Do-It-Yourself-Projekt zur Europawahl: Was die Zahlen sagen

Zwei Politikstudierende programmieren in Eigenregie eine Prognose zur anstehenden Wahl zum europäischen Parlament. Mehr über ihre Ergebnisse hier und auf dem taz lab.

Konservativ & bayrisch: Manfred Weber könnte der neue EU-Kommissionspräsident werden. Bild: Reuters

Von DOMINIK HOKAMP

Auch wenn in elf Wochen das neue europäische Parlament gewählt wird, kann über dessen genaues Aussehen nur spekuliert werden. Denn anders als bei nationalen Wahlen gibt es nur wenige Umfragen zur Wahlabsicht auf europäischer Ebene.

Ausgestattet mit digitaler Schwarmintelligenz, Open-Source-Daten und dem Spirit des Internets haben es sich Moritz Laurer und Camille Borrett zur Aufgabe gemacht, das zu ändern. Beide Mitte 20, studierten Europastudien, lernten sich darüber kennen und stellten fest: „Es gibt keinerlei Umfragen zur Wahl.“

Schnell war die Idee geboren, „es selbst zu machen“, berichten die beiden, die Wert darauf legen, Europäer*innen zu sein – und nicht ein Deutscher und eine französische Britin. Ebenso schnell war ein Skript in der Programmiersprache R geschrieben, das nationale Umfrageergebnisse automatisch den Fraktionen im europäischen Parlament zuordnet, in deren Sitze umrechnet und auf ihre Webseite europeanelectionsstats.eu hochlädt.

Rechte Parteien in Europa bereiten Sorge

➡ Wann? Samstag, 6. April 2019

 

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Eine kurz nach dem Gespräch veröffentliche offizielle Prognose bedient sich grundlegend derselben Methodik – und weicht in den Ergebnissen nicht übermäßig von denen des Do-it-yourself-Projekts ab.

Was die Zahlen konkret sagen, interessiert die beiden auch. Wobei sie feststellen, dass Daten ganz unterschiedlich interpretiert werden können: „Entweder sagen wir, dass rechtspopulistische Kräfte bei der Wahl um die Hälfte mehr Sitze erlangen können oder ihr Sitzanteil steigt von 13 auf etwa 19 Prozent. Beides wirkt ganz anders, aber ist statistisch korrekt“, berichtet Laurer.

Trotzdem bereitet ihnen die Entwicklung von rechten Parteien in Europa Sorge. Auch wenn sie mit einem solchen Ergebnis keinen bedeutenden Einfluss im Parlament haben werden, „verändern sie den Diskurs, verschieben die Themensetzung bei anderen Parteien und können im europäischen Rat ihr Veto bei Gesetzen einlegen.“

Ungewiss ist auch, wie sich die einzelnen Parteien neu zusammenschließen und wie sie kooperieren werden: „Was die PiS in Polen oder Orbáns Fidesz machen, ist ein großes Fragezeichen.“ Generell will das Duo aber leichte Entwarnung geben: „Die etablierten Parteien werden eine klare Mehrheit haben.“

➡ Auf dem taz lab stellen Moritz Laurer und Camille Borrett ihr Projekt ausführlicher vor: „Was die Zahlen sagen“, um 10.00 Uhr, taz talks