Gendergerechte Sprache: Echt der letzte Müll

Binnen-I, Asterisk, Unterstrich, Partizipbildungen… Bevor der Duden sich festlegt, liefern wir noch schnell 10 Argumente gegen das Gendern.

Eine Frau spricht in ein Megafon

Binnen-I, Asterisk, Unterstrich, Partizipbildungen – muss gendergerechte Sprache wirklich sein?! Foto: Clem Onojeghuo/Unsplash

1) Gendergerechte Sprache macht ganz simple Sätze sinnlos kompliziert. Lesen Sie mal folgende Abhandlung über das Doppelspaltmodell in der Quantenphysik: „Ein Lichtteilchen oder Photon fliegt auf einen Doppelspalt zu und trifft dahinter auf einen Schirm, sodass Wissenschaftler es nachweisen können. Die Eigenheiten der Quantenphysik bewirken, dass die Photonen dabei nicht gehäuft hinter den beiden Spalten auftreffen, sondern ein Interferenzmuster erzeugen, wie man es eigentlich von Wellen erwartet – wie bei Schall- oder Wasserwellen, die durch beide Spalte treten können. Und doch erzeugt jedes Photon nur einen einzigen wohllokalisierten Punkt.“ Und jetzt stellen Sie sich das mit Gendersternchen vor: Sie verstehen wirklich gar nichts mehr.

2) Selbstbewusste Frauen brauchen so einen Quatsch nicht. Die Dauerbeleidigten, die sich bei „Professoren“ und „Managern“ nicht mitgemeint fühlen, haben diese Titel sowieso nicht verdient. Übrigens: Auch wer weniger verdient als männliche Kollegen, muss eben lernen zu verhandeln. Selber schuld.

3) Die männliche Form für alle benutzt man schon „seit 2.000 Jahren“. Hat der Bundesgerichtshof gesagt. Mit Sprache ist es wie mit Wein: Die Jahre zeugen von Qualität. Wie vor Jahrhunderten schon geschrieben wurde, kann also nicht falsch sein. Siehe Martin Luthers Vorrede zu seiner Übersetzung des Neuen Testaments von 1522: „Es were wol recht vnd billich, das dis buch on alle vorrhede vnnd frembden namen außgieng, vnnd nur seyn selbs eygen namen vnd rede furete, Aber die weyl durch manche wilde deuttung vnd vorrhede, der Christen synn da hyn vertrieben ist, das man schier nit mehr weys, was Euangeli oder gesetz, new oder alt testament, heysse, fodert die noddurfft eyn antzeygen vnd vorrhede zu stellen, da mit der eynfelltige man, aus seynem allten wahn, auff die rechte ban gefuret vnd vnterrichtet werde, wes er ynn disem buch gewartten solle, auff das er nicht gepott vnnd gesetze suche, da er Euangeli vnd verheyssung Gottis suchen sollt.“ Schön, oder?

4) Sprache soll Wirklichkeit abbilden. Und die ist nun mal ungerecht. Passt doch.

5) Mit dem generischen Femininum, äh Maskulinum sind Männer, äh Frauen doch auch immer mit gemeint. Zur Untermauerung der These ein Auszug aus Gerd Brantenbergs „Die Töchter Egalias“: „Schließlich sind es immer noch die Männer, die die Kinder bekommen“, sagte Direktorin Bram und blickte über den Rand der Egalsunder Zeitung zurechtweisend auf ihren Sohn. Es war ihr anzusehen, daß sie gleich die Befrauschung verlor. (…) „Aber ich will Seefrau werden!“ (…) Seine Schwester lachte gemein. Sie war anderthalb Jahre jünger als er und ärgerte ihn immer. „Haha! Ein Mann soll Seefrau werden? Denkste!“ Neunmalklug fügte sie noch hinzu, daß der Widersinn doch schon in den Wörtern liege. „Eine männliche Seefrau! Der blödeste Ausdruck seit Wibschengedenken! Ho, ho! Vielleicht solltest du Schiffsjunge werden? Oder Zimmermann? Oder Steuermann?! Ich lach’ mich tot. Alle Männer, die zur See gehen, sind entweder Prostis oder Fallüster.“ „Fallüster?“ „Fallüster, ja! Sicher! Und in jedem Hafen stehen die Prostis in Reih mit Glied, um die Seefrauen zu empfangen!“ (…) „Papa, muß Petronius nicht bald einen PH tragen?“ Petronius wurde puterrot.

6) Das dritte Geschlecht soll einen eigenen Ankreuzkasten im Personenstandsregister bekommen. Das ist doch der beste Beweis dafür, dass wir nichts gegen die haben. Jetzt aber die ganze Sprache auf den Kopf stellen deswegen ist doch wirklich übertrieben.

Das Gendersternchen * wird vorerst nicht in den Duden aufgenommen (taz-Vorbericht). „Die Entwicklung beim Thema 'geschlechtergerechte Schreibung' ist nicht so weit gediehen, dass das Regelwerk der amtlichen deutschen Rechtschreibung geändert werden sollte“, entschied der Rat für deutsche Rechtschreibung laut Mitteilung am Freitag. Die weit verbreitete Praxis, von Frauen und Männern in weiblicher und männlicher Form, im Plural oder in Passivkonstruktionen zu schreiben, werde den derzeitigen Erwartungen am ehesten gerecht.

7) Das generische Maskulinum reicht vollkommen, es meint ja nicht Männer. Eigentlich sind nicht nur Frauen, sondern auch Männer in dieser männlichen Form „bloß mitgemeint“. Das hat der Deutschlehrer Tomas Kubelik in seinem Buch „Genug gegendert! Eine Kritik der feministischen Sprache“ erklärt. Die Form ist also schön neutral und vollkommen losgelöst von Geschlecht oder Stereotypen. Sieht man doch: Dieser Satz richtet sich an alle Chefs, Ärzte, Lehrer, Sekretäre, Putzmänner und Krankenbrüder.

8) Weil es ein Schritt zu mehr Demokratie ist. Und wenn wir damit einmal anfangen, wollen alle anderen unterrepräsentierten oder sonstwie diskriminierten Gruppen am Ende auch Gerechtigkeit. Wo kämen wir denn da hin? Das wäre wirklich sehr anstrengend.

9) Wir haben wichtigere Probleme. Kinder in Afrika zum Beispiel. Und Klimawandel.

10) Mal ehrlich: es sieht einfach scheiße aus. Mit diesen ganzen Strichen und Sternchen – wer hat da noch Lust, weiterzulesen? Eben.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Wir würden Ihnen hier gerne einen externen Inhalt zeigen. Sie entscheiden, ob sie dieses Element auch sehen wollen.

Ich bin damit einverstanden, dass mir externe Inhalte angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr dazu in unserer Datenschutzerklärung.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.