Entsorgung von Elektrogeräten: Schrott auf Abwegen

Jedes Jahr werden Unmengen alte Elektrogeräte weggeworfen. Viele landen illegal in armen Ländern. Dort gefährden ihre giftigen Bestandteile Arbeiter und Gewässer.

Schätzungen des Parlaments legen nahe, dass bis zu 40 Prozent der kaputten E-Geräte illegal exportiert werden - beispielsweise nach Afrika. Bild: dpa

BERLIN taz | Deutschland ist der fünftgrößte Markt für Elektrogeräte weltweit, nach China, den USA, Japan und Südkorea. Am 2.500 Milliarden Euro schweren Weltmarkt hat die Bundesrepublik nach Angabe des Zentralverbands Elektrotechnik- und Elektronikindustrie einen Anteil von vier Prozent. Mit Wachstum wird gerechnet.

Doch knapp zwei Millionen Tonnen verkaufte Geräte bedeuten auch einen entsprechend großen Abfallberg. Weniger als 40 Prozent davon wird über den Handel oder kommunale Wertstoffhöfe eingesammelt und recycelt. Das geschieht allerdings nicht sehr effizient:

Meist werden nur die Metalle wiedergewonnen, die in relativ großen Mengen in den Geräten stecken, etwa Kupfer. Seltene, aber wichtige Materialien wie Indium oder Seltene Erden werden bislang so gut wie kaum recycelt.

Was mit dem nicht erfassten Elektroschrott geschieht, darüber darf spekuliert werden. Nach einer Schätzung des Hamburger Instituts Ökopol verschwinden jährlich rund 155.000 Tonnen Elektroschrott per illegalem Export in Ländern wie Ghana, der Elfenbeinküste oder Indien.

Bundesregierung reizt die Fristen aus

Dort werden sie in ihre oft giftigen Bestandteile zerlegt und gefährden Gesundheit der Arbeiter, Böden und Gewässer. Rund 142.000 Elektrokleingeräte wie Föhne oder Radios landen nach Branchenangaben in der Mülltonne und damit in einer Müllverbrennungsanlage. Auch die Zahl der Geräte, die in Schubladen oder Kellern verstauben, ist beträchtlich. Laut Bitkom sind es in Deutschland allein 72 Millionen Handys.

Das könne sich Deutschland als rohstoffarmes Land nicht leisten, warnt der Bundesverband Sekundärrohstoffe und Entsorgung (BVSE) und fordert eine schnelle Umsetzung der neuen Elektroschrott-Richtlinie in deutsches Recht. Die Bundesregierung will sich allerdings Zeit lassen und reizt die von der EU gesetzten Fristen voll aus.

Angepeilt ist, das Elektrogesetz erst 2014 zu novellieren und damit in die nächste Legislaturperiode zu schieben. Bundesumweltminister Norbert Röttgen (CDU) verspreche zwar bei jeder Gelegenheit, die Wiederverwendung von Rohstoffen zum Schwerpunkt seiner Amtszeit zu machen, kritisiert die umweltpolitische Sprecherin der Grünen im Bundestag, Dorothea Steiner.

Aber wenn es einmal konkrete Möglichkeiten gebe - wie bei der Verbesserung der Rückgabemöglichkeiten für alte Elektro- und Elektronikgeräte -, passiere rein gar nichts.

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