Gemeinschaftsprojekt: Wohnen unterm Kran

Auf einem früheren Kasernengelände in Oldenburg entsteht ein neues Wohnviertel – auch eine kleine Genossenschaft hat sich eingekauft.

Soldaten raus, Mieter rein: Lastwagen-Werkstatt auf dem Oldenburger Kasernen-Gelände. Foto: Manuela Sies

HAMBURG taz | Gearbeitet wird in der Werkstatt schon lange nicht mehr, aber die Reparaturgruben für die Lastwagen sind noch da. Auch die Krananlage, die mal Motoren wuchtete, hängt noch unter der Decke. Nebenan sind die früheren Büros und Werkzeuglager. Bald schon zieht hier eine neue Hausgemeinschaft ein. Die Genossenschaft Kreaktiv will die Halle auf dem Gelände einer Oldenburger Kaserne zu 14 Wohnungen zwischen 55 und 140 Quadratmeter umbauen. Die Werkshalle wird Gemeinschaftsraum - mit Kran. „Der ist denkmalgeschützt und muss hängen bleiben“, sagt Ulrich, Vorstand der Genossenschaft. Er geht mit ein paar Genossen durchs ehemalige Werkzeuglager, zeigt auf Kreidestriche am Boden, die markieren, wie die Wohnung aussehen soll.

Das Projekt ist Teil des Umbruchs auf dem Kasernengelände. Seit hier 2008 die letzten Bundeswehrsoldaten abgezogen wurden, entsteht das Quartier „Neu Donnerschwee“. Mehrere Bauherren wollen auf dem knapp 19 Hektar großen Gelände Wohnraum schaffen, etwa der Investor Parkresidenz Oldenburg, der den Großteil der denkmalgeschützten Backsteinbauten zu 750 Wohnungen umbaut. Stiftungen bauen am Rande des Geländes Häuser für barrierrefreies Wohnen und Kreaktiv will mit der Sanierung im Spätsommer starten. Bis hierhin war es ein langer Weg.

2012 hat sich Kreaktiv als Verein für gemeinschaftliches Wohnen gegründet. Die Mitglieder mussten zunächst ihre Vorstellungen zusammenbringen und ein geeignetes Gebäude finden. Je weiter das Projekt voran schritt, desto mehr Fragen kamen auf, etwa nach der Rechtsform. Schließlich gründeten 18 der 22 Vereinsmitglieder eine Genossenschaft, die die Verhandlungen führt sowie den Grundstückskauf und den Bau abwickelt. Auch die Finanzierung musste geklärt werden. „Wir sind eben Privatleute mit normalen Einkommen“, erklärt Genossenschaftsmitglied Jürgen. Die Banken hätten gezögert, weil sie sich mit Gemeinschaftsprojekten schwer täten. Auch bis der Denkmalschutz mit den Umbauplänen einverstanden war dauerte es über ein Jahr. Jetzt stehen Finanzierung und Sanierungsplan.

Die Sanierung wird insgesamt 2,5 Millionen Euro kosten - davon musste die Genossenschaft 500.000 Euro als Eigenkapital aufbringen. Ist alles fertig umgebaut, bleiben die Genossen Eigentümer des Grundstücks, der Gemeinschaftsräume und einer Wohnung, die sie vermieten wollen. Die übrigen Wohnungen gehen in den Besitz der Genossenschaftsmitglieder über. Eine Wohnung ist noch frei, sie suchen jemanden, am liebsten eine Familie mit Kindern.

„Im Vordergrund steht die Gemeinschaft“, sagt Genossenschaftsmitglied Jürgen. Es wird einen Gemeinschaftsgarten geben und die ehemalige Werkstadt soll für Bewohner des neuen Quartiers geöffnet werden. Unter dem alten Kran sollen dann Reparatur- oder Bücher-Cafés stattfinden, so die Idee. Damit wird sich die Kreaktiv-Gemeinschaft wohl gut in das neue Quartier einfügen, in dem nach dem Willen der Planer Wohnen und Gemeinschaft zusammenkommen sollen.

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