Entscheidung der US-Notenbank: Das Ende der Geldschwemme

Die Notenbank Fed hält die Finanzkrise offenbar für beendet: Anleihenkäufe werden verringert. Die Zinsen bleiben niedrig, Börsianer jubeln.

Leicht zu haben: Die Notenbank will nicht mehr ganz so viel Geld verteilen. Bild: dpa

BERLIN taz | Das Ende der Geldschwemme ist in Sicht. Die US-Notenbank Federal Reserve (Fed) hat beschlossen, ihre regelmäßigen Anleihenkäufe ganz sachte zu verringern. Künftig will sie jeden Monat statt für 85 nur noch für 75 Milliarden Dollar Staatsanleihen und Immobilienpapiere aufkaufen.

Indem die Fed – wie auch die Europäische Zentralbank (EZB) – den nach Ausbruch der Krise wankenden Banken Anleihen abkaufte, stellte sie ihnen zusätzliches Geld zur Verfügung. Die am späten Mittwoch bekanntgebene Einschränkung der Ankäufe lässt sich großzügig so interpretieren, dass die Fed die 2007 ausgebrochene Finanzkrise langsam als beendet sieht.

Einige Experten hatten angesichts guter Konjunkturdaten auch mit einem Anziehen der geldpolitischen Zügel gerechnet. Immerhin sank die US-Arbeitslosenquote zuletzt auf 7 Prozent, private Ausgaben und der Wohnungsbau zogen an, der lange schwelende Etatstreit in Washington scheint gelöst. Die Rufe nach weiteren Konjunkturhilfen für die US-Wirtschaft wurden zuletzt leiser. Anders in Europa: Hier senkte die EZB noch im November die Zinsen, die Krisenländer des Südens rufen weiter nach Anleiheaufkäufen durch die EZB.

Banken können sich fast umsonst verschulden

Trotz Geldverknappung reagierten die Börsen unerwartet positiv auf den Schritt von Fed-Präsident Ben Bernanke. Er schwor nämlich zugleich radikaleren Maßnahmen ab: Eine Erhöhung des Leitzinses, zu dem sich Banken bei der Fed Geld leihen können, kommt nicht in die Tüte. Er soll wohl noch 2015 auf seinem Stand nahe null Prozent bleiben.

Die Konjunktur habe „bereits ordentliche Fortschritte gemacht“, lobte sich der Ende Januar scheidende Bernanke selbst. Nur wenn die Entwicklung weiter positiv sei, würden die Anleihenkäufe weiter zurückgefahren, beruhigte er. Damit gibt Bernanke seiner designierten Nachfolgerin Janet Yellen de facto vor, wie ihre Politik in den kommenden Monaten aussehen wird. „Sie steht vollkommen hinter dem, was wir heute entschieden haben“, betonte er.

Anleger rund um den Globus begrüßten Bernankes Schritt. Die wichtigen US-Aktienindizes Dow Jones und S&P 500 erreichten neue Rekorde. Der Deutsche Aktienindex, seit Monatsbeginn schwächelnd, sprang gleich zu Handelsbeginn um 1,7 Prozent in die Höhe. Auch in Japan stieg der Nikkei-Index auf den höchsten Stand seit sechs Jahren. Zugleich zog der Wechselkurs des US-Dollar gegenüber dem Euro ebenso wie gegenüber den Währungen der Schwellenländer Asiens und Lateinamerikas kräftig an.

Die Fed-Entscheidung kommt einer Verknappung des Dollar-Angebots gleich – sinkt das Angebot, steigen die Preise. Die Freude an den Aktienbörsen erklärt sich aber vor allem dadurch, dass die Entscheidung der Fed als die Verlängerung des Versprechens niedriger Zinsen gewertet wird. Die EZB in Europa hatte erst vor wenigen Wochen ihren Leitzins auf das Rekordtief von 0,25 Prozent gesenkt.

Zugleich aber signalisieren die US-Notenbanker durch die reduzierten Anleihenkäufe, dass sie die Volkswirtschaft nicht unbegrenzt mit Geld fluten wollen – damit soll jegliche Inflationsgefahr im Keim erstickt werden. Zuletzt lag die Preissteigerung in den USA nur bei 1,1 Prozent. Das Gesamtbild, das sich daraus ergibt: eine anziehende Konjunktur, weiterhin niedrige Zinsen und trotzdem keine Inflation – besser könnte es für Investoren nicht laufen.

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