Durchsuchungen bei kreuz-net: Schlag gegen katholische Ultras

Die Polizei geht mit Razzien gegen die mutmaßlichen Betreiber des Internetportals kreuz-net vor. Dabei kommt es zu Tumulten.

Kreuz-net verbreitet Hassparolen im Namen des Glaubens. Bild: dpa

WIEN taz | Mit Hausdurchsuchungen in Wien und Oberösterreich ist Österreichs Polizei am Freitag gegen extremistische Geistliche vorgegangen. Gegen die mutmaßlichen Betreiber eines reaktionären Internetportals wird wegen nationalsozialistischer Wiederbetätigung ermittelt. Es soll sich nicht um aktive Diözesenpriester handeln.

Von Tumulten während der Beschlagnahme von Computern berichtete die Neue Kronen Zeitung in ihrer Samstagsausgabe. Ein Polizist soll sogar von der Schwester eines der Verdächtigen verletzt worden sein. Sie wollte noch Daten von der Festplatte löschen, heißt es. Von Seiten der Behörden steht eine Bestätigung der Razzia noch aus.

Im vergangenen Dezember wurde das hetzerische Portal kreuz.net vom Netz genommen. Jahrelang hatten die Behörden versucht, die deutschsprachige Plattform katholischer Ultras stillzulegen. Das scheiterte daran, dass sie sich eines Servers in den USA bediente. Ohne die Initiative des Berliner Verlegers Bruno Gmünder, der über Stoppt kreuz.net Informationen über Hintergründe und beteiligte Personen bekannt machte, wäre wohl nichts passiert.

Die Bischofskonferenzen von Deutschland und Österreich hatten sich von dem extremistischen Projekt distanziert. Von Sanktionen gegen namentlich bekannte Priester, die dort veröffentlichten, ist allerdings nichts bekannt.

Texte von Himmler und Goebbels

Kreuz.net bot nicht nur lebenden Autoren eine Plattform. Auch Texte von SS-Führer Heinrich Himmler und Hitlers Propagandaminister Joseph Goebbels wurden auf die Seite gestellt. Selbst Irans Expräsident Mahmud Ahmadinedschad kam zu Ehren, wenn er wieder einmal antisemitische Hetztiraden von sich gab.

Wenige Wochen nach dem Verschwinden von kreuz.net tauchte in Österreich ein neues Portal namens kreuz-net.at auf, das sich stark an das verbotene Vorbild anlehnt. Lieblingsthemen sind Abtreibung („Kindstötung“), Homosexualität, antiislamische Tiraden und Polemiken gegen das II. Vatikanische Konzil (1962–1965).

Längere Ermittlungen

Die damals beschlossene Modernisierung der katholischen Kirche wird von den Ultras vehement bekämpft. Die Caritas, die sich für pakistanische Flüchtlinge einsetzt, verkommt für die Autoren „zur Vorfeldorganisation des Linksextremismus“.

Die jüngste Polizeiaktion dürfte das Resultat längerer Ermittlungen wegen Volksverhetzung gegen die mutmaßlichen Hintermänner von kreuz.net in Deutschland, Österreich und der Schweiz sein. Dabei geriet das fundamental-katholische Video-Nachrichtenportals gloria.tv ins Visier der Staatsanwaltschaft. Ziel der Razzia war auch das Wiener Studio des offiziell aus der moldawischen Stadt Balti betriebenen online-Mediums.

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