Gespaltener Club: Pudel im Haifischbecken

Im Streit um den Golden Pudel Club hat Mit-Besitzer Wolf Richter die Teilungsversteigerung angekündigt. Das Haus könnte so zum Spekulationsobjekt werden.

Will den Pudel als gemeinschaftlich nutzbaren Ort auf ewig weiterbetreiben: Mitgründer Schorsch Kamerun. Bild: dpa

Dem Golden Pudel Club am St. Pauli Fischmarkt droht nach jahrelangem Streit seiner Besitzer nun die Teilungsversteigerung. Das bedeutet: Ein Haus wird zu Geld gemacht, sodass die Besitzer es aufteilen können. Dieses Szenario kündigte einer der beiden Pudel-Besitzer, Wolf Richter, der anderen Partei nun über seinen Anwalt an.

Die beiden Pudel-Inhaber liegen seit Jahren im Clinch: Das Pudel-Kollektiv um den Entertainer und Schriftsteller Rocko Schamoni will den Club als unkommerziellen Freiraum betreiben. Seinem ehemaligen Jugendfreund und Miteigentümer Wolf Richter wirft Schamoni vor, kommerzielle Interessen zu verfolgen. Richter hält dagegen: „Der Pudel ist genauso kommerziell: Sie verkaufen Beck’s, Leute verdienen ganz normal ihr Geld. Und das ist ja auch gar nicht verwerflich.“ 2011 verpachtete er die oberen Etage an einen externen Gastronomiebetrieb und tauschte die Türschlösser aus. Damit war der Pudel nicht nur ideologisch, sondern auch räumlich gespalten.

Im September landeten die Streitparteien vor Gericht. Dort ging es auch um die Kosten: Richter sollte sich an den Nebenkosten beteiligen sowie an der Tilgung der Kredite und den entstandenen Baukosten, die das Pudel-Kollektiv nach eigenen Angaben jahrelang allein getragen hatte. Das Gericht ordnete an, dass Richter sich an den Kosten beteiligen und Schamoni wieder Zugang zum Obergeschoss gewähren müsse.

Das steht nun seit März leer. „Die haben mir das Oberstübchen kaputt gemacht“, sagt Wolf Richter. „Da Rocko Schamoni sich an Verträge nicht hält, muss es zu einer Trennung kommen.“ Im Pudel-Kollektiv dagegen vermutet man anderes: „Wahrscheinlich hatte er keine Lust, sich an den Kosten zu beteiligen und hat sich deshalb für eine Versteigerung entschieden“, sagte Mitbegründer Schorsch Kamerun zur taz.

Seit 1993 besteht der Club am Fischmarkt 27 als experimentelle Bühne und Undergroundladen für Musik und Kunst.

Das Gebäude am St. Pauli Fischmarkt war 1995 vom Abriss bedroht. Zeitgleich begann der Planungsprozess für den von AnwohnerInnen entwickelten Park Fiction. Der Pudel Club wurde in das Konzept integriert und das Gebäude damit vom Abriss gerettet.

Im Dachgeschoss beherbergt der Pudel Club die öffentlichen Toiletten für den Park sowie das Archiv. Im Gegenzug stellte die Stadt einen sechsstelligen Betrag für die Sanierung des Gebäudes zur Verfügung.

Die ehemaligen Jugendfreunde Rocko Schamoni und Wolf Richter kauften das Haus 2008, um seine Existenz dauerhaft zu sichern. Seit 2011 kommunizieren sie nur noch über ihre Anwälte.

Der Pudel lässt sich nicht auf einen Geldwert reduzieren

Die Teilungsversteigerung wird das Pudel-Kollektiv kaum verhindern können. Rocko Schamoni und dem Pudel-Kollektiv gefällt das nicht. „Ziel einer solchen Teilungsversteigerung ist es ja, einen Wert zu erzeugen und ihn nach oben zu treiben“, sagte Schamoni zur taz. „Das ist nicht in unserem Sinne.“ Man habe schließlich nie Profit aus dem Pudel schlagen wollen. Kamerun: „Der Pudel lässt sich nicht auf einen Geldwert reduzieren.“

Kommt es nun aber zur Versteigerung, bleibt dem Kollektiv vielleicht nichts anderes übrig, als selbst mitzubieten. Und das könnte auch eine Chance sein: „Sollten wir den Pudel irgendwann ganz besitzen, werden wir eine Stiftung daraus machen“, sagte Schamoni der taz. Ohne die Zustimmung des zweiten Teilinhabers wäre das nicht möglich.

Bis 2024 läuft noch ein Mietvertrag zwischen den Besitzern und dem Pudel-Kollektiv für das Erdgeschoss. Auch im Falle eines Eigentümerwechsels wäre der Clubbetrieb also bis dahin gesichert. Aber das reicht der „Pudel-Familie“ nicht. „Wir wollen den Pudel als gemeinschaftlich nutzbaren Ort weiterbetreiben, und zwar auf ewig“, sagt Kamerun. Es gehe schließlich um einen Ort, auf den die Öffentlichkeit ein Recht habe.

Mit einer Kampagne unter dem Motto „The Freaks are allright“ warnt das Kollektiv potenzielle Investoren: „Wer bist du, dass du glaubst, uns einfach kaufen zu können? Denk mal drüber nach, mit wem du dich hier anlegen willst.“ Auch an die Stadt appellieren die Betreiber: Es sei schließlich auch für die Öffentlichkeit wichtig, den Pudel als Freiraum zu erhalten.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.