Ebbe in der Kasse: Pleite statt Wohlfühlanruf

Der Bremer Initiative „Ambulante Versorgungsbrücken“ droht die Insolvenz. Letzte Chance: Bis Freitag müssen mindestens 16.000 Euro gesammelt werden.

Elsbeth Rütten bleibt optimistisch - auch wenn die Zeit knapp wird Bild: Versorgungsbrücken

BREMEN taz | Noch bis Freitagmittag bleibt den „Ambulanten Versorgungsbrücken“ Zeit, 16.000 Euro aufzutreiben, um Außenstände decken zu können. Sonst drohe dem Verein, der unter anderem Beratungsangebote für PatientInnen und „Wohlfühlanrufe“ für SeniorInnen anbietet, das Aus. „Bis 13 Uhr muss das Geld da sein, ansonsten müssen wir Insolvenz anmelden“, so die Vereinsvorsitzende Elsbeth Rütten.

Erst seit dem vergangenen Wochenende sei klar, dass die finanziellen Schwierigkeiten die Existenz der Initiative bedrohen. Verantwortlich für die Finanzen sei der Vereinsvorstand, der zudem von einem Aufsichtsrat kontrolliert werde. Inzwischen schaue sich eine Ökonomin, die beim Verein einen Bundesfreiwilligendienst macht, die Zahlen an.

Rütten räumt ein: „Die Summe kommt ja nicht von heute auf morgen zusammen.“ Man habe zu lange nicht auf die Finanzen geachtet. Zu oft seien etwa Beratungsgespräche, die eigentlich 40 Euro kosten, gebührenfrei geblieben. „Wenn jemand Probleme mit seiner Krankenkasse hat, kann man ja nicht erst mal über die Beratungsgebühr für das Gespräch reden“, meint Rütten. Außerdem hätten die Menschen oft nicht das Geld, die Angebote zu bezahlen. Diese Hilfsbereitschaft droht nun, zum Verhängnis zu werden.

Viele Leute würden denken, die Initiative werde über Krankenkassen oder die Stadt finanziert. „Die sind dann überrascht, dass wir auf Spenden angewiesen sind“, so Rütten.

In den letzten Jahren sei man immer über die Runden gekommen, doch 2014 habe es kaum Spenden gegeben. Wenn man den Verein noch retten könne, werde man sich in Zukunft mehr auf das Spendensammeln und die Werbung von Mitgliedern konzentrieren.

„Andere Institutionen, die Beratungen anbieten, etwa Pflegedienste, haben die Möglichkeit, Beratungskosten über eine spätere Dienstleistung zu finanzieren. Das können wir nicht“, sagt Rütten.

Dass der Bedarf groß ist, belegen die Zahlen des Vereins: Allein 2014 habe es 1.200 Betreuungsgespräche und 1.600 „Wohlfühlanrufe“ gegeben. Und allein im Januar 2015 seien bereits 120 „Wohlfühlanrufe“ verzeichnet: Die regelmäßigen Telefonate sollen gegen Vereinsamung helfen. In den Gesprächen bietet sich die Möglichkeit, über Probleme und über Alltägliches zu reden. Die 14 ehrenamtlichen MitarbeiterInnen telefonieren bundesweit mit 50 bis 60 Personen pro Woche.

Damit die Angebote weiterlaufen können, versucht Rütten im Moment fieberhaft, das fehlende Geld aufzutreiben. So habe sie Bittbriefe an Krankenhäuser, Pflegedienste und soziale Einrichtungen geschrieben. Aber es komme auch auf private Spenden an. Aussichtslos ist die Lage nicht: Schon ist ein gutes Drittel der geforderten Summe ist zusammengekommen. „Wir haben ein verantwortungsvolles Team von Ehrenamtlichen. Es wäre doch pervers, das jetzt aufzugeben“, sagt Rütten. Der festangestellten Mitarbeiterin sowie den zwei Bundesfreiwilligendienstleistenden müsste man kündigen.

„Wir könnten im Fall einer Insolvenz noch etwa 14 Tage weiterarbeiten, dann wäre Schluss“, so Rütten. „Im Moment sind wir aber alle guter Dinge, dass wir es schaffen.“ Nur wenn die Rettung glückt, bekommt der Verein für sein seit Beginn des Jahres laufendes Programm „Wohlfühltelefon plus“, das sich an Demenzerkrankte richtet, eine Förderung der ARD-Fernsehlotterie in Höhe von 40.000 Euro.

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