Ein Plagiat wird zur Kenntnis genommen: Die Kulturpolitik entscheidet nichts

Bürgermeister Böhrnsen scheitert bei SPD und Grünen mit dem Versuch, die Standortfrage beim Museum Weserburg zugunsten des Teerhofs zu entscheiden.

Vielleicht geht es für das Museum für moderne Kunst hier weiter. Vielleicht aber auch nicht. Vielleicht wird auch alles ganz anders. Bild: DPA

BREMEN taz | Die Zukunft des Museums Weserburg ist weiter vollkommen offen. Das hat die Kulturdeputation gestern mehrheitlich beschlossen.

Zwar meldete sich Bürgermeister und Kultursenator Jens Böhrnsen (SPD) mit einem klaren Plädoyer für den Verbleib des Museums am Teerhof zu Wort. Er sei die mittlerweile seit fünf Jahren währende Standortdebatte „leid“, sagte Böhrnsen. Er habe eine „ganz deutliche Präferenz“ für den Verbleib der Weserburg am bisherigen Standort – und wollte nicht ohne ein entsprechendes Votum aus der letzten Sitzung der Kulturdeputation vor der Wahl gehen. Die Parlamentarier von SPD und Grünen folgten ihm aber nicht.

Sie beschlossen lediglich, ein Papier des Stiftungsratsvorsitzenden der Weserburg, Klaus Sondergeld (SPD), „zur Kenntnis“ zu nehmen, der sich neuerdings ebenfalls für einen Verbleib am Teerhof ausspricht – allerdings auch für eine radikale Verkleinerung der Ausstellungsfläche für moderne Kunst von derzeit 5.500 auf knapp 1.500 Quadratmeter. „Wir werden uns jetzt nicht auf einen Standort festlegen“, sagte der grüne Kulturpolitiker Carsten Werner. Er will auch einen Neubau in den Wallanlagen weiter prüfen lassen. Eine Entscheidung fällt damit frühestens im Herbst, wenn wieder Haushaltsberatungen anstehen. CDU-Kulturpolitiker Claas Rohmeyer kritisierte deshalb die „weitere Vertagung, Verschleppung und Verzögerung“.

Nicht weiter problematisiert hat die Kulturdeputation das vergangene Woche vorgelegte Gutachten von Helmut Friedel, dem ehemaligen Direktor des Münchner Lenbachhauses. Recherchen der Kreiszeitung hatten ergeben, dass weite Teile des kurzen Gutachtens aus alten Papieren der Kulturbehörde abgeschrieben wurden, inklusive der Kommafehler. Der Wirtschaftswissenschaftler Rudolf Hickel hatte von einem „schlimmen Plagiat“ und einem „besonders dreisten Gutachterskandal“ gesprochen. Er forderte, den Text zum „Nichtgutachten“ zu erklären und das Honorar von 10.000 Euro nicht zu überweisen. Davon war gestern keine Rede. Sondergeld lobte Friedel als „absolut unabhängig“ und „gründlich“ und monierte nur, die Plagiate hätten als Zitate kenntlich gemacht werden sollen. Auch Anna Greve, die Museumsreferentin aus der Kulturbehörde, verteidigte das Gutachten des Honorarprofessors Friedel: Es sei ja „keine wissenschaftliche Arbeit“.

Greve plädierte für eine Verkleinerung des Museums – weil sie „der Profilschärfung“ diene. Im Übrigen forderte sie, die Weserburg sollte sich in künftigen Ausstellungen „thesenhaft“ mit den „großen Themen der Gegenwart“ wie etwa Migration oder Genforschung auseinandersetzen. Außerdem sprach sie sich für eine „stärkere Vernetzung“ der Weserburg mit der Gesellschaft für aktuelle Kunst und dem Künstlerhaus aus.

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