Drogenpolitik: Legalize it?

Der Beschluss der Linken zur Drogen-Legalisierung wird in Bremen einschränkend interpretiert. Die anderen Parteien sind dennoch skeptisch bis ablehnend.

Heroin ist ein weltumspannendes Thema: Das Bild zeigt afghanische Polizei im Einsatz gegen Heroin-Schmuggler in Herat am 25 Oktober 2011. Afghanistan produziert rund 80 Prozent der Heroin-Welternte. Bild: dpa

Heroin im Supermarkt? "Darum kann es nicht gehen", sagte Cornelia Barth, die Landesvorsitzende der Bremer Linken. Auf dem Bundesparteitag in Erfurt hatte ihre Partei beschlossen, die Legalisierung von Cannabis zu fordern und die von harten Drogen. Abhängige sollten entkriminalisiert werden.

"Cannabis und Heroin sollten in ihrem Suchtpotenzial unterschieden werden", so Barth, die seit 20 Jahren als Sozialarbeiterin in der Drogenberatung arbeitet. Auch "Gras" zu legalisieren dürfe nicht heißen, es ohne Altersnachweis einkaufen zu können. Dennoch bestehe in der Drogenpolitik in Bremen noch erheblicher Nachholbedarf. "Wir brauchen neben der Methadonsubstitution auch Vergabestellen für Heroin."

Nach einem Modellversuch ist seit 2009 den Kommunen die Vergabe von Heroin erlaubt - für schwer Abhängige, bei denen mindestens zwei andere Therapien fehlschlugen. Studienergebnisse hatten ergeben, dass Heroin-Substituierte einen besseren Gesundheitszustand hatten als Abhängige in Methadon-Programmen. Heroin soll weniger depressiv wirken, wodurch sich der Beikonsum anderer Rauchmitteln verringert.

Für die Linken-Vorsitzende Barth fehlen in Bremen auch Druckräume, die beim Spritzen das Risiko einer HIV-Infektion verringern könnten. Und: "Die Psycho-soziale Betreuung von Substituierten in Bremen ist ein schlechter Witz."

Darin ist sich Barth mit der CDU einig. Rita Mohr-Lüllmann forderte mehr Betreuung der Substituierten, allerdings auch zur stärkeren Kontrolle des Beikonsums: "Erst dann führt das Methadonprogamm auch zum Ausstieg. Dies ist besser als eine Heroinabgabe", so Mohr-Lüllmann. Den Beschluss des Linken-Bundesparteitages hält sie für völlig unverantwortlich. Auch die Legalisierung von Cannabis kommt für sie nicht in Frage.

Übrigens auch nicht für die gesundheitspolitischen Sprecherin der Bremer Grünen, Kirsten Kappert-Gonther. Heutzutage sei immer mehr des Wirkstoffes THC in einem Joint. "Durchs Kiffen ist die Gefahr einer psychotischen Störung um das Zehnfach erhöht", so die grüne Gesundheitspolitkerin. Wie die Linke zu ihrer Drogenposition komme, können sie nicht verstehen: "In der Diskussion um die Heroinvergabe sind sich auch Experten immer noch umeins." Druckräume hält sie aus Gründen der Gesundheitsvorsorge aber für sinnvoll und will sich für ihre Einrichtung einsetzen.

Die Sprecherin des Gesundheitsressorts, Karla Goetz sagte, Bremen setze auf Spritzentasuch anstatt auf Druckräume, auf Entgiftungsbetten und das breit angelegte Methdonprogramm. Daran nehmen 1.500 Substituierte teil. Vor zehn Jahren ergab eine Studie, dass in Bremen etwa 4.000 Drogenabhängige leben. Neuere Zahlen sind nicht bekannt, das Gesundheitsressort geht aber davon aus, dass die Zahlen sich nur wenig verändert haben. Die Zahl der Drogentoten ging in den letzten Jahren zurück: 2005 starben 42, 2010 noch 23 Menschen an den Folgen des Drogenkonsums.

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