Doping bei der Leichtathletik-WM: Problematische Probe

Die Leichtathletik-WM hat erste bestätigte Doping-Verdachtsfälle. Der Ex-IAAF-Vize Helmut Digel fordert schärfere Regularien.

Hat wohl nachgeholfen: Joyce Zakary (rechts). Foto: ap

Die Leichtathletik-WM in Peking hat die ersten beiden bestätigten Doping-Verdachtsfälle. Gestern Mittag gab der Weltverband IAAF bekannt, dass die kenianischen Läuferinnen Joyce Zakary und Koki Manunga bei einer Dopingprobe in ihrem Hotel positiv getestet worden seien. Die B-Probe steht noch aus. Zakary hält den Rekord über 400 Meter in Kenia, war aber ihrem Halbfinallauf bei der WM ferngeblieben. Manunga, Hürdenläuferin über dieselbe Distanz, war nach den Vorläufen ausgeschieden.

Das Thema Doping begleitete diese WM ohnehin – nach den beiden aktuellen Fällen gerät der kenianische Verband weiter unter Druck. Helmut Digel, der ehemaliger IAAF-Vizepräsident ist und weitere Verschärfungen der Doping-Richtlinien in der Leichtathletik fordert, sagte: „Im kenianischen Verband gab es zuletzt auffällig viele Dopingfälle.“

In der Tat, seit 2012 sind allein offiziell 30 Athletinnen und Athleten des traditionell in den Laufstrecken – insbesondere auf den Langstrecken – erfolgreichen Verbandes überführt worden. Auf der IAAF-Liste der gesperrten Sportler stehen derzeit 13 Kenianerinnen und Kenianer.

Sperre für Nationalverbände gefordert

„Man muss darüber nachdenken“, so Digel gegenüber der taz, „ob man nationale Verbände für internationale Wettkämpfe ganz sperrt, wenn sich die Dopingfälle in einem Land häufen. Dann hätten die Nationalverbände auch ein Interesse daran, wirklich alles ihnen Mögliche im Anti-Doping-Kampf zu tun.“ Eine Forderung, die auch von Thomas Kurschilgen, Sportdirektor des Deutschen Leichtathletik-Verbandes (DLV), und von Craig Reedie, Präsident der Welt-Anti-Doping-Agentur (Wada), gestützt wird.

Kenia hatte seit 2012 allein offiziell 30 Dopingfälle

Digel sieht die Wada hingegen in der Bringschuld. Sie werde, genau wie die von der IAAF einberufene, unabhängige sechsköpfige Ethikkommission, ihren Aufgaben nicht gerecht. Die Maßnahmen seitens der Wada in Kenia seien unzureichend. „Da würde ich auch gern mal ein paar Worte von der Bundesregierung hören, die die Wada ja schließlich mit unterstützt.“ Die Dopingjäger werden vom Internationalen Olympischen Komitee (IOC) und von den Regierungen gleichermaßen finanziert – der Gesamtetat liegt derzeit bei etwa 23 Millionen Euro pro Jahr.

Harting und der Unsinn

Digel sieht die IAAF im Vergleich zu anderen Sportverbänden im Anti-Doping-Kampf gut aufgestellt. Der Verband verwendet jährlich etwa 2,7 Millionen Euro für diese Zwecke, er steht damit besser da als der Radsport-Weltverband UCI.

Anders bewertet der mehrfache Diskuswurfweltmeister Robert Harting das IAAF-Engagement. Jüngst tat er in einem YouTube-Video sein Misstrauen gegenüber dem Verband kund. „Seine Aussagen zum Anti-Doping-Kampf des IAAF halte ich für Unsinn, er sollte sich gegen die dopenden Athleten stellen, sie sind die Ursache für das Problem“, so Digel, der lebenslange Sperren für einzelne Dopinggsünder befürwortet.

Der kenianische Verband reagierte bis zum Nachmittag nicht auf die neuerlichen Anschuldigungen.

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