EU-weite Rassismus-Studie: Im Hass vereint

In Ungarn ist die Ablehnung von Juden und Homosexuellen dramatisch hoch, so eine Umfrage in acht EU-Ländern. In Deutschland sagt die Hälfte: Es gibt zu viele Muslime.

Auffällig hoch ist die Islamfeindlichkeit der Deutschen. Bild: ap

BERLIN taz | Ist es eine gute Nachricht, dass die Deutschen laut einer Studie nicht ganz so fremdenfeindlich sind wie die Italiener? Oder lange nicht so offen rassistisch wie die Ungarn? Wohl kaum.

Denn während in Italien 62,5 Prozent der Befragten sagen, es gebe in ihrem Land zu viele Zuwanderer, sind es in Deutschland noch ganze 50 Prozent, die dieser Aussage zustimmen. Und während in Ungarn fast 70 Prozent finden, die Juden versuchten Vorteile daraus zu ziehen, dass sie in der NS-Zeit zu Opfern wurden, sagen dies auch 49 Prozent der Deutschen.

„Die Abwertung der Anderen“ heißt eine europaweite Studie über fremdenfeindliche, rassistische, antisemitische, islamfeindliche, sexistische und homophobe Einstellungen, die Wissenschaftler für die SPD-nahe Friedrich-Ebert-Stiftung erarbeitet haben. In acht EU-Ländern haben die Forscher Andreas Zick, Beate Küpper und Andreas Hövermann jeweils 1.000 Bürger befragen lassen. Ihr trockenes Fazit: „Menschenfeindlichkeit ist in Europa weit verbreitet.“

Die Ablehnung von Schwulen und Lesben ist laut der Studie in Osteuropa besonders hoch, Homosexualität wird dort von einer klaren Mehrheit als "unmoralisch" bewertet.

Vor allem in Ungarn ist aber auch die Zustimmung zu sexistischen, rassistischen und antisemitischen Äußerungen erschreckend hoch.

So sagen 30 Prozent der Befragten dort „Schwarze und Weiße sollten besser nicht heiraten“, in Deutschland finden das 13,5 Prozent, in den Niederlanden 5 Prozent. „Juden haben zu viel Einfluss“ sagen 69 Prozent der Ungarn. Aber auch in Deutschland stimmen noch 20 Prozent dieser Aussage zu, in den Niederlanden sind es 6 Prozent. Und mehr als ein Drittel der Ungarn findet: „Wenn Arbeitsplätze knapp werden, sollten Männer mehr Recht auf eine Arbeit haben als Frauen.“

Kein Wunder, dass dort seit April 2010 der Populist Viktor Orbán und seine rechtsnationale Partei Fidesz mit Zweidrittelmehrheit im Parlament regieren.

Die deutschen Befragten bewegen sich in der Studie meistens im Mittelfeld der acht EU-Länder. Auffällig hoch ist in Deutschland laut der Forscher allerdings die Islamfeindlichkeit. So finden 46 Prozent der befragten Deutschen, es gebe hierzulande zu viele Muslime.

Gut möglich, dass diese Werte bei einer Wiederholung der Studie noch höher ausfielen. Denn der Zeitpunkt der telefonischen Befragung war bereits Ende 2008 - also lange vor der schrillen Debatte um Integration und den Islam, die Thilo Sarrazin mit seinem Buch „Deutschland schafft sich ab“ ausgelöst hat – der übrigens immer noch in der SPD ist.

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