Freiwilliger Wehrdienst: Kein Bock auf Bundeswehr

Fast jeder Vierte hat im Jahr 2012 seinen Freiwilligendienst in der Armee abgebrochen. Das Verteidigungsministerium hat die Gründe erhoben.

Gelöbnis in Dresden: Diese jungen Männer bleiben bei der Bundeswehr, doch viele sind mit der Atmosphäre unzufrieden. Bild: dpa

BERLIN taz | Fast jeder Vierte beendete im vergangenen Jahr seinen Freiwilligen Wehrdienst vorzeitig. Das geht aus einer Befragung von Abbrechern hervor, die das Verteidigungsministerium am Donnerstag in Berlin vorstellte. Demnach gaben mehr als die Hälfte der Befragten an, bessere berufliche Alternativen gefunden zu haben, vermissten Zukunftsperspektiven bei der Bundeswehr oder fühlten sich unter- bzw. überfordert.

Auch der Wunsch, dem privaten Umfeld nah zu sein, war laut der Studie ausschlaggebend. 22 Prozent waren mit dem Arbeitsklima im Dienst, mit dem Umgangston, mit der Unterkunft und mit der Verpflegung nicht zufrieden. Für einen Abbruch entscheiden sich die meisten Freiwilligen spontan innerhalb von einer Woche. Ein von den Befragten genannter Abbruchsgrund, hieß es am Donnerstag, sei etwa die Aussicht auf einen Studienplatz oder die Zusage für einen Ausbildungsplatz.

Ein großer Teil der Freiwilligen überbrücke mit dem Wehrdienst Wartezeiten in andere Ausbildungswege, erklärte Petra Müller, zuständig für das Personalmanagment in der Bundeswehr. Auf den ersten Blick bemerkbar macht sich die mangelnde Motivation oder Unzufriedenheit einiger Rekruten aber offenbar nicht. Als „hoch motiviert, pflichtbewusst und sehr gut ausgebildet“ beschreibt Generalleutnant Norbert Finster seine Bewerber.

In diesem Jahr waren es schon 13.000. Ziel der Bundeswehr ist es, bis Ende 2013 insgesamt 20.000 rekrutiert zu haben. Mit der Abbrecherquote von 24,7 Prozent ist Norbert Finster nicht zufrieden. Trotzdem reiche die Zahl derjenigen die weitermachen, sagt er. In dem Bericht zum Stand der Neuausrichtung der Bundeswehr vom 8. Mai 2013 werden zur Deckung des Mindestbedarfs 5.000 Freiwillige gefordert.

Beratung und Erlebnis fallen auseinander

Durchschnittlich verpflichten sich Freiwillige für 13 bis 15 Monate, mindestens neun Monate und höchstens 24 sind möglich. Nach einem Jahr können die Wehrdienstleistenden in einen Auslandseinsatz geschickt werden. Ob dieser ein möglicher Abbruchsgrund sein könnte, wurde nicht untersucht.

Eine erste Anlaufstelle für freiwillige Bewerber und Bewerberinnen sind die Beratungsstellen der Bundeswehr. Trotzdem könne es passieren, dass in der anschließenden Wehrausbildung „Beratung und Erlebnis auseinanderfallen“, erklärte Petra Müller, zuständig für das Personalmanagment in der Bundeswehr. Innerhalb der Umgestaltung der Bundeswehr, war die Einführung des Freiwilligen Wehrdienst eine der größten Reformen.

Neu eingeleitete Maßnahmen, wie zum Beispiel die Karriereberatung, konnten laut Norbert Finster bisher nicht auf die Abbrecherquote einwirken. Der Abteilungsleiter der Führung Streitkräfte betonte den „Lernprozess“ und die „schwierige Phase der Neuausrichtung“ in der sich die Bundeswehr befindet.

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