Auswirkungen das auf die Umwelt hat. Bilder, die oft mehr sagen als kluge Worte. (Jörn Kabisch)

Springer, 2016 – 236 Seiten, 24,99 Euro

ANTON HOFREITER: FLEISCHFABRIK DEUTSCHLAND: WIE DIE MASSENTIERHALTUNG UNSERE LEBENSGRUNDLAGEN ZERSTÖRT UND WAS WIR DAGEGEN TUN KÖNNEN

 

Tiere töten, um zu sie zu essen – darf man das? »Ich finde ja.« Der Grünen-Politiker hat keine Bibel für Vegetarier geschrieben. Aber: ein Plädoyer gegen die Massentierhaltung. Nicht platt, sondern mit enormer Fülle von Fakten zur industriellen Landwirtschaft. Da verzeiht man ihm sogar die »Dafür kämpfe ich«-Sätze.

Riemann Verlag 2016 – 256 Seiten, 19, 99 Euro

Die zeozwei-Buchliste wird kuratiert von Andreas Fanizadeh (taz-Feuilletonleiter), Jörn Kabisch (zeozwei-Gastrokorrespondent), Tania Martini (taz-Redakteurin politisches Buch), Beate Willms (taz-Ressortleiterin Ökologie & Wirtschaft) sowie Hanna Gersmann und Peter Unfried.