Durchsuchung in Berlin: Das Schweigen nach der Razzia

Eineinhalb Jahre nach dem Brandanschlag auf eine Polizeiwache beschlagnahmt die Generalbundesanwaltschaft in einer Wohnung elektronische Datenträger. Hat sie eine heiße Spur?

Eineinhalb Jahre hat die Generalbundesanwaltschaft seit dem Brandanschlag auf eine Polizeiwache in Friedrichshain ermittelt. Still ruhte der See. Am Mittwoch dann plötzlich eine Wohnungsdurchsuchung in Berlin. Bei wem? Wieso? Warum gerade jetzt? Die Ermittler schweigen sich aus. In einer fünfzeiligen Presseerklärung wird mitgeteilt: Beweismittel, insbesondere elektronische Datenträger, seien sichergestellt worden. Das Material werde ausgewertet. Weitere Auskünfte könnten in Hinblick auf die laufenden Ermittlungen nicht erteilt werden.

Die Polizeiwache in der Wedekindstraße war am 11. April 2011 gegen 5.35 Uhr von mindestens sechs Vermummten angegriffen worden, wie die Polizei damals mitteilte. Zuvor hätten diese an den Kreuzungen rund um die Wache Krähenfüße ausgelegt, um eine Verfolgung zu erschweren. Der Angriff sei just in dem Moment erfolgt, als ein 27-jähriger Gebäudereiniger die Wache betrat. Drei Molotowcocktails seien zu dem Putzmann in die Sicherheitsschleuse geworfen worden. Beamte hätten ihn in Sicherheit bringen können.

Parallel seien Steine auf die Fenster geworfen worden. Um die Verfolgung aufzunehmen, sei der Wachleiter aus dem Fenster gesprungen. Einen der auf Fahrrädern flüchtenden Täter habe er ergreifen können. Der Täter habe sich aber gewehrt, worauf der Beamte gestürzt sei und alle Vermummten entkamen.

Debatte in der linken Szene

Zu dem Anschlag hatten sich seinerzeit autonome Gruppen bekannt. Dass dabei Menschen gefährdet worden waren, fand in Teilen der linksradikalen Szene keine Billigung. „Eine emanzipatorische Perspektive sieht für uns anders aus“, kritisierte die autonome Postille interim. Die Generalbundesanwaltschaft leitete ein Ermittlungsverfahren wegen versuchten gemeinschaftlichen Mordes und gemeinschaftlicher, besonders schwerer Brandstiftung ein.

Ist die Durchsuchung diese Woche eine heiße Spur oder eine Finte – darüber wird im Internetportal indymedia spekuliert. „Hoffentlich hatte der Genosse nichts Inkriminierendes in seiner Wohnung rumliegen“, so ein anonymer Kommentator. Seine Vermutung: „Die Bullen“ hätten „mal wieder“ nicht viel in der Hand, nach dem Motto: „Wir schießen mal in den Busch und schauen, was sich bewegt.“ Ein anderer befürchtet, dass jemand in den eigenen Reihen „nicht das Maul halten“ konnte. „Das passiert, wenn mit Taten geprahlt wird“.

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