Evakuierungsaktion in Frankfurt am Main: Geisterstadt nach Luftminenfund

In Frankfurt muss eine Bombe aus dem Zweiten Weltkrieg entschärft werden. Mehr als 60.000 Menschen sind deshalb bis zum Sonntagmorgen evakuiert worden.

Ein Polizist mit Motorrad sperrt eine Straße ab, dahinter eine Frau mit viel Gepäck

Foto: reuters

FRANKFURT/MAIN dpa | Die größte Evakuierungsaktion der deutschen Nachkriegsgeschichte ist am Sonntagmorgen ohne größere Komplikationen angelaufen. Mehr als 60.000 Menschen müssen wegen der Entschärfung einer Luftmine aus dem Zweiten Weltkrieg ihre Wohnungen verlassen. Die Behörden zeigten sich mit dem bisherigen Verlauf der Evakuierung zufrieden. „Die Menschen verlassen zügig das Gebiet“, sagte der Chef der Frankfurter Berufsfeuerwehr, Reinhard Ries.

Bis gegen 11.00 Uhr sollten noch diejenigen Menschen aus der Sperrzone rund um den Fundort herausgeholt werden, die das Gebiet nicht selbstständig verlassen konnten. Nach Angaben der Feuerwehr sind rund 500 solcher Transporte angemeldet worden. Die mehr als 1,8 Tonnen schwere Weltkriegsbombe soll nach dem bisherigen Verlauf ab 12.00 Uhr entschärft werden. Die Experten des Kampfmittelräumdienstes rechnen mit einer Dauer von rund vier Stunden.

Die Polizei überprüfte, ob wirklich alle Menschen das Gebiet verlassen haben. Einige Tausend Polizisten sind unterwegs. Vereinzelt waren auch Lautsprecherdurchsagen zu hören. Wegen Nebels in Frankfurt konnte ein Hubschrauber mit Wärmebildkamera aber zunächst nicht wie geplant starten.

Der Frankfurter Hauptbahnhof liegt außerhalb der Sperrzone, der Bahnverkehr ist daher nicht von Einschränkungen betroffen. Die Bombenentschärfung könnte aber zumindest ab Mittag Folgen für den Luftverkehr haben. Denn bei Ostwind überqueren normalerweise einige Flugzeuge im Anflug auf den größten deutschen Flughafen in Frankfurt das Gebiet über dem Fundort der Bombe.

Zwei Krankenhäuser evakuiert

Am frühen Sonntagmorgen war die Stimmung in Frankfurt zunächst sehr entspannt. Viele Menschen hatten ihre Häuser offenbar schon am Samstag verlassen. Die Behörden hoffen, dass alle Menschen freiwillig die Sperrzone räumen. Ansonsten könnte der Zeitplan für die Entschärfungsaktion durcheinandergeraten. Die Patienten von zwei Krankenhäusern und die Bewohner mehrerer Altenheime waren bereits am Samstag in Sicherheit gebracht worden.

Der Frankfurter Oberbürgermeister Peter Feldmann (SPD) sagte beim Besuch eines Ausweichquartiers für Anwohner: „Bislang scheint alles zu klappen. Logistik und Vorbereitungen scheinen super zu sein.“ Man könne den Tag nutzen, um die Kultur in Frankfurt zu erkunden. Feldmann verteilt in der Messehalle Zettel, auf denen auf den freien Eintritt für betroffene Anwohner in städtische Museen hingewiesen wird.

Weil die alte Weltkriegsbombe mit 1,4 Tonnen Sprengstoff bei einer Explosion große Schäden anrichten könnte, hatten sich die Behörden zu der umfangreichen Evakuierung entschlossen. Die Bombe war bei Bauarbeiten nahe dem Campus Westend entdeckt worden.

Bereits am Samstag hatten wegen einer Bombenentschärfung in Koblenz (Rheinland-Pfalz) rund 21 000 Menschen ihre Häuser verlassen müssen. Die Entschärfung des Blindgängers aus dem Zweiten Weltkrieg gelang ohne Probleme.

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