Eintracht in der Zweiten Liga: Den Anschluss gehalten

St. Pauli und Braunschweig boykottieren gemeinsam die „Bild“-Fußball-Charity für Flüchtlinge. Im Nordderby trennen sie sich danach 0:0.

Kam nur selten vorbei: St. Paulis Sebastian Maier, hier gegen Joseph Baffo Foto: Peter Steffen (dpa)

BRAUNSCHWEIG taz | Die Erwartungen waren hoch: Zum „Team der Stunde“ hatte Gäste-Trainer Ewald Lienen die Eintracht aus Braunschweig nach drei Siegen in Folge erklärt. Dabei betreut Lienen selber das Team, das derzeit mit die positivste Überraschung der Zweiten Liga ist: Im Mai dem Abstieg erst in letzter Sekunde entronnen, stand die Mannschaft vor Beginn der Partie auf Rang drei der Tabelle, noch zwei Plätze vor den Braunschweigern.

Vor ausverkauftem Haus und auf einem rutschigen Untergrund im Eintracht-Stadion begannen beide Teams zunächst verhalten und abwartend, bevor die Hamburger nach einer Viertelstunde mehr und mehr die Initiative übernahmen, bissiger agierten und ballsicherer kombinierten.

Während Braunschweig vor dem gegnerischen Tor harmlos agierte, erarbeiteten sich die Hamburger durch Waldemar Sobota – der nur die Latte traf – und zweimal Marc Rzatkowski hochkarätige Chancen. „Wir hatten Glück, dass wir mit 0:0 in die Halbzeit gingen“, erklärte Braunschweigs Sportdirektor Marc Arnold nach der Partie.

Mit mehr Biss und neuem Elan kam die Mannschaft aus Niedersachsen unmittelbar nach Wiederanpfiff kurz hintereinander zu zwei ersten nennenswerten Chancen durch Gerrit Holtmann und Emil Berggreen.

Fortan verlief das Spiel auf Augenhöhe und hätte kurz vor Schluss, als die Hamburger nachließen, durch den gerade eingewechselten Orhan Ademi für Braunschweig entschieden werden können: Doch Hamburgs Torhüter Robin Himmelmann entschärfte den Schuss des Braunschweigers mit einer Glanzparade. „Sowohl St. Pauli als auch wir müssen uns bei unseren Torhütern bedanken, dass es am Ende bei einem 0:0 geblieben ist“, analysierte Braunschweigs Trainer Thorsten Lieberknecht.

Ohne Torerfolg, aber auch ohne Bild-Aufdruck auf dem Ärmel verließen die Spieler nach 92 Minuten den Rasen. St. Pauli hatte sich bereits Mitte voriger Woche geweigert, sich an der „Wir helfen“-Aktion für Flüchtlinge zu beteiligen und diesen Schriftzug samt Logo des Boulevardblatts zu tragen. Bild-Chef Kai Diekmann hatte diese Absage veranlasst, dem Verein vorzuwerfen „kein Herz für Flüchtlinge zu haben“ und ihn in einem Atemzug mit der rechtspopulistischen AfD zu nennen.

Die Denunziation aus des Chefredakteurs Mund aber entpuppte sich als Eigentor: Weitere neun Zweitliga-Clubs folgten der Absage der St. Paulianer, darunter zuletzt auch Braunschweig. In den Fanforen beider Vereine wurde der Bild-Boykott begrüßt und dem Boulevardblatt vorgeworfen, das Leid der Flüchtlinge für das eigene Image zu instrumentalisieren.

Sportlich kann die Eintracht trotz der Punkteteilung nach sieben Spieltagen ein positives Zwischenfazit ziehen. Nach den Abgängen mehrerer Leistungsträger hat sich die neu formierte Mannschaft gefunden. Vor allem die auf der Doppel-Sechs eingesetzten Mirko Boland und Adam Matuschyk geben dem Spiel der Braunschweiger Struktur.

Auch die Hamburger, die Tabellenplatz drei mit dem Unentschieden verteidigen konnten, haben einen erstaunlichen Entwicklungsschub hinter sich. Angetrieben durch den erneut äußerst agilen Rzatkowski ist das Team zu einer Einheit verwachsen: Die Abwehr steht meist sicher und im Spiel nach vorne dominieren Ruhe und Ballsicherheit. Können beide Teams diese Form konservieren, könnten sie beim Kampf um die begehrten ersten drei Plätze ein Wörtchen mitreden, ohne gleich als Aufstiegsfavoriten zu gelten.

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