Frauenfußball Champions League: Nichts und wieder nichts

Im Halbfinale gegen Barcelona rennen die Spielerinnen des FC Bayern unermüdlich gegen die Niederlage an – doch sie treffen das Tor nicht.

Lina Magull nimmt einen Kopfball an, Mini Estadi versucht, dazwischenzugehen

Lina Magull vom FCB im Zweikampf mit Barcelonas Mini Estadi Foto: reuters

BARCELONA taz | Wenn die heimischen Stars noch zu Fuß zum Stadion kommen wie gestern an einem trüben Morgen in Barcelona, dann kann zwar mit dem Duell zwischen dem FC Barcelona und dem FC Bayern ein Champions-League-Halbfinale zwischen zwei der renommiertesten Fußballvereine der Welt anstehen. Dann trifft aber nicht Lionel Messi auf Robert Lewandowski, sondern Lieke Martens auf Gina Lewandowski. Um den Endspieleinzug kämpften am Sonntagmittag die Frauenmannschaften ihrer Klubs.

Sowohl für Barça als auch für die Bayern ging es dabei um den ersten Einzug in das kontinentale Finale, und am Ende waren es die Katalaninnen, die nach dem 1:0 im Hinspiel mit dem gleichen Resultat triumphierten und damit das Finale am 18. Mai in Budapest erreichten.

Die bisherigen Titelträger Frankfurt (vier Titel), Potsdam (zwei), Wolfsburg (zwei) und Duisburg bleiben Deutschlands einzige Finalistinnen in der 18-jährigen Geschichte dieses Wettbewerbs.

Den Bayern nutzte es letztlich nichts, dass sie sogar ihren Mannschaftsbus importiert hatten. Vielleicht lag es daran, dass darauf nicht Gina Lewandowski, sondern Neuer, Müller und Alaba zu sehen waren? Die Mühe, das Gefährt auch mit den Gesichtern der Spielerinnen zu bemalen, machte man sich jedenfalls nicht.

Stinksauer in die Halbzeit

Im mit 12.764 Zuschauern nicht ganz gefüllten Mini Estadi neben dem großen Camp Nou mangelte es dem FC Bayern München nicht zuletzt am Glück. Sie gestalteten die Partie entweder ausgeglichen oder dominierten sie, scheiterten jedoch mehrfach an Pfosten und Latte. Zunächst durch Kapitän Melanie Leupolz, die in der 32. Minute mit einem fulminanten Schuss aus zwanzig Metern das Lattenkreuz traf. Wie schon in der letzten Minute des Hinspiels bei einem Freistoß von Sara Däbritz verhinderte das Torgestänge also einen Treffer, der dieses Halbfinale ausgeglichen hätte.

Barça tat sich zunächst schwer und brachte seine beste Spielerin, Martens, lange nicht entscheidend in Position – bis sie in der Nachspielzeit der ersten Halbzeit hinter Rechtsverteidigerin Lewandowski vorstieß und von dieser im Strafraum umgerissen wurde. Elfmeter. Mariona Caldentey verlud Bayern-Keeperin Laura Benkarth und schoss links unten ein.

Den Bayern nutzte es nichts, dass sie sogar ihren Mannschaftsbus importiert hatten. Vielleicht lag es daran, dass darauf Neuer und Müller zu sehen waren

Danach war gleich Pause, die Bayern-Spielerinnen stapften stinksauer in die Kabine, feuerten sich aber gleichzeitig noch einmal an – und schafften es tatsächlich, ihre Wut über den Spielverlauf in positive Energie umzuwandeln.

Die Münchnerinnen zeigten nach Wiederbeginn regelrechten Powerfußball – nur die Sache mit dem Glück blieb schwierig. Wobei natürlich auch Unvermögen mit im Spiel war, als Däbritz in der 51. Minute aus etwa acht Metern völlig freistehend den Ball rechts am Tor vorbei schob. Eine bessere Chance konnte es nicht geben, aber die letzte blieb es bei weitem nicht. Nach einem Schuss von Fridolina Rolfö drei Minuten später etwa war kaum zu erklären, wie der Ball noch an den Körper einer Barça-Verteidigerin und von dort nicht ins Tor, sondern darüber flog.

Künftige Alpträume von Latte und Pfosten

Eine gefährliche Hereingabe nach der anderen flog durch den Strafraum der Gastgeberinnen, doch das Resultat war: nichts und wieder nichts. Ein Freistoß der eingewechselten Jill Roord segelte über das Tor so wie ihr Flachschuss in der nächsten Szene knapp daneben ging (66.).

Mehr Bayern-Druck ging nicht? Doch, nachdem Hinspiel-Torschützin Kheira Hamraoui in der 70. Minute mit einer Gelb-Roten Karte wegen wiederholten Foulspiels zurecht vom Platz gestellt wurde. Sogleich neigte sich ein Kopfball von Roord unweigerlich ins lange Eck – wo Torhüterin Sandra Paños auf wundersame Weise noch ihre Finger an die Kugel bekam, sie an den Pfosten lenkte und sie danach einen halben Meter vor der Linie vor ihren Fuß fallen sah, mit dem sie die Szene klären konnte (73.).

Dann hatte die Schiedsrichterin genug von den Bearbeitungsversuchen durch Bayern-Trainer Thomas Wörle und verwies ihn der Coaching-Zone. Das Publikum johlte, bald jubelte es und schließlich schmetterte es aus tiefer Seele die Vereinshymne.

Barça steht erstmals im Finale, euphorisch fielen die Spielerinnen übereinander her. Die Münchnerinnen dagegen konnten ihr Unglück kaum fassen. Sie werden wohl noch länger Alpträume plagen von Latte und Pfosten in Barcelona.

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